Höhere Wasserstände bei Hochwasser, Dauerregen und Sturmfluten: Wie sicher ist die Bevölkerung hinter den Deichen Huchtings? Dieser Frage ging der Beirat Huchting auf seiner jüngsten Sitzung im Bürger- und Sozialzentrum Huchting nach. Dazu hatten sich die Mitglieder des Beirates Michael Dierks, Geschäftsführer des Deichverbands am linken Weserufer, eingeladen.
Dierks stellte die Aufgaben des Deichverbandes am Linken Weserufer und hier ins besonders den Hochwasserschutz vor. Gegründet wurde der Deichverband am 1. Oktober 1947 als Zusammenschluss aus drei Deichverbänden und mehr als 20 kleinen Be- und Entwässerungsverbänden, der sich um die Durchführung aller nötigen Arbeiten kümmert. Die derzeit etwa 32000 Mitglieder des Deichverbandes sind die beitragspflichtigen Grundstückseigentümer im Gründungsverbandsgebiet, hinzu kommen Eigentümer in später hinzugekommenen kleinen Gebieten sowie die Stadtgemeinde Bremen, die dem Verband im Jahre 2001 gegen Erstattung der Kosten die Unterhaltung und den Betrieb der Gewässer erster Ordnung wie Ochtum, Varreler Bäke, Werdersee, und Kleine Weser sowie zahlreicher wasserwirtschaftlicher Anlagen wie beispielsweise das Wehr in der Kleinen Weser übertragen hat.

Das Schöpfwerk regelt den Wasserstand des Huchtinger Fleets und die Entwässerung des Stadtteils.
Ohne Deiche gäbe es bei jeder Flut Überschwemmungen
„Gäbe es in Bremen keine Deiche, stünden 85 Prozent des bremischen Stadtgebietes bei jeder normalen Flut unter Wasser“, machte Dierks anhand eines historischen Geländeschnitts Bremens aus dem Jahr 1975 deutlich. Der Bemessungswasserstand lag 1975 noch bei etwas mehr als sechs Metern über dem Meeresspiegel, der Huchtinger Bahnhof erreicht jedoch nur etwa 5,70 Meter, und der Ortskern Huchtings liegt sogar deutlich tiefer. Inzwischen ist der Bemessungswasserstand 2017 auf 7,38 Meter angehoben worden, und zukünftig rechnen die Wasserwirtschaftler sogar mit weiteren Anstiegen.
Drei Säulen bilden die Unterhaltungspflichten des Deichverbandes am linken Weserufer, führte Dierks aus. Zum einen seien dies die 145 Kilometer Gewässer erster und zweiter Ordnung, dazu kämen 27 Kilometer Weserdeiche und 37 Kilometer Deiche hinter dem Ochtumsperrwerk, sowie zwölf Kilometer Hochwasserdeiche und sonstige Hochwasserschutz-Anlagen. Als dritte Säule kommen noch zehn Schöpfwerke zur Bewässerung und sowie acht Schöpfwerke zur Entwässerung dazu.
Ringdeiche schützen Grolland und Huchting
Huchting ist dabei komplett durch einen Ringdeich eingedeicht und so vor Überflutungen aus der Varreler Bäke und beiden Ochtum-Armen geschützt, erklärte Dierks. Ein ähnlicher alter Ringdeich schütze auch Grolland, allerdings sei dieser durch die Ochtum-Umlegung etwas aufgelöst. Das Schöpfwerk Huchting-Nord entwässert den Ringdeich Huchting.
Wenn eine Sturmflut, wie etwa die vom 22. Dezember vergangenen Jahres, auf Bremen zurollt, gehen zunächst die Flächen vor dem Deich und sogenannte Retentionsräume, also Überflutungsflächen, wie etwa die Ochtumniederung, (geplant) unter. Geschätzt konnten damals etwa eine Million Kubikmeter Wasser durch die Rückhaltegebiete aufgenommen werden.
Das Sturmflutjahr 2022/2023 sei äußerst arm an Sturmfluten gewesen, erklärte Dierks, das Jahr 2023/2024 hingegen weise deutlich mehr und sogar schwere Sturmfluten auf. Zudem gab es in den Tagen im Dezember 2023 und Januar 2024 Tage mit fünf und mehr Litern Niederschlag pro Quadratmeter. Dadurch sei besonders die Mittelweser im Bereich Habenhausen stark angeschwollen.
Auf die besorgte Nachfrage aus dem Beirat, ob die Deiche aufgrund der hohen Wasserstände und der kräftigen Niederschläge noch sicher seien, konnte Dierks die Anwesenden beruhigen: „Die Deiche sind in einem guten Zustand, hinter ihnen ist man sicher!“