Die Arbeit beim Blaumeier-Atelier ist für die Liebetruths aus Verden eine Familiensache. Die Schwestern Nadine und Imke stehen mit ihrer Mutter Jutta nach der Premiere am Wochenende ab Freitag, 12. Mai, mit Begeisterung wieder auf der Bühne der Schaulust am Güterbahnhof, und zwar in der Produktion Tanzsalon Patella. Der Tanzsalon sei schon etwas ganz Besonderes, sagt Regisseur Andreas Meister, der "schon sein ganzes Leben lang Maskenspieler und -bauer bei Blaumeier" ist. Das letzte Maskentheater-Stück wurde vor mehr als 35 Jahren in einem Theater gezeigt. Danach folgte viel Straßentheater.
In Meisters Regie formt jede der drei Liebetruths auf der Bühne einen anderen Tänzerinnen-Charakter. Da ist Schwester Imke, die als Teil eines Hip-Hop-Trios in einem coolen Outfit mit Basecap und Ghettoblaster die Bühne stürmt. Mama Jutta gibt sich im roten Jogging-Anzug auf der Yoga-Matte mit geballten Fäusten dagegen eher verdrießlich. Und da ist die zierliche Nadine, die als Tänzerin und Marionettenspielerin auftritt und einen kleinen Kavalier in schniekem Anzug zum Leben erweckt.
Familiensache Blaumeier
In einer Pause sitzt sie in ihrem pinkfarbenen Spitzenkleid auf der Terrasse der Schaulust in der Frühlingsfrische und spricht mit leiser Stimme von ihrer Leidenschaft für Tanz und Theater, die in der Tobias-Schule geweckt wurde. Seit 2015 ist Familie Liebetruth Feuer und Flamme für Blaumeier. Lille May, eine von drei Chef-Maskenbauerinnen, sah Nadine und ihre Schwester Imke im Tanzwerk und war so angetan, dass sie sie zu einem Schnupper-Termin ins Blaumeier-Atelier in die Travemünder Straße einlud. Und bald wurde aus dem Duo dann ein Trio.

Mary Spellerberg aus Walle gibt den Discjockey.
Der Tanzsalon Patella ist eine Bühnen-Feuertaufe für Mary Spellerberg aus Walle, die als quicklebendiger Discjockey lautstark das Mischpult für die in Glitzer getauchte Gruppen-Disco bedient. Sonst ist sie bei Blaumeier im Backstage-Bereich tätig. Die frisch gebackene Maskenspielerin ist für Jörne Birk eingesprungen, die die Figur geschaffen hat. Dritter im Bunde ist Erik Bernsen aus der Neustadt, der seit 2017 bei Blaumeier dabei ist. Er studiert im zweiten Semester Tanztheater an der Ottersberger Hochschule für Künste im Sozialen. Im Salon Patella gibt er den Zauberer, einen elegant gewandeten, weißhaarigen Grandseigneur, der wie einst der große Houdini diskret Damen hinter einem Tuch verschwinden lassen kann und darüber hinaus ein talentierter Barkeeper ist.
Ein Fest für Tanz-Fans
Wer den Tanz liebt, wird im Salon Patella seinen Spaß haben. Alles beginnt in einem leicht angestaubten Salon mit Separees hinter Vorhängen, leise und poetisch. Nach und nach trippeln Darstellerinnen auf Spitzenschuhen in roséfarbenen Tutus zum Tanzvergnügen, wärmen sich mit den Grundübungen aus dem Ballett-Einmaleins auf und schweben dann zu den Klängen von Pjotr Tschaikowskijs Schwanensee wieder hinaus. Dann erobern forsche Flamenco-Tänzer zum Rhythmus feuriger Gitarrenklänge, gefolgt von Tango-Paaren, die Bühne. Da blitzt dann im Separee schon mal ein Strumpfband auf. Und ein Rosenkavalier darf natürlich auch nicht fehlen. Ein vergnügliches Tanz-Potpourri, in dem auch Jazz- und Swingklänge aufleuchten, und aus dem sich so manches kleine Dramolett zwischen den einzelnen Figuren herauskristallisiert. Dabei schiebt sich immer wieder eine Dame mit leicht arroganter Schnute in Diva-Manier lasziv ins Rampenlicht. Alle Masken und dramaturgischen Ideen sind wie stets vom Blaumeier-Kollektiv entwickelt worden.

Erik Bernsen aus der Neustadt ist Zauberer und Barkeeper zugleich.
Die zweite Staffel des Masken-Theater-Stückes Salon Patella des Blaumeier-Ateliers ist am Freitag, 12., und am Sonnabend, 13. Mai, jeweils um 19 Uhr sowie am Sonntag, 14. Mai, um 17 Uhr in der Schaulust am Güterbahnhof, Beim Handelsmuseum 9, zu sehen. Der Eintritt kostet 16, ermäßigt zehn, mit Kulturpass drei Euro. Karten sind unter www.blaumeier.de, Telefon 8 35 06 66 zu haben. Tanzsalon Patella soll im November als Wiederaufnahme weitere sechs Mal in der Schaulust zu sehen sein. Von Mittwoch, 17., bis Sonnabend, 20. Mai, wird zudem am Theater Bremen das internationale inklusive Theater-Festival "mittenmang" veranstaltet. Die Tickets für die Eröffnungsshow "Wagen un winnen" am Mittwoch, 17. Mai, 19.30 Uhr, im Theater am Goetheplatz kosten 25, ermäßigt neun, Euro und sind an der Kasse des Theaters Bremen zu haben. Telefon: 3 65 33 33.