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Gesunde Ernährung Verlassene Gärtnerei in Huchting soll grüner Lernort werden

In Bremen-Huchting entsteht neues Leben in einer verlassenen Gärtnerei. Ein Ort, an dem man Wissenswertes über Ernährung und Klimaschutz lernen kann. Warum junges Gemüse dazu nicht ausreicht.
19.05.2025, 05:00 Uhr
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Verlassene Gärtnerei in Huchting soll grüner Lernort werden
Von Karin Mörtel
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Ein paar gelbe Gummistiefel auf einem Regalbrett und Einwickelpapier für Blumensträuße, das auf einer Rolle aufgewickelt an der Wand hängt: Noch sind ein paar Relikte vom früheren Betrieb in der verlassenen Gärtnerei am Sodenmattsee zu sehen. Seit Jahren werden in den Gewächshäusern und Beeten auf dem Gelände hinter dem Hallenbad Huchting keine Gemüsepflanzen oder Blumen mehr angebaut. Doch das soll sich nun ändern.

Wer hat die verlassene Gärtnerei gekauft?

Die Stadt Bremen hat im Jahr 2023 von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und die Gärtnerei am Kloßkampsweg 12 erworben. An den Huchtinger Verein Arbeit und Ökologie von der gemeinnützigen Gesellschaft Ökonet hat sie danach sämtliche Gebäude und die direkt angrenzenden Flächen drumherum weiterverkauft. Den Rest des Grundstücks hat die Stadt schon von kranken Bäumen befreit und will es für die Allgemeinheit öffnen.

Was soll auf dem Gärtnerei-Gelände passieren?

Die Stadt will dort neue Bäume pflanzen und Wege anlegen, wodurch eine grüne Verbindung zwischen der Grünanlage am Sodenmattsee und dem Grünzentrum Huchting entstehen wird. Große Maschinen graben derzeit im aufgewühlten Erdreich. Der Kampfmittelräumdienst ist momentan vor Ort. Wenn er den Boden untersucht hat, kann die Neugestaltung beginnen.

Nebenan werkeln seit sechs Monaten Mitarbeiter von Arbeit und Ökologie an den Gebäuden, im Hof und in den Gewächshäusern, um etwas völlig Neues entstehen zu lassen: einen grünen Lernort. Alte Gärtnerei soll das sozial-ökologische Angebot für den Stadtteil heißen – dabei ist es eigentlich auch eine neue Gärtnerei. Säen, Pflanzen und Ernten im Wechsel der Jahreszeiten – der Gemüseanbau soll wieder zum Leben erwachen. Diesmal jedoch größtenteils durchgeführt von langzeitarbeitslosen Menschen, die sich so für den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben qualifizieren können.

Zusätzlich ist geplant, dass Kinder und Erwachsene in der Alten Gärtnerei Wissenswertes rund um gesunde Ernährung, Klimaschutz und andere Themen lernen können. "Wir hoffen, dann auch noch weiteres Land von der Stadt pachten zu können, damit wir einen großen Gemüseacker anlegen können", sagt Roland Wozniewski, Betriebsleiter bei Arbeit und Ökologie.

Welche Umbauarbeiten stehen noch an?

Emsiges Treiben herrscht auf dem Gärtnereigelände: Beschäftigte von Arbeit und Ökologie verlegen Pflastersteine zu Wegen, bauen Unterstände aus Holz, pflanzen Hecken an, installieren Schläuche für die Bewässerung und ziehen die ersten Gemüsepflanzen hoch. Vorsichtig prüft Wozniewski, wie es den Jungpflanzen geht, die jetzt nach den letzten kalten Nächten endlich in den Boden sollen: Paprika-, Aubergine-, Artischocken-, Kürbis- und Tomatenpflanzen stehen in kleinen Töpfen im Gewächshaus auf den Anzuchttischen eng gedrängt und sehen quietschfidel aus.

Die Jungpflanzen von Kohlrabi, Gurken und Dill sind schon in der Erde und werden von einem Mitarbeiter vom ersten Unkraut befreit. Der erste Schritt zu einer guten Ernte wäre also geschafft. Aber es fehlen noch eine barrierefreie Außentoilette, eine Draußenküche und ein überdachtes, grünes Klassenzimmer für die Umweltbildungsangebote, die auf dem Gelände einen Platz finden sollen.

Im ehemaligen Wohnhaus der Gärtnerei aus dem Jahr 1910 stehen ebenfalls noch viele Arbeiten an. "Hier entstehen die Sozialräume für unsere Beschäftigten und Seminarräume für Projekte und Workshops", erklärt Wozniewski beim Gang durch die leeren Zimmer. Das Gebäude muss quasi kernsaniert werden: Dach dämmen, Böden und Wände erneuern, neue Toiletten und eine Küche einbauen. Perspektivisch wünscht sich Arbeit und Ökologie auch eine klimafreundliche Heizung und eine Solaranlage aufs Dach – "Es gibt noch viel zu tun", sagt Wozniewski.

Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Momentan muss Arbeit und Ökologie einiges an Geld investieren in die Alte Gärtnerei. Damit perspektivisch der Stadtteil und langzeitarbeitslose Menschen von dem grünen Lernort profitieren können.

Neben eigenen Mitteln des Vereins gibt es momentan bereits Unterstützung von der Umweltbehörde, die Geld aus den Fördertöpfen "Klimaschutz im Alltag" und "Biostadt Bremen" freigegeben hat. Auch der Huchtinger Beirat hat mit Globalmitteln den Bau eines Folientunnels unterstützt, in dem schon kleine Salatpflanzen neben Petersilie und Paprika heranwachsen. Auch aus dem Innovationstopf der Senatskanzlei ist dafür Geld geflossen.

Worum geht es beim Projekt Selbsterntegarten?

Eines der ersten Projekte für Menschen aus dem Stadtteil ist der sogenannte Selbsterntegarten. "Jede und jeder kann zu uns kommen und unter fachlicher Anleitung sein eigenes Gemüse anbauen", erklärt Wozniewsi das Konzept. Jeder Person werde ein eigenes Stück Land oder ein Bereich im Folientunnel für 100 Euro pro Jahr verpachtet. Der eigene Ernteerfolg hängt also ganz davon ab, wie intensiv man sich um die eigenen Pflanzen kümmert. Saatgut und Jungpflanzen werden bereitgestellt. Startpunkt für Interessierte ist am Donnerstag, 22. Mai von 15 bis 18 Uhr. Danach wird immer donnerstags eine ansprechbare Fachkraft für Fragen vor Ort sein.

Info

Nähere Infos zu den Angeboten in der Alten Gärtnerei am Kloßkampsweg 12 sind auf Anfrage über die E-Mail-Adresse klimabildung@oekonet.de und über die Telefonnummer 58 39 59 zu erhalten.

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