Ein virtueller Spaziergang über die geplante Brücke zwischen Piepe und Stadtwerder ist schon heute möglich. Im Internet haben die Planer ein dreidimensionales Modell eingestellt. Es zeigt, wie sich das neue Bauwerk in Zukunft einfügen soll in die Umgebung an der kleinen Weser. Der mögliche Baustart ist noch unbekannt. Aber die Fachleute haben schon sehr konkrete Vorstellungen davon, wie die Bauphase ablaufen soll. Ein Überblick.
Was ist der Hintergrund der Planung?
Die neue Brücke ist ein Teil des "Wesersprung Mitte" genannten Bauprojekts, das eine zweite Brücke vom Stadtwerder bis zur Tiefer auf der rechten Weserseite vorsieht. Und die beiden neuen Brücken für den Fahrrad- und Fußverkehr wiederum sind ein Puzzlestück, um die neue Fahrradpremiumroute Wallring weiter durch die Neustadt rings um die erweiterte Innenstadt zu führen. Eingebettet ist das Ganze in das Innenstadtkonzept 2025, das den Ringschluss und die bessere Erlebbarkeit der Wallanlagen auf beiden Weserseiten zum Ziel hat.
Wie soll die Brücke aussehen?
Der "kleine Wesersprung" von der Piepe bis zum Stadtwerderpark nimmt von seiner Architektur her die mäandernde Form der Wallanlagen auf. Ein geschwungener Bogen aus Stahl trägt die etwa 100 Meter lange Brücke, die darunter an Stahlseilen hängt. Nicht ganz einfach, erklärt Fabio Baniseth vom Planungsbüro Schüßler-Plan, das die Brücke entworfen hat. Immerhin gebe es in Deutschland noch keine Fahrrad- und Fußgängerbrücke, die ganze acht Meter Breite zu bieten habe.
Je vier Meter sind vorgesehen für den Fahrrad- und den Fußgängerweg. Um Konflikte zu vermeiden. Damit die Brücke bei Wind oder durch viele Menschen, die gleichzeitig darauf unterwegs sind, nicht übermäßig in Schwingung gerät, müssen extra Dämpfer eingebaut werden, die das Bauwerk stabilisieren.
Was passiert während der Bauarbeiten?
Während der Bauarbeiten werden an beiden Seiten große Flächen für Maschinen und Material benötigt. Der komplette Piepebogen wird dafür in Beschlag genommen und der Weg an dem kleinen Gewässer für die Baustraße etwas verbreitert. Der St.-Pauli-Deich als Alternative scheidet aus, weil die Zufahrt zum Teil zu eng wäre und man den Krankenhausbetrieb nicht stören will, sagen die Planer.
Der Weg auf der Deichkrone muss sicherlich phasenweise gesperrt werden, so viel steht schon fest. Momentan arbeiten die Fachleute noch an der Frage, was die günstigste Umleitungsstrecke für Radfahrer und Fußgänger in dieser Zeit ist.
Auf der anderen Seite wird der Stadtwerderpark als Abstellfläche genutzt. Der erst 2013 hergerichtete Park für das Neubaugebiet wird dafür quasi abgeräumt, nur die Altbaumbestände auf Seite der Hochschule sowie die Kastanienreihe auf der Seite der Neubauten werden durch Bauzäune geschützt. Die Spielplätze, Bänke und Fahrradständer werden zunächst abgebaut – aber nur für die Bauzeit.
Müssen Bäume gefällt werden?
Die Pläne zeigen: Besonders am Ufer auf der Stadtwerderseite müssen zahlreiche Bäume und Sträucher gerodet werden, um der Brücke Platz zu machen. Fällungen, die sich nicht vermeiden ließen, versichert ein Fachmann des Amtes für Straßen und Verkehr, werden durch Neupflanzungen kompensiert. Und zwar direkt wieder im Stadtwerderpark. 70 bis 80 Bäume und Sträucher, so heißt es seitens der Umweltbehörde, werden verschwinden und Ersatz bekommen.
Wird sich der Stadtwerderpark verändern?
Wenn die Brücke fertig ist, folgt der Wiederaufbau des Stadtwerderparks. Dort werden Rad- und Fußweg getrennt von der Brücke zur Werderstraße geführt und umrahmen dann die neue Spielfläche, die zentral in der Mitte wieder aufgebaut wird. Wie gewohnt mit getrennten Spielbereichen für jüngere und ältere Kinder.
Auch Sitzbänke, Fahrradständer und Mülleimer kommen wieder in den Park. Die neuen Bäume und Sträucher sollen in Gruppen gepflanzt werden als kleine Inseln. Damit auch der Zugang zur kleinen Weser von der Brücke aus möglich ist, gibt es barrierefreie Abfahrten und Wege zum Wasser.
Für den Bau der großen Weserbrücke darf der Park dann nicht erneut als Bauplatz verwendet werden, versichern die Behördenvertreter.
Wie wird der Radverkehr an den Anschlüssen weitergeleitet?
Wer häufig mit dem Rad an der kleinen Weser und auf dem Stadtwerder unterwegs ist, fragt sich automatisch: Wie soll es möglich sein, besonders die schnellen Fahrradfahrer auf der Premiumroute konfliktfrei über den Deich und die Werderstraße zu bekommen? Denn besonders zu Stoßzeiten wie am Wochenende ist dort so einiges an Verkehr unterwegs. Die Lösung der Fachleute für die Werderstraße lautet: Keine Ampel, sondern ein "Hochbord" über die Straße soll es richten. Autos sollen halten, der Querverkehr von den neuen Fahrradbrücken hat Vorfahrt.
Auf Seite der Piepe soll die Radpremiumroute später über den Piepebogen ins Buntentor weitergeführt werden. Am Anschluss der Brücke an den Deich soll ein großzügiger Vorplatz entstehen, der mehr Raum zum Ausweichen bietet als bisher an dieser Stelle. Wie genau der aussehen wird, ist momentan noch unklar. Denn das wiederum hängt am Hochwasserschutz-Projekt Stadtstrecke. Bis der Deich auf Höhe der Piepe erhöht wird, müssen deshalb auch sanft ansteigende Rampen den Höhenunterschied von einem Meter von Brücke und heutigem Deich ausgleichen. Wenn die Stadtstrecke fertig ist, entfällt die Rampe.
Gibt es Kritik?
Die Grundsatzkritik einiger Neustädterinnen und Neustädter an der Brücke ist weniger geworden, aber noch nicht verebbt. Im Zentrum der Kritik steht der Zweifel an dem Nutzen der Brücke in so geringem Abstand zur Wilhelm-Kaisen-Brücke. Doch genau das ist Ziel der Bremer Verkehrsplaner, die Konflikte auf der nach ihrer Einschätzung überlasteten Brücke zu entschärfen und Radfahrern sowie Fußgängern eine sichere und attraktive Alternative zu bieten. Der Beirat äußert sich positiv zu dem Projekt.