Ein Schreiben der Bremer Bildungsbehörde an die Schulleitungen hat offenbar für großen Unmut gesorgt. „Mit Erstaunen, beinahe sind wir versucht zu schreiben mit Entsetzen, nehmen wir Ihr Schreiben zum Thema Stellenbesetzung zur Kenntnis“, heißt es in einem Brief der Sprecherinnen von Gymnasien und Oberschulen an die Bildungsbehörde. Sie reagieren damit auf Pläne des Bildungsressorts, das knappe Schulpersonal stärker zu steuern und neue Lehrkräfte zunächst an die Schulen zu schicken, an denen der Lehrermangel am größten ist.
Dazu sollen Schulen, die 90 Prozent ihrer Stellen mit voll ausgebildeten Lehrkräften besetzen konnten, zunächst keine weiteren Lehrer mehr einstellen. Dadurch sollen zunächst Schulen zum Zug kommen, bei denen es personell noch stärker brennt (wir berichteten). Das bedeutet, dass einige Schulen nun Bewerber nicht wie geplant zum neuen Schuljahr anheuern können. Neue Lehrkräfte sollen für zwei bis vier Jahre an unterversorgte Schulen gehen, bevor sie dauerhaft an ihre Wunschschule kommen. Diese Pläne hatte die Behörde in einem Schreiben mitgeteilt.
Die Leitungen reagieren äußerst verärgert: „Die Art und Weise, wie eine so überaus schwerwiegende Information vermittelt wird, ist nur schwer auszuhalten – ein Mitnehmen von Schulleitungen und Kollegien sieht sicher anders aus.“ Kritisiert wird vor allem der Umgang: Ohne Hintergründe transparent zu machen, werde die Entscheidung mitten im Einstellungsverfahren mitgeteilt. „Die Unterrichtseinsatzplanung für das kommende Schuljahr ist in vielen Schulen so gut wie fertig.“ Neue Lehrkräfte seien eingeplant. Zu befürchten sei zudem, dass viele Lehrkräfte sich lieber in Niedersachsen bewerben, wenn sie nicht an ihre Bremer Wunschschule kommen. „Dieses Verfahren ist viel zu spät eingeleitet“, schreiben die Schulleiterinnen und fordern eine Rücknahme der Pläne.
„Wir haben Hoffnung, dass sich an dem Vorhaben noch etwas ändert“, sagt Claudia Dreyer, Leiterin des Gymnasiums Hamburger Straße und Sprecherin der Gymnasiums-Leitungen. Sie ist eine der Verfasserinnen des Briefs an die Behörde. „Für diesen Mittwoch hat nun die Bildungssenatorin alle Leitungen von Oberschulen und Gymnasien zu einer Video-Konferenz eingeladen.“
Die Pläne der Behörde bedeuten konkret: Bislang konnte eine Schule einen ihrer Referendare nach Abschluss der Prüfungen zunächst als Vertretungskraft an sich binden, bis eine feste Stelle frei wird. Das ist nun so nicht mehr möglich, der Vertretungspool soll laut dem Schreiben der Behörde gesperrt und Vertretungen über den Personaldienstleister Stadtteilschule abgedeckt werden. Ein personell relativ gut aufgestelltes Innenstadtgymnasium kann also zum Beispiel einen Referendar nicht mehr als Vertretung einstellen. Stattdessen soll dieser nach den Plänen der Behörde zum Beispiel zunächst an eine unterversorgte Oberschule in Gröpelingen gehen, bevor er ans Gymnasium zurückkehrt.