„Wir warten auf die Baugenehmigung“, sagt Susanne Gräff, Geschäftsführerin der Firma Evoreal, die auf dem Gelände der ehemaligen Bundesbank ein umstrittenes Gebäudeensemble errichten möchte. Auf der digitalen Sitzung des Beirates Mitte erzählt sie auch davon, dass die Evoreal im Oktober 2020 den Bauantrag eingereicht habe, der Bebauungsplan wurde im Februar 2021 beschlossen.
Elf Stockwerke hoch soll der Neubau werden
Im Anschluss daran präsentiert Reiner Belitz, Prokurist der Evoreal, das geplante Bauvorhaben. Die visualisierten Pläne für den Neubau unterscheiden sich dabei nicht von den bereits vorgestellten Grafiken: Ein 14-stöckiges Haupthaus wird es demnach nicht, es soll elf Stockwerke hoch werden. Die drei nicht realisierten Stockwerke werden zum Teil verlagert, also auf andere Gebäude des Ensembles gesetzt. Statt 25 Prozent geförderter Wohnungsbau werden es nun 30 Prozent. Auf die insgesamt 179 Wohneinheiten entfallen somit 54 geförderte Wohnungen, die in einem Wohnblock zusammengefasst werden. Zudem gibt es eine Tiefgarage mit 158 Stellplätzen.
Anwohner Gottfried Zantke moniert anschließend, dass der Spielplatz von der Nordwestwand des Hochhauses voll verschattet sei und damit die gesetzliche Forderung nach ausreichender Besonnung nicht erfüllt sei. Und Anwohner Caspar Willich möchte in Anspielung auf den überraschend erschienenen Technikaufbau auf dem Kühne und Nagel-Gebäude wissen: „Kommt auf die Gebäude noch Technik drauf?“ Spielplätze seien entsprechend der Bauordnung nachgewiesen worden, antwortet Belitz, Dachaufbauten werde es neben der Aufzugtechnik nicht geben: „Dies ist kein Bürogebäude, deshalb gibt es auch keine großen Klimaanlagen.“ Gottfried Zantke kommt dann auf den geplanten Durchgang von der Kohlhökerstraße zum Imre-Nagy-Weg zu sprechen, der öffentlich zugänglich sein soll: „Wir haben ein Drogenproblem in dem Bereich und an solch einer Stelle würde es sich anbieten. Und in diesem Falle hat die Evoreal das Recht, den Durchgang zu schließen.“ Das Wegerecht sei klar geregelt, antwortet Belitz, was bedeutet, dass der Durchgang öffentlich zugänglich bleiben soll. „Wenn wir aber in dem Bereich ein Drogenproblem bekommen, besteht die Möglichkeit, vom Wegerecht abzuweichen. Und nur dann. Das ist mit den Entscheidern abgesprochen.“ Wim Petry, Stadtplaner in der Baubehörde, sagt dazu: „Diese Regelung ist vorsorglich, wir gehen aber aufgrund der Belebung durch 179 Wohneinheiten nicht davon aus, dass es dazu kommt.“
Mehrheitlich angenommen
„Der Beirat nimmt den vorgelegten Bauantrag zur Kenntnis“, lautet es anschließend in der mehrheitlich angenommenen Stellungnahme. Gut sei, dass die Nutzung der Tiefgarage dazu führen werde, dass die angespannte Parksituation nicht weiter belastet werde, meint Bauausschusssprecher Joachim Musch (Grüne). Und auch die Öffnung zum Imre-Nagy-Weg wertet er als positiv, wobei er auch fürchte, dass der Eingang geschlossen werden könnte: „Es ist subjektiv, ob ein Drogenproblem besteht.“ Grundsätzlich sei es dem Beirat wichtig gewesen, die Bäume zu erhalten, führt er weiter aus. Denn die Bäume stehen zur Disposition: Die Evoreal ist der Meinung, dass auch die Bäume, die derzeit noch auf einer Grafik auf ihrer Homepage für eine idyllische Atmosphäre in der Kohlhökerstraße werben, ihrem Brandschutzkonzept weichen müssten. „Ist ein Anleitern wirklich notwendig?“, fragt Musch, „denn dann könnten die Straßenbäume stehen und der Alleecharakter beibehalten werden.“ Zudem habe der Beirat festgestellt, dass für die Bestandshäuser in der Kohlhökerstraße 24 und 25 der Brandschutz über die Feuerwehrzufahrt hinter dem Gebäude verlaufe. „Das fällt nun weg, weil dort die Fläche überbaut wird, der Rettungsweg ist also nicht gegeben. Das fehlt noch im Bauantrag.“ Für den Beirat stehe laut Beschluss demnach fest, „dass damit der Bauantrag nicht entscheidungsreif ist, da der Brandschutz auch für die Bestandsgebäude gesichert sein muss.“ Die drei Bäume vor diesem Häusern dürften dann durch die Bedingung des Anleiterns nicht mehr zu halten sein: „Wenn es so gelöst wird wie geplant, müssten die drei Bäume weg und die Flächen mit umklappbaren Pollern für die Feuerwehr versehen werden. Damit wird das Quartier verhunzt.“ Für den Beirat heiße das demnach, dass die Bestandsbäume insgesamt beseitigt werden müssten, weil der Brandschutz in den öffentlichen Raum verlagert werde.
Die Entscheidung zur Fällung der Bäume sei gefallen, um Wohnraum zu schaffen, sagt daraufhin Susanne Gräff. Bei der Schaffung von Sicherheitstreppen müssten 50 Prozent der Planungen neu gemacht und sämtliche Gutachten neu erstellt werden. Für technische Anlagen im Falle eines Sicherheitstreppenhauses würden höhere Betriebskosten entstehen, zudem würden mehrere Monate verloren gehen. „Das ist für uns nicht realisierbar.“ Zudem würde es einen Flächenverlust geben: Von den 179 Wohneinheiten würden fünf Einheiten wegfallen.
„Bäume gegenüber Wohnraum?“, fragt Joachim Musch, „natürlich wollen wir Wohnraum, aber nicht, wenn man die Probleme des Bauherrn in den öffentlichen Raum verlagert.“