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Am Rande des Telekom-Geländes Bau von Bürohäusern im Bremer Stephaniviertel geplant

Die hässliche Lücke klafft dort seit vielen Jahren – jetzt wird sie gefüllt. Am Eingang zum Bremer Stephaniviertel entstehen zwei mehrgeschossige Bürogebäude.
12.02.2020, 06:00 Uhr
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Bau von Bürohäusern im Bremer Stephaniviertel geplant
Von Jürgen Hinrichs

Es ist eine Schmuddelecke, und das seit vielen Jahren. Doch nun tut sich was an diesem exponierten Ort im Stephaniviertel. Die Brache nahe am Brill wird bebaut. Damit ist eine Fläche neu im Spiel, um die sich das Bauressort vor acht Jahren massiv bemüht hat, damals ohne Erfolg. Es handelt sich um das Grundstück neben der ehemaligen Drogerie Zinke an der Ecke Faulenstraße/Ölmühlenstraße. Dazu nehmen will der Investor auch noch das Areal auf der gegenüberliegenden Seite der Ölmühlenstraße. Der Plan sieht den Bau von zwei mehrgeschossigen Bürohäusern vor.

Ausgeleiertes Gebiss

Der ehemalige Senatsbaudirektor Franz-Josef Höing hatte das Gebiet am Telekom-Turm wegen seiner Lücken und der teilweise stark angeschlagenen Immobilien als „ausgeleiertes Gebiss“ bezeichnet. Er schrieb 2011 einen städtebaulichen Wettbewerb aus, um Anstöße zu bekommen, wie die Situation verändert werden könnte. In den Blick nahmen die Planer insbesondere den Bereich an der Faulenstraße. Sie wollten mehrere Häuser mit bis zu fünf Geschossen bauen und einen kleinen Platz schaffen, den „Zinke-Platz“. Ein Projekt, das viel Beifall bekam, unter anderem vom Beirat Mitte. Am Ende verlief es aber im Sande. Ein Grund waren die komplizierten Eigentumsverhältnisse.

Dieser Knoten konnte jetzt durchschlagen werden. Gelungen ist das dem Projektentwickler Dawedeit-Immobilien, einem Unternehmen mit Sitz in Schwachhausen, das sich in der jüngeren Vergangenheit unter anderem durch den Bau von Kindertagesstätten hervorgetan hat. „Wenn alles gut geht, werden wir noch in diesem Jahr mit dem Bau der Bürogebäude anfangen“, sagt Marius Dawedeit. In den nächsten zwei Wochen wolle er den Bauantrag einreichen. Der Entwurf für die beiden Häuser sei mit Senatsbaudirektorin Iris Reuther abgestimmt worden. Ein Gebäude werde sieben Geschosse bekommen, das andere sechs. Insgesamt komme eine Fläche von rund 4000 Quadratmetern zusammen.

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Die Brache diente lange Zeit als Parkplatz, dort muss für den Neubau nichts weggeräumt werden. Das Gebäude daneben, in dem früher die Drogerie Zinke saß und das jetzt von einem Juwelier genutzt wird, ist ein ehemaliges Kapitänshaus. Es stammt aus dem Jahr 1790 und steht unter Denkmalschutz. Auf der anderen Seite der Ölmühlenstraße gibt es ein leerstehendes Haus, das mal als Hostel genutzt wurde. Es wird abgerissen.

Ungeahnter Aufschwung

Das Stephaniviertel erlebt damit rund um den Telekom-Turm einen ungeahnten Aufschwung. Zwischen der Abbentorswallstraße und der Neuenstraße sind in den vergangenen Jahren in drei Abschnitten die sogenannten Stadtterrassen entstanden, hochwertige Wohnbebauung des Bremer Projektentwicklers Justus Grosse. Auf zwei weiteren Baustellen in unmittelbarer Nähe wird gerade gearbeitet, darunter auf einem Grundstück direkt am Wall. Eine Entwicklung im Ganzen, die noch stärker als bisher das große Telekom-Gelände und die Gebäude dort in den Fokus rückt. Die Chance, auch hier voranzukommen und den gut gesicherten Riegel zu durchbrechen, sind allerdings gering. An dem Ort laufen alle wichtigen Leitungen zusammen, er gilt als der bedeutsamste Punkt für das Fernmeldenetz in Bremen.

Nach dem Krieg versank das Stephaniviertel, auch Faulenquartier genannt, in einen Dornröschenschlaf. Das Gebiet zwischen den Häfen und der Brillkreuzung, dem Tor zur eigentlichen Innenstadt, war durch Parkplätze, Trümmergrundstücke und ungenutzte Gebäude geprägt. Es gab nur wenige Anker und Frequenzbringer – Saturn Hansa an dem einen Ende und Leffers an dem anderen waren welche, bis heute und seit 130 Jahren ist es das Bettenhaus Wührmann. Eine deutliche Belebung brachte die Ansiedlung von Radio Bremen, obwohl aus dem geplanten Medienquartier mit vielen anderen Unternehmen nichts geworden ist. Viel Lauf entstand auch durch die Volkshochschule im sogenannten Bamberger Haus.

Barriere am Brill

Am anderen Ende der Faulenstraße öffnete etwas später das Motel One. Ein Plus auch die architektonisch gelungene Wohnbebauung am Standort der ehemaligen Stephanischule – Giebelhäuser mit Blick auf den Fluss, die an die Form traditioneller Packhäuser erinnern. In einem größeren Rahmen waren es die Verlängerung der Schlachte und die Anbindung an die prosperierende Überseestadt. Das Stephaniviertel wirkte dadurch nicht mehr so sehr abgehängt.

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Immer noch gibt es freilich die Barriere am Brill, die große Kreuzung, an der Busse, Autos und Straßenbahnen zusammentreffen. Der Tunnel als Querung wurde vor Jahren zugemacht. Also eilen die Menschen bei Grün jetzt über die vierspurige und viel befahrene Bürgermeister-Smidt-Straße. Dass nach zwölf Jahren Planung in Höhe der Schlachte eine zusätzliche Ampel installiert wurde, ist hilfreich, bringt aber keinen großen Effekt.

Und es gibt das Sparkassengelände. Bis Ende des Jahres wird die Bank ausgezogen sein. Die Geschäfte in dem Komplex haben das bereits getan. Ihre Schaufenster am Brill sind leer. Was mit dem riesigen Areal passiert, ist noch völlig offen. Die Sparkasse hat es an Investoren aus Israel verkauft. Es gab Pläne, vier Türme zu bauen. Gescheitert ist das unter anderem am Widerstand des Bauressorts. Seitdem besteht die Gefahr, dass die Fläche mit ihren vielen Gebäuden vorerst nicht entwickelt wird.

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