Seit September ist Bremen um ein Mahnmal reicher. An der Wilhelm-Kaisen-Brücke blicken Passanten auf das sogenannte Arisierungsmahnmal – oder, besser gesagt: in. Architektin Evin Oettingshausen
hat die Tiefer-Arkaden um einen Hohlraum erweitert. Drei Fenster bieten Blicke in die Leere, welche an die systematische Beraubung der Juden während der NS-Zeit erinnern sollen. Was wurde aus diesem neuen Ansatz der Erinnerungskultur, an dem diverse Akteure sechseinhalb Jahre gefeilt hatten?
Anstelle der vorgesehenen Tafel mit ein paar erklärenden Worten sind am Mahnmal nach wie vor laminierte Papierzettel zu finden, die auf die Internetseite geraubt.org verweisen. Hintergrund ist laut Werner Wick, Sprecher des Kulturressorts, der laufende Abstimmungsprozess über die richtigen Worte für die Erklärtafel. Moderiert werde dieser Prozess von der Landeszentrale für politische Bildung, beteiligt sei unter anderem die jüdische Gemeinde.
Deckenfenster ist nicht wasserdicht
Aber auch der Gesamtzustand des Mahnmals gibt Rätsel auf. Die Fenster sind immer wieder von einer Schicht aus Wassertropfen bedeckt, was das Hineinblicken erschwert. Am Boden hat sich zudem eine Wasserschicht gebildet. „Wir mussten leider feststellen, dass das begehbare Oberlicht nicht wasserdicht ist“, erläutert Wick. Mit anderen Worten: Es regnet rein. Laut Wick hat die zuständige Baufirma bereits zwei Mahnungen erhalten, das Deckenfenster auszubessern. Spätestens an diesem Montag sollen die Arbeiten beginnen.

Stromkasten "Arisierungsmahnmal" Wilhelm-Kaisen-Brücke
Und noch etwas fällt auf: Am Geländer der Brücke steht ein orangener Stromkasten, von dem ein Kabel durch eines der zwei Lüftungslöcher führt. Laut Wick ist diese Konstruktion nötig, um das Lüftungssystem des Mahnmals mit Strom zu versorgen. Das Amt für Straßen und Verkehr arbeite aber bereits daran, das Kabel unsichtbar im Inneren des Bauwerks zu verlegen. Umsetzbar sei dies, wenn es etwas wärmer werde, also im Frühjahr.
Mit dem Zustand des Mahnmals befasst sich bald auch die Kulturdeputation. Für die erste Sitzung am 31. Januar hat CDU-Politiker Claas Rohmeyer mehrere Fragen eingereicht. „Warum wurde vor der öffentlichen Übergabe des Mahnmals im September 2023 keine Überprüfung auf einen tadellosen baulichen Zustand vorgenommen?“, will der Bürgerschaftsabgeordnete wissen. Zudem möchte Rohmeyer erfahren, wann die Mängel beseitigt sein werden und welche neuen Kosten zu begleichen sind. Die Gesamtkosten hatte das Kulturressort zuletzt mit rund 550.000 Euro beziffert.