Der wachsende Anteil an älteren Menschen schlägt sich im Land Bremen in der Arbeit der ambulanten Hospiz- und Palliativarbeit nieder: Immer mehr Schwerkranke finden keinen Platz in einem stationären Hospiz oder möchten ihre letzte Lebensphase zu Hause verbringen und benötigen Unterstützung. Im vergangenen Jahr haben nach Auskunft des Landesverbandes der Ersatzkassen (VDEK) acht ambulante Hospizdienste insgesamt 516 Schwerkranke begleitet. Das ist gegenüber 462 Betroffenen in 2023 ein deutlicher Anstieg.
Die Zunahme bei der Inanspruchnahme einer ambulanten Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen sowie ihrer An- und Zugehörigen bestätigt Stefanie Aumund-Kopp, Koordinatorin des Hospiz Horn. Auch Dörte Rode berichtet von steigenden Begleitungszahlen: "2024 haben wir wieder so viele Menschen hospizlich begleitet wie vor Corona, also 2019", so die Koordinatorin des Hospiz Bremen-Nord. "Im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres haben wir sogar noch mehr Menschen begleiten können als im Vorjahr."
Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, engagieren sich laut VDEK immer mehr Freiwillige: Die Zahl der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer hat sich von 392 auf 437 im vergangenen Jahr erhöht. Vielfach liegt ihrem Einsatz ein schmerzlicher Verlust, das Gefühl von Hilflosigkeit oder den Wunsch, in schweren Momenten wirklich da zu sein, zugrunde.
Den ihnen anvertrauten Menschen stünden derzeit 80 ehrenamtliche Sterbebegleiter zur Seite, die alle eine qualifizierte Ausbildung erhalten hätten, so Stefanie Aumund-Kopp vom Hospiz Horn. Für den ambulanten Hospizdienst Bremen-Nord sind 50 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, die meisten in der Sterbebegleitung. 2019 waren es noch 60.
Der ambulante Hospizdienst Horn verzeichnet ebenfalls eine gestiegene Nachfrage bei der Trauerbegleitung. "Unsere ehrenamtlichen Trauerbegleiterinnen sind zu viert", so Aumund-Kopp, "und auch sie haben alle eine qualifizierte Ausbildung."
Die Koordination der Freiwilligen und ihrer Einsätze, die Förderung der Aus-, Fort- und Weiterbildungen und Sachkosten der Hospizdienste haben die Ersatzkassen in 2024 mit rund 466.000 Euro unterstützt. Das entspricht laut VDEK einer Steigerung von über 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für die ambulante Hospizarbeit in Bremen haben alle gesetzlichen Krankenkassen insgesamt 1.155.768 Euro bereitgestellt.
"Die Ehrenamtlichen besuchen die Menschen aber nicht nur zu Hause, sondern auch in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Ihr Engagement sorgt dafür, dass niemand einsam sterben muss", erklärt Torsten Barenborg und dankt den Freiwilligen ausdrücklich im Namen der Ersatzkassen. Der Leiter der VDEK -Landesvertretung Bremen findet es ermutigend, dass sich zusehends mehr Menschen bereit erklären, diesen Dienst am Mitmenschen zu übernehmen.
Die ambulanten Hospiz- und Palliativdienste im Land Bremen werden als Vereine geführt. Koordinatorinnen, die als Palliativfachkräfte ausgebildet sind, leisten und überwachen praktische Hilfe damit schwer kranke Menschen möglichst selbstbestimmt, in Würde und ohne Schmerzen ihre letzte Lebenszeit erleben können.
Die fünf ambulanten Erwachsenen- und zwei Kinderhospizdienste, von denen jeweils einer in Bremerhaven angesiedelt ist, bieten Versicherten der Ersatzkassen kostenfrei ihre Hilfe an – als Ergänzung zu bestehenden Pflege- und Sozialleistungen. Diese Unterstützung stellt nach VDEK-Auskunft ferner ein Bremerhavener Träger eines gemeinsamen Erwachsenen- und Kinderhospizdienstes sicher.