Was für eine Idylle! Wir gingen durch den Torbogen hindurch und ließen die Hektik, die Lautstärke der Domsheide und das Gewusel der Innenstadt hinter uns. Vor uns breitete sich der Bibelgarten aus, in dem mehr als 30 Pflanzen wachsen, die in der Bibel eine Rolle spielen. Zwischen Dom-Südwand und Glocke herrscht Ruhe. Wir tauchten ein in eine andere Welt, fernab des Alltags. In dieser Oase befindet sich das Restaurant D’Oro mit seinem Außenbereich, der derzeit besonders attraktiv und anziehend ist. Kein Wunder, dass das Lokal im Innern verwaist war und alle lieber draußen dem Plätschern des Brunnens und dem Zwitschern der Vögel zuhörten.
In so einer Umgebung ließ es sich doppelt gut genießen. Zu dieser Sommeratmosphäre passte der Riesling von Schuhmann-Nägler aus dem Rheingau (0,2 Liter für 6,60 Euro). Dieser sanft mit Obst parfümierte Tropfen besaß eine beschwingte Restsüße.
Meine Begleitung und ich machten es uns also kommod, schauten einfach in die Ferne, auf die Blumen, auf die imposanten Gebäude und vergaßen darüber, dass wir ab und an einfach nur schwiegen und den Proben des Chors lauschten. Dazu tunkten wir das Baguette in griechisches Olivenöl und streuten eine Prise Salz darüber oder nahmen einen Klecks des frischen Quarks mit Pfeffer.
Interessant fand mein Gegenüber die Wassermelonen-Tomaten-Gazpacho (6,90 Euro). Als die Kellnerin die kalte Suppe in einem großen Teller an den Tisch trug, war die Flüssigkeit allerdings keine Augenweide. Man stellt sie sich in einem frischen (Hell-)Rot vor – eben eine Mischung aus Wassermelone und Tomate. Stattdessen war die Suppe eher Braunrot. Zudem befanden sich überraschenderweise Eiswürfel darin. Sicher sollten sie die Gazpacho kühlen.
Eine gute Suppe für heiße Tage
Aber leider verwässern sie auch den Geschmack. Es wäre also klüger, die Suppe einfach im Kühlschrank aufzubewahren. Nichtsdestotrotz hatte die Vorspeise meiner Begleitung eine kräftige, angenehme Basilikumnote, die daraus eine gute Suppe für heiße Tage machte.
Ich entschied mich fürs Rindercarpaccio (11,90 Euro), das unter einem Berg von Rucola verschwand. Grundsätzlich war mir das Fleisch etwas zu dick geschnitten, obwohl es noch sehr kalt war, was darauf hinwies, dass es für den feinen Schnitt halbgefroren wurde. Leider kam der Geschmack des Fleischs durch die Kälte nicht ganz so gut zu tragen. Außerdem hätte der Koch gerne mehr mit Olivenöl und Zitrone spielen dürfen.
Als Hauptgang wählte meine Begleitung die Gnocchi-Pfanne (11,90 Euro). Die Teigkleckse schmeckten gut und locker, hätten aber noch mehr Flüssigkeit vertragen. Zusammen mit den getrockneten Tomaten und den Paprikastreifen fehlte das Saftige. Mein Aglio e olio bestellte ich mit Garnelen (15,90 Euro), was diesem weit verbreiteten Gericht eine gewisse Extravaganz verlieh. Die getrockneten Tomaten sorgten für Würze, während sich der Knoblauch fein im Hintergrund hielt. Leider, leider war die Pasta viel zu al dente und dadurch viel zu trocken bis hart, was dem Gericht nicht gut tat.
Nachtisch fanden wir keinen auf der Karte. Allerdings fragte die den kompletten Abend über sehr freundliche Kellnerin beim Abräumen, ob es noch ein Dessert sein dürfe, was unsere Laune noch einmal hob. Sie bot uns einen Cheesecake an, was sich aber als normaler Käsekuchen (3,50 Euro) – jedoch mit feiner Zimtnote – herausstellte, der hätte saftiger, luftiger sein dürfen.
Fazit: Die idyllische Lage im Bibelgarten ist fast unschlagbar. Wer an lauen Sommerabenden ein schnuckeliges Plätzchen zum Verweilen sucht, ist im D’Oro richtig. Auch nur ein erfrischendes Glas Weißwein lässt sich so perfekt genießen. Beim Essen entdeckten wir den einen oder anderen Kritikpunkt, der sich leicht beheben ließe. Oder den der Gast nicht so wahrnimmt, weil er vom Ambiente völlig hin und weg ist.
Weitere Informationen
D’Oro, Domsheide 6, 28195 Bremen, Telefon: 04 21 / 336 68 88, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag ab 11 Uhr, Sonnabend und Sonntag ab 12 Uhr, jeweils warme Küche bis 21 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet: www.doro-bremen.de.