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Beratungsstelle vor dem Aus Hilfe für "Dock 11" in der Altstadt ist noch nicht in Sicht

Kein Licht am Ende des Tunnels für Bremens einzige feste Anlaufstelle für obdachlose, junge Menschen, die Ende September endgültig abgewickelt werden soll. Nun wollen die Beiräte politisch Druck machen.
16.09.2024, 05:44 Uhr
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Von Sigrid Schuer
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Die Uhr tickt für das ehemalige "Andocken" am Wegesende, das nun unter dem Namen "Dock 11" firmiert. Ende September soll die einzige, feste Anlaufstelle für obdachlose junge Menschen endgültig abgewickelt werden. Der Grund: Die Finanzierung des offenen Angebotes wurde bereits zu Ende Juli nicht verlängert und gestoppt. Nachdem in dieser Zeitung darüber berichtet worden war, sprang Jugend- und Sozialsenatorin Claudia Schilling (SPD) kurzfristig für zwei Monate in die Bresche, um dem sozialpädagogischen Team von "Dock 11" noch eine Atempause zu verschaffen. Auch in der Hoffnung, dass sich bis Ende September noch eine finanzielle Lösung für die Anlaufstelle finden wird. Danach sieht es allerdings nicht aus, betont Malte Cordes, der Leiter der Anlaufstelle.

Gibt es Hilfe von der Politik?

Die Mitglieder der Sozialausschüsse der Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt haben das Schicksal des "Dock 11" nun zur Chefsache gemacht. Sie ließen sich vor Ort ausführlich über die Einrichtung informieren und signalisierten unisono nicht nur ihre Sympathie, sondern auch ihre Unterstützung. Gemeinsam mit Hellena Harttung, Leiterin des Ortsamtes Mitte/Östliche Vorstadt, sind sie von der Wichtigkeit der Einrichtung überzeugt, in der pro Tag 30 bis 40 teils wohnungslose junge Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren bislang intensiv betreut, beraten und an Hilfssysteme herangeführt wurden. Darunter allein zehn junge Frauen pro Tag. Nur mit der Bereitstellung einiger Globalmittel sei es jedoch nicht getan, betonte die Ortsamtsamtsleiterin. Viel wichtiger, das unterstrichen Stadtteil-Parlamentarier aller Fraktionen: Sie wollten eine größere Öffentlichkeit herstellen und intensiv auf ihre Parteien einwirken, sich für das "Dock 11" einzusetzen.

Wie sieht das abgespeckte Angebot aus?

Schon in den vergangenen zwei Monaten sei das Beratungsangebot wegen der finanziellen Kürzungen deutlich geschrumpft, erzählte Malte Cordes, dem als Teamleiter selbst zehn Stunden zur Verfügung stehen. Von den einstmals 13 Stellen sind gerade einmal 3,5 Stellen übrig geblieben. Zweieinhalb Stellen für Sozialpädagogen und eine Stelle für eine Hauswirtschafterin. Die so dringend benötigte psychologische Betreuung des jugendlichen Klientels gebe es nicht mehr. Das bedeute, dass nur noch eine oberflächliche Beratung möglich sei, so Cordes. Die intensive Einzelfallhilfe, mit deren Hilfe Schritt für Schritt wieder Alltagsstrukturen erarbeitet werden konnten, könne nicht mehr angeboten werden. "Eine Regelfinanzierung des Projektes wäre natürlich gut", betonte Cordes.

Wie sah die Erfolgsbilanz aus?

Die meisten ihrer jungen, obdachlosen Klienten hätte das "Dock 11"-Team in Wohnungen vermitteln können, sagte der Teamleiter. Neben einer Grundversorgung wurde bisher Hilfe für medizinische Behandlung und für das Verfassen von Bewerbungen vermittelt sowie Unterstützung bei der Bewältigung von Behörden-Bürokratie gegeben.

Was passiert nun mit den jungen Menschen?

Viele seien bereits weg und tauchten als Wohnungslose im Stadtbild wieder auf. Eine verheerende Bilanz, so der Leiter des "Dock 11". "Die Hilflosigkeit und die Wut darüber, von der Gesellschaft fallengelassen zu werden, ist groß", bilanzierte Cordes. Auf Nachfrage der Ausschussmitglieder betonte er, dass, wenn die Strukturen erst einmal zerschlagen seien, die gesamte Beratungs- und Aufbau-Arbeit, die in den vergangenen sechs Jahren geleistet worden sei, vergebens war. "Dann können wir wieder bei null anfangen".

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