Vor einiger Zeit wurde das Ortsamt in Huchting auf eine größere Anzahl blau-grauer Kleidercontainer aufmerksam, die – gleichsam über Nacht – im Stadtteil auftauchten. Nun sind Kleidercontainer nicht wirklich spektakulär, doch diese hatten so gar nichts, was sie identifizieren konnte. „Normalerweise weisen die Container Aufkleber der Organisation auf, die sie aufgestellt hat, und die im Falle einer Beschädigung informiert werden sollte“, erläutert Harald Homann, Stadtteilassistenz im Ortsamt Huchting. Merkwürdig war auch, dass niemand von der Bremer Abfallwirtschaft Kenntnis von der Aufstellung der etwa zehn Container an unterschiedlichen Standorten in Huchting hatte.
Seriöse Container-Betreiber wissen, dass sie in den Gemeindeverwaltungen und Rathäusern einen Antrag stellen müssen, um einen Container aufzustellen. Darüber wird ein Vertrag abgeschlossen und eine Standgebühr vereinbart. Sollten Container auf einem Privatgrundstück, etwa einem Supermarkt, abgestellt werden, müssen ebenfalls Standgebühren an den Eigentümer gezahlt werden. „Über eine Sondergenehmigung ist uns nichts bekannt“ so Homann.
Kleidercontainer sind möglicherweise gestohlen
Nun könnte angenommen werden, es sei ja nicht so schlimm, der Inhalt dieser Container komme schlussendlich bedürftigen Mitmenschen zugute. Doch Homann hatte hier seine Zweifel. „Ich habe mir die Container angesehen und festgestellt, dass die Behälter übermalt zu sein schienen, bei einigen war sogar noch etwas von der darunterliegenden Beschriftung erkennbar. Unser Verdacht geht dahin, dass die Container irgendwo entwendet und dann umgestrichen wurden“, so Homann.
Dieser Verdacht ergibt sich daraus, dass weitere in Huchting aufgefundene Container einer Firma, die Altkleider für Ukraine-Flüchtlinge sammelte, sich ebenfalls als gestohlen herausstellten. „Nachfragen bei dieser Firma haben ergeben, dass im Zeitraum zwischen 2013 bis 2019 etwa 200 Container entwendet wurden. Die Container haben pro Stück einen Wert von etwa 500 Euro, für den Eigentümer also ein herber Verlust. Der illegale Aufsteller spart sich Gebühren, Anmeldung, Versicherung, Sachkundenachweis und vieles mehr“, ärgert sich Harald Homann.
Hilfsbereitschaft wird ausgenutzt
Im Ortsamt ist man auch darüber verärgert, dass die illegal aufgestellten Container hilfsbereiten Huchtinger Bürgern suggerieren würden, etwas Gutes für bedürftige Mitmenschen zu tun. „Hilfe ist sehr wichtig, aber hier vermuten wir, dass die in diesen Containern gesammelten Kleidungsstücke, die noch gut brauchbar sind, irgendwo in den Handel kommen“, so Homann.
Genau dieser Verdacht scheint sich jetzt erhärtet zu haben. Einer aufmerksamen Huchtingerin fiel in den vergangenen Tagen ein Fahrzeug auf, das solche Kleidercontainer leerte und eine für die Zeugin nicht stimmige Beschriftung zeigte. Sie gab die Informationen an das Ortsamt weiter und hier machte sich Harald Homann an die Recherche. Er fand heraus, dass eine Firma ihr Firmenfahrzeug an ein Autohaus im Bremer Umland verkauft hatte. Angeblich hat dieses Autohaus dann das Fahrzeug, ohne die Firmenbeschriftung des Vorbesitzers zu entfernen, an eine andere Firma verliehen, die zufälligerweise im Internet gebrauchte Kleidung über eine bekannte Internet-Plattform verkauft.
Offizielle Abgabestellen nutzen
„Wir bleiben hier dran“, sagt Harald Homann „unser Ziel muss es nun sein, diese Container schnellstmöglich aus dem Stadtteil zu entfernen“. Er rät hilfsbereiten Mitmenschen, Bekleidung nur in Container auf den offiziellen Containerplätzen oder dem Recyclinghof zu werfen.
Gute Bekleidung sollte direkt bei der Caritas, dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und anderen offiziellen Hilfsorganisationen oder auch bei Einrichtungen für die Stadtteile, wie beispielsweise „Huchting hilft“, hinter dem Roland Center, abgegeben werden.