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Bremer Theater erarbeitet Corona-Konzept GOP-Varieté fürchtet um Existenz

Die laufenden Kosten greifen die Rücklagen an: Das GOP-Varieté-Theater in der Überseestadt fürchtet um seine Existenz, wenn es keine Hilfe bekommt. Das Team hat ein Sicherheits- und Hygienekonzept erarbeitet.
28.04.2020, 19:07 Uhr
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GOP-Varieté fürchtet um Existenz
Von Pascal Faltermann

Die Verantwortlichen des GOP-Varieté-Theaters in Bremen schlagen Alarm. Die Einrichtung am Weser-Terminal in der Überseestadt fürchtet aufgrund der Corona-Krise um ihre Existenz. „Als privates Unternehmen erhalten wir keine öffentliche Kulturförderung“, sagt Philipp Peiniger, Direktor des GOP, gegenüber dem WESER-KURIER. Auch eine Soforthilfe gebe es nicht, weil das GOP kein Kleinbetrieb sei. Seit März ist das Theater per Erlass geschlossen, wie alle Spielstätten in Bremen.

Auch wenn die vertraglichen Verpflichtungen für Pacht, Energieversorgung oder Versicherungen reduziert wurden, greifen die enormen laufenden Kosten die Rücklagen an, so Peiniger. Mit seinem Team hat der Direktor aus diesem Grund ein mehrseitiges Sicherheits- und Hygienekonzept erarbeitet, welches zahlreiche Maßnahmen wie eine gesteuerte Einlasssituation, reduzierte Sitzplätze oder höhere Reinigungsintervalle vorsieht. „Der Kontakt von Gästen und Mitarbeitern soll dadurch auf das notwendige Minimum reduziert werden“, so Peiniger.

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Seit fast sieben Jahren gehört das GOP-Varieté-Theater zur Bremer Kulturszene und zieht nach eigenen Angaben jährlich 120 000 Gäste an. Von den 120 Mitarbeitern, der Großteil in Voll- oder Teilzeit, sind derzeit alle zu 100 Prozent in Kurzarbeit. Ausnahmen sind die Auszubildenden, die nicht davon betroffen sind. Für Minijobber und 450-Euro-Kräfte fällt das Einkommen komplett weg. Deswegen sei es das Ziel, in reduziertem Umfang wieder zu öffnen.

Mit knapp der Hälfte der Gäste – 55 Prozent der Sitze – könnten laut Peiniger die Abstands- und Hygieneregeln bei Shows eingehalten werden. Doch lohnt sich der Betrieb dann überhaupt? Der Verlust wäre für das Theater kleiner als wenn es komplett geschlossen habe, so der GOP-Direktor. So könne man möglichst viele Angestellte aus der Kurzarbeit zurückholen. „Zudem haben wir auch eine Verantwortung gegenüber den Künstlern und Artisten“, so Peiniger. Die Bühnenakteure arbeiten alle als Honorarkräfte, erhalten somit also kein Kurzarbeitergeld.

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Die aktuelle Show „Humorzone“, die bis zum 3. Mai laufen sollte, wird es nicht mehr zu sehen geben. Etwas Hoffnung hat das GOP-Team für die nächste Produktion „Bang Bang“ im Mai/Juni oder für „Undressed“ ab Juli. Falls das Varieté also wieder Programm zeigen kann, soll es im Theatersaal klare Regeln geben. Die Tische werden auseinander gezogen, und es sollen lediglich Personen zusammen sitzen, die einem gemeinsamen Haushalt angehören. Speisen und Getränke sollen über ein gesondertes Verfahren serviert werden.

Und auf die bislang übliche Pause wird verzichtet, stattdessen soll die Show auf 90 Minuten begrenzt werden, sodass es nicht zu kleineren Ansammlungen, Bewegungen oder gar Gedränge vor und in den Toiletten kommt. Zu befürchten sei, dass das Varieté-Theater bei Öffnungsstrategien mit den zumeist öffentlich finanzierten Stadt- und Landestheatern oder der Gastronomie in einen Topf geworfen werde, sagt GOP-Sprecherin Katharina Feld. Dabei unterscheiden sich Varieté-Theater in ihrem Konzept sowohl von klassischen Theatern als auch der Gastronomie und könnten die geforderten Abstände und Einhaltung der Hygiene-Vorgaben ohne großen Aufwand umsetzen, ergänzt Peiniger.

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Da es bislang keine Aussagen zu einer möglichen Wiedereröffnung der Varieté-Theater gebe, bittet er um ein dringend benötigte zeitliche Perspektive. Das Hygiene- und Sicherheitskonzept hat er an alle Verantwortlichen in Politik und Behörden sowie an entsprechende Bundestagsabgeordnete geschickt. Klar sei aber auch, dass in jedem Falle der Infektionsschutz oberste Priorität besitze. So oder so: „Wir müssen fürchten, dass es im Herbst – ohne öffentliche Unterstützung – keine privaten Varieté-Theater mehr geben wird“, sagt GOP-Sprecherin Feld.

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