Die Entscheidung von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD), drei Kinder mit Förderbedarf vom Gymnasium Horn zu nehmen, hat in den Bürgerschaftsfraktionen für unterschiedliche Reaktionen gesorgt. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Mustafa Güngör, spricht von einem "Armutszeugnis für die Schulleitung”. Es könne nicht sein, dass sechs Schulen völlig problemlos W&E-Klassen zum Schuljahresstart eingerichtet hätten und dies bei einer Schule nicht gelinge, sagt er.
W&E steht für Beeinträchtigungen im Bereich Wahrnehmung und Entwicklung. Die drei Kinder, die nun die Schule wechseln müssen, haben also eine geistige Behinderung und sollen in speziell eingerichteten Inklusionsklassen beschult werden. Güngör empfindet es als "skandalös und unverantwortlich den Kindern gegenüber", dass die Einrichtung einer solchen Klasse in Horn gescheitert sei.
Auch der bildungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Matthias Güldner, bewertet Bogedans Schritt als grundsätzlich positiv. "Es ist absolut richtig, diesen Konflikt nicht auf dem Rücken der Kinder auszutragen." Zugleich mahnt er an: „Es darf nicht hingenommen werden, dass sich die Schulleiterin mit ihrem Widerstand gegen die Inklusion durchsetzt."
Kristina Vogt, Chefin der Linksfraktion, sagt, die Causa Horn sei ein Beispiel dafür, dass strukturelle Veränderungen zu scheitern drohten, wenn sie von oben angeordnet würden. „Das Bildungsressort hätte sich vor einem Jahr Zeit nehmen sollen, die Schule mitzunehmen und vorzubereiten“, sagt sie. Das Gymnasium Horn dürfe aber nicht aus seiner Inklusionspflicht entlassen werden.
Der bildungspolitische Sprecher der CDU, Thomas vom Bruch, nennt den Umgang mit der Schule und der Schulleitung in der Öffentlichkeit dagegen „geradezu schäbig und unverantwortlich“. „Nach wie vor gibt es offensichtlich überhaupt keinen Willen, konstruktiv und auf Augenhöhe mit den Lehrerinnen und Lehrern umzugehen“, sagt er. Dies schade der Umsetzung der Inklusion insgesamt.
Karsten Krüger von der Bildungsgewerkschaft GEW bezieht in seiner Kritik darauf, dass an der Schule weiterhin ein Sonderpädagoge fehlt. „Es ist traurig und peinlich, dass es Bremen nicht gelingt, die wichtigen Stellen für die Inklusion mit Sonderpädagogen zu besetzen“, sagt er. Die Verantwortung dafür, dass dies nicht gelingt, sieht er bei der Behörde. „Natürlich fehlen bundesweit Sonderpädagogen, aber Bremen gelingt es an vielen Schulen nicht, Stellen für Sonderpädagogen zu besetzen.“