Brandinspektor Gerald Knuschke von der Freiwilligen Feuerwehr Huchting kann sich noch gut daran erinnern, wie er als Kind in den 70er-Jahren seinen Vater zu den Übungsdiensten in das 1936 gebaute Feuerwehrhaus an der Obervielander Straße 26 begleitet hat, wo die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr regelmäßig übten. „Wir waren ein Kreis von Feuerwehr-Kindern“, erzählt Knuschke schmunzelnd. Die Jungs guckten zu, was die Väter da machten, reichten vielleicht auch mal ein paar Dinge an und lernten so, fast ohne es zu merken, was ein Feuerwehrmann können und wissen muss.
„Die Feuerwehr Huchting war damals mit der Freiwilligen Feuerwehr Roßbach im nordhessischen Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis, befreundet“, erinnert sich Knuschke. Deren Wehrführer Reinhard Hoffmann habe sich immer ein wenig darüber lustig gemacht, dass Bremen damals das einzige Bundesland ohne Jugendfeuerwehr war. „Das hat den Wehrführer der Huchtinger Freiwilligen Feuerwehr, Rolf Tiemann, irgendwie gewurmt, und so hat er gemeinsam mit dem Wehrkommando in Huchting 1974 beschlossen, auch eine Jugendgruppe zu gründen“, erzählt Knuschke.
Zunächst sei die Jugendgruppe allerdings ein rein internes Huchtinger Projekt gewesen. Der Feuerwehrkamerad Walter Halang, der über pädagogische Vorkenntnisse verfügte, wurde zum Jugendfeuerwehrwart bestimmt. Gerald Knuschke, 1974 gerade einmal 16 Jahre alt, wurde Jugendgruppenleiter. „Heute wird diese Position Jugendsprecher genannt“, wirft Patric Lackmann, der heutige Jugendfeuerwehrwart, lachend ein.
Sechs Jungs bildeten damals die erste Jugendgruppe in Huchting und damit auch in Bremen: Wilfried Büssenschütt, Heinz-Gerhard Goldmann, Michael Iden, Gerald Knuschke, Carsten Schmidt und Robert Tädgenhorst. „Die Feuerwehr Huchting hat aus eigener Tasche die nötige Versicherung für uns bezahlt, ausgerüstet wurden wir mit ausgedienten Klamotten der Bremer Feuerwehr“, weiß Knuschke noch. Irgendjemand im Kommando hatte da gute Verbindungen zur Kleiderkammer und nutzte diese. „Die Stadt Bremen hat unseren Huchtinger Versuchsballon stillschweigend geduldet.“
Seit 1974 dabei
Das offizielle Gründungsdatum der Jugendgruppe Huchting steht mit dem 29. Mai 1974 in den Annalen der Huchtinger Feuerwehr. „Gefeiert wird in diesem Jahr aber am 1. Juni“, betont Knuschke, der seiner Feuerwehr vom ersten Tag in der Jugendgruppe an treu geblieben ist.
Nach dem Jugendgruppenleiter wurde Knuschke nach seinem Übertritt mit 18 Jahren in die aktive Wehr zunächst Betreuer und anschließend stellvertretender Jugendwart, von 1980 bis 1982 war er verantwortlicher Jugendwart. Später wurde er sogar Wehrführer in Huchting. Jetzt steht Knuschke seinen Feuerwehr-Kameraden und -Kameradinnen in der Reserve- und Unterstützungseinheit zur Seite. „Irgendwann brauche ich keinen Alarmstuhl mehr zu bauen“, sagt er lachend und spielt auf die Angewohnheit der Feuerwehrleute an, ihre Kleidung abends so vorzubereiten, dass man sich im Falle eines Alarms blitzartig im Dunkeln anziehen kann. Die nächste Abteilung, in die Knuschke wechselt, wird die Alters- und Ehrenabteilung sein. „Aber da habe ich noch ein paar Wochen Zeit“, sagt er mit einer gewissen Wehmut in der Stimme.

Patric Lackmann ist Jugendwart der heutigen Huchtinger Jugendwehr,
Ausbildungsprogramm ist weitestgehend gleich geblieben
Das Eintrittsalter für die Jugendgruppe wurde 1974 auf zwölf Jahre festgelegt, heute ist das Alter auf zehn Jahre gesenkt. Die Jugendlichen lernten die Feuerwehr-Dienstvorschriften kennen und übten den Löschangriff, dazu kamen die Geräte- sowie Knotenkunde. Allgemeine Jugendarbeit, wie sie heute üblich ist, standen nicht im Vordergrund, allerdings gab es einmal im Jahr eine Ausfahrt. „Im Großen und Ganzen hat sich das Ausbildungsprogramm der Jugendfeuerwehr bis heute nicht sehr geändert“, wirft Lackmann ein. Allerdings nehme die allgemeine Jugendarbeit heute einen größeren Stellenwert ein. Hierzu zählen unter anderem Ausfahrten, Zeltlager, Wettbewerbe, Freizeitaktivitäten wie das gemeinsame Basteln, Spiele ohne Grenzen, allgemeine Bildung und soziales Engagement.
1984 trat mit Kerstin Mitternacht das erste Mädchen in die Jugendgruppe Huchting ein. Das machte sie zudem zur ersten Jugendfeuerwehrfrau im Bundesland Bremen. Heute sind zehn Jungen und fünf Mädchen Mitglied in der Huchtinger Jugendwehr.
Erste Jugendfeuerwehr im Land Bremen
Erst neun Jahre nach der Jugendgruppe Huchting gründete auch die Freiwillige Feuerwehr Lehesterdeich eine Jugendabteilung, 1984 folgte die Freiwillige Feuerwehr Oberneuland. 1986 gründete die Hansestadt Bremen ihre übergeordnete Jugendfeuerwehr, hier kam als Erstes 1988 die Jugendfeuerwehr Seesenthom der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt dazu.
Erst mit der Gründung der übergeordneten Jugendfeuerwehr Bremen wurde aus den bis dahinbestehenden Jugendgruppen richtige Jugendfeuerwehren.

Marie (15 Jahre), Paula (14 Jahre) und Filip (zehn Jahre, von links): Nicht nur Wissen, auch Fitness ist bei der Feuerwehr wichtig.
Fanden die Dienste der Jugendgruppe zu Zeiten Knuschkes zumeist an den Sonnabend-Vormittagen statt, so wechselte das Ende der 80er-Jahre. Dann hätten sie im Sommer immer dienstagabends Dienst, und in den Wintermonaten weiterhin sonnabendvormittags, erinnert sich Knuschke.
„Heute sind leider die Ganztagsschulen unser größtes Problem“, sagt Lackmann. Die Jugendlichen kommen erschöpft aus der Schule und haben dann noch zum Teil Hausaufgaben zu erledigen. „Da fehlt dann oft die Motivation, noch zur Feuerwehr zu gehen“, bedauert Lackmann.
Feuerwehrarbeit ist Teamarbeit
Trotzdem ist der Dienst interessant und vermittelt nicht nur technisches Wissen, sondern auch ganz praktische Aspekte, wie Erste-Hilfe-Ausbildung, Organisation und Führungswissen. Dabei wird Teamarbeit ganz groß geschrieben, denn bei der Feuerwehr weiß man: „Keiner macht ein Feuer allein aus!“
„Wir laden Jungen wie Mädchen gleichermaßen ein, uns kennenzulernen“, sagt Lackmann. Alle Interessierten seien eingeladen, am Sonnabend, 1. Juni, zur Jubiläumsfeier zu kommen. Wer keine Zeit habe, sagt Lackmann, könne zu einem Übungsdienst vorbeizukommen.