Glühwein auf Abstand, gebrannte Mandeln hinter Plexiglas und kandierte Äpfel nur nach Händedesinfektion – so ungefähr könnte der Bremer Weihnachtmarkt in diesem Jahr aussehen. Trotz der Corona-Pandemie soll es die Veranstaltung geben, wenn auch in anderer Form als gewohnt. Die Planungen, wie genau die beiden Märkte in der Adventszeit rund ums Rathaus und an der Schlachte ablaufen können, gehen voran. Auch wenn es noch einige Wochen dauert, steigen die Nachfragen. „Tatsächlich besteht bereits vermehrt Interesse an einem Besuch des Weihnachtsmarktes und des Schlachte-Zaubers in Bremen. Fast täglich melden sich Gäste in unserem Service-Center und fragen nach, ob er stattfindet“, sagt Maike Bialek, Sprecherin für Marketing und Tourismus bei der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB).
Vor allem Reiseveranstalter und Busunternehmen wollen laut Bialek planen und haken deshalb in Bremen vermehrt nach. „Gruppen- und Busgruppenbuchungen liegen schon vor“, so die Tourismus-Sprecherin. Die Reiseveranstalter müssten bis einen Monat vorher konkret zusagen oder könnten bis dahin kostenfrei stornieren. Das Interesse sei so hoch, weil diese Fahrten sowohl bei Tagesreisenden per Bus als auch bei Mehrtagesfahrern sehr beliebt seien. Hotelzimmer würden für diesen Zeitraum von Privatreisenden aber bislang verhalten gebucht werden. „Unserer Erfahrung nach geschieht dies dann eher kurzfristig“, so Bialek.
Grundsätzlich zähle der Weihnachtsmarkt zu den wichtigsten überregional relevanten Veranstaltungen in Bremen. Die Wirtschaftsförderung Bremen werbe weltweit für das Großereignis und koordiniere Buchungen bereits ein Jahr im Voraus.
Immer wieder ist die Bremer Veranstaltung ausgezeichnet worden oder gewann Umfragen. So erklärte 2016 die englische Zeitung „Kentnews“ den Bremer Weihnachtsmarkt zum schönsten in Europa. Laut einer Auswertung von 67.000 Besucher-Meinungen durch das Internetportal „ Testberichte.de “ gehörte das Event 2018 zum beliebtesten Markt in Deutschland. Auch andere Zahlen in den vergangenen Jahren sprechen für sich: Hotels und auch Campingplätze waren stets voll mit Besuchern aus aller Welt.
Weniger Nachfragen als in den vergangenen Jahren
„Der Weihnachtsmarkt war in den vergangenen Jahren ein Tourismusmagnet, von dem Hotellerie aber auch Gastronomie stark profitiert haben“, sagt Nathalie Rübsteck, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Bremen. Bislang weiß Rübsteck aber nur von vereinzelten Nachfragen und Reservierungen, die längst nicht den Umfang wie in den vergangenen Jahren hätten. „Wenn sicher ist, dass es ein durchführbares Konzept gibt, erhoffen wir uns davon aber einen Impuls gerade für die Hotellerie, die das dringend benötigt“, so Dehoga-Chefin Rübsteck.
„Die Aktivitäten rund um den Freipark binden zurzeit noch Ressourcen. Ein Konzept für den Weihnachtsmarkt wird aber schon vorbereitet“, sagt Kai Stührenberg, Sprecher des Wirtschaftsressorts. Der Plan mit entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln muss dann aber dem Senat vorgelegt werden. Während bei dem temporären Freizeitpark ein striktes Alkoholverbot herrscht, ist es das Ziel von Behörden und Schaustellern, den Weihnachtsmarkt mit Glühwein-Ausschank zu organisieren. „Menschentrauben um die Glühwein-Buden müssen aber auf jeden Fall verhindert werden“, so Behördensprecher Stührenberg.
Wie die Kunden dann mit gebührendem Abstand auf strukturierten Wegen an die Stände hin- und weggeführt werden, daran werde gerade gearbeitet. Auch der Aufbau der Buden in der City müsse anders gestaltet, die Flächen entzerrt werden. Dafür kommen laut aktuellen Ideen und Planungen die Plätze Domshof (in Richtung Manufactum), Schoppensteel, Ansgarikirchhof, Hanseatenhof und Pieperstraße infrage.
In Bremerhaven sieht es derzeit gut aus: Der dortige Plan sieht vor, dass der Weihnachtsmarkt am 23. November starten soll und Alkohol ausgeschenkt werden darf. Absagen gibt es im Umland: Die Lilienthaler und Grasberger Gewerbetreibende verzichten auf ihre Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie. In Achim und Fischerhude ist derzeit noch unklar, ob etwas stattfindet.
Temporärer Freizeitpark
Unter dem Titel " Ischa Freipaak " findet die abgespeckte Version des Freimarktes vom 2. Oktober bis 1. November auf der Bremer Bürgerweide statt. Dieser temporäre Freizeitpark soll vier Wochen lang den Besuchern Karussells, Imbisse und Buden anbieten. Wie Sprecherin Nadja Niestädt für die Veranstaltungsgesellschaft Bremer Schausteller (VBS) mitteilt, ist der Freipaak montags bis samstags von 13 bis 22 Uhr und sonntags von 12 bis 21 Uhr geöffnet. Bis einschließlich Sonntag, 1. November laden 100 Schausteller mit ihren Angeboten ein.
Jahrmarktfreunde erwarten Fahrgeschäfte wie Break Dancer, Wilde Maus, Kettenkarussell oder Geisterbahn. Auch Riesenrad, Wildwasserbahn und Autoscooter sollen aufgebaut werden. Hinzu kommen sieben Kinderkarussells. Durch die Corona-Pandemie müssen sich alle Gäste an die Einlassregularien halten. Zwei Eingänge – an der Theodor-Heuss-Allee gegenüber dem Hauptbahnhof sowie von der Findorff-Seite – ermöglichen den Zutritt.
Das Veranstaltungsgelände wird eingezäunt. Voraussetzung für den Bummel ist das Hinterlegen der Kontaktdaten für eine mögliche Nachverfolgung. Das Registrierungsformular wird im Internet zur Verfügung gestellt, sodass es ausgefüllt zum Einlass mitgebracht werden kann. Vor Ort besteht die Möglichkeit, sich zu registrieren. 6000 Besucher dürfen sich zeitgleich im Freipaak aufhalten. In Wartebereichen, an den Ein- und Ausgängen besteht Maskenpflicht.