Die einzige feste Anlaufstelle für obdachlose Menschen zwischen 18 und 25 Jahren in Bremen wird geschlossen: Das "Dock 11" am Wegesende, eine von der Waller Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (Wabeq) betriebene Beratungsstelle, öffnet am 31. Juli ein letztes Mal. Das Projekt läuft zum Monatsende aus, weil die Wabeq sich um die ausgeschriebene Verlängerung beworben, aber keinen Zuschlag erhalten hatte.
Vor sechs Jahren ist die Maßnahme "(an)docken" ins Leben gerufen worden. Der Name ist Programm, denn im "Dock 11" können junge Wohnungslose zwischen 10 und 18 Uhr erst einmal einen Platz zum Ausruhen finden, duschen, Wäsche waschen und ein günstiges Mittagessen bekommen. Außerdem gibt es zwölf Einzelfallplätze für die intensive Beratung. Und ein Bus tourt durch die Stadt bis nach Bremen-Nord, um Jugendliche an einschlägigen Plätzen aufzufangen und zu betreuen.
Die zwölf sozialpädagogischen Fachkräfte und Psychologen der Maßnahme arbeiten darauf hin, die jungen Leute zu beraten und zu unterstützen, damit sie wieder ein Dach über dem Kopf finden, in Ausbildung oder Beruf kommen. Dafür arbeiten sie mit dem Jobcenter, Entzugskliniken und dem Zentrum für Schule und Beruf zusammen. Seit 2018 wurden insgesamt 32.000 Besuche und mehr als 12.000 Beratungen registriert. Und seither haben 60 junge Menschen durch die Einzelfallhilfe Anschluss an das Hilfesystem gefunden.
Ohne "(an)docken" würden sie wieder auf der Straße landen, befürchten die jungen Betroffenen erneute Perspektivlosigkeit und Isolation. "Das bevorstehende Ende der Förderung für die Maßnahme trifft nicht nur junge wohnungslose Männer hart, sondern vor allem zahlreiche junge, wohnungslose Frauen", sagt Charlotte Schmitz, Vorsitzende des Vereins "Liela". Der Verein unterstützt wohnungs- und obdachlose Frauen in ihren alltäglichen Herausforderungen.
Im Namen des Vereins fordert sie das Sozialressort auf, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um "(an)docken" zu retten. Mit der Schließung verlören diese Frauen einen essenziellen Zufluchtsort und eine Quelle wichtiger Ressourcen, weil sie dort auch Menstruationsprodukte und Kleidung bekämen.
“Die bevorstehende Schließung von '(an)docken' steht im Zeichen der bremischen Politik gegen wohnungslose Menschen", so Schmitz. "Sie werden überall vertrieben. Wir befürchten nun, dass einer der letzten Rückzugsorte genommen wird. Das ist ein weiterer Skandal!”
Das Sozialressort führt nach eigenen Angaben derzeit Gespräche mit der Wabeq, um zu prüfen, inwieweit das Angebot, gegebenenfalls in anderer Konstellation, fortgeführt werden kann. Sozialsenatorin Claudia Schilling (SPD) erklärt: „Wir wissen, wie wichtig eine Anlaufstelle und eine niedrigschwellige Grundversorgung in der Stadtmitte für junge, obdachlose Menschen sind. Deshalb bemühen wir uns, zeitnah eine Lösung zu finden.“