Mehr Außengastronomie, weitere Sitzmöglichkeiten, eine Kleinkunstbühne und künstlerische Lichtinstallationen bei besonderen Events auf dem Domshof – mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer an der Domsheide und weniger Straßenbahn-Lärm in der Glocke: Die Entwicklung der Innenstadt hat neue Projekte dazu bekommen. Den Umbau der Domsheide hat Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) im Gespräch mit dem WESER-KURIER am Dienstag explizit zur Chefsache erklärt. „Wir brauchen an diesem zentralen Platz eine größtmögliche Aufwertung. Das wird eine Radikalkur im positiven Sinne. Und das ist keine vage Idee, sondern ein Plan.“

Auch die Glocke soll vom geplanten Umbau der Domsheide profitieren.
Die Domsheide ist neben dem Hauptbahnhof der Verkehrsknotenpunkt in Bremen, an dem täglich Tausende Fahrgäste aus Bussen und Bahnen aus- und umsteigen. „Außerdem ist er der Trittstein von der Innenstadt zur Kulturmeile. Dieser Übergang ist jedoch alles andere als optimal gestaltet“, kritisierte Sieling. Dem Bürgermeister ist vor allem die unübersichtliche Situation für Fußgänger und Radfahrer, die zwischen Schienen und Bussen unterwegs sind, ein Dorn im Auge. „Das Ganze ist ein Chaos.“
Möglich wäre es künftig sämtliche Straßenbahn-Haltestellen an einer Stelle – etwa am Postamt – zu konzentrieren sowie die Busse auf den Straßenbahn-Spuren fahren zu lassen. Anlass für einen „längst überfälligen“ General-Umbau der Domsheide sei vor allem auch die „unglückliche Situation“ an der Glocke: „Lärm und Erschütterungen von vorbeifahrenden Straßenbahnen übertragen sich in das Gebäude und stören bei Konzerten. Das ist seit Jahren ein Thema. Die Präsentation der Glocke soll ohnehin verbessert werden, damit das Konzerthaus noch mehr Ausstrahlung bekommt“, sagte Sieling, der außerdem Kultursenator ist.
Nächste umfassende Sanierung bis 2020
Die Chance für die Radikalkur biete die nächste große Sanierung der Gleisanlagen an der Domsheide durch die Bremer Straßenbahn AG (BSAG). Sie stehe in spätestens zwei Jahren an. „Diese Chance müssen wir nutzen, um das Problem insgesamt anzugehen“, so Sieling. Unter der Regie der Verkehrsbehörde tage eine Arbeitsgruppe mit Vertretern von Behörden und der BSAG, die einen konkreten Plan für die Radikalkur erarbeiten soll, wie Jens Tittmann, Sprecher von Bausenator Joachim Lohse (Grüne) betonte.
Die Forderung des Bürgermeisters, mehr Aufenthaltsqualität durch eine Verlegung der Straßenbahn-Haltestellen zu erreichen, müsse sich nach den Gegebenheiten richten: „Man kann zwar mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer schaffen. Die Domsheide hat aber auch nach dem Umbau eine hohe Funktionalität für den Verkehr, von daher darf man nicht erwarten, dass dort ein lauschiger Platz zum Verweilen entsteht“, sagte Tittmann. BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer bestätigte den Zeitplan des Bürgermeisters für einen möglichen General-Umbau: „Die Gleisanlagen sind runter, bis 2020 steht die nächste umfassende Sanierung an. Das kann man nutzen, mehrere Varianten sind denkbar – eine ist die Verlegung der Straßenbahnlinien 4 und 6 zum Postamt.“
Bereits jetzt werde nach Möglichkeiten gesucht, wie bei einem Umbau der Domsheide vor allem auch die Situation an der Glocke verbessert werden könne: „Es gibt Bauformen für Gleisanlagen, damit weniger Lärm und Erschütterungen durch die Straßenbahnen entstehen“, so Meyer. „Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen, machbar ist das auf alle Fälle.“ Allerdings müsse die Politik frühzeitig eine Entscheidung treffen, „die große Sanierung der Gleise kann nicht aufgeschoben werden“, so der Sprecher.
Erst vor wenigen Monaten hatte Sieling auch den benachbarten Domshof zur Chefsache erklärt: Die Anrainer des Platzes in der Nachbarschaft zur Domsheide hatten ebenfalls eine Radikalkur gefordert: Bäume, Sitzmöglichkeiten, Außengastronomie, mehr Leben, mehr Aufenthaltsqualität. Sie sind gescheitert. Aus der Radikalkur sind kleinere und kurzfristige Eingriffe geworden, unter anderem wurden Bänke und Pflanzenkübel aufgestellt.
Jetzt soll es weitergehen, wie der Sprecher der Wirtschaftsbehörde, Tim Cordßen, ankündigte: „Bei besonderen Anlässen wie der Langen Shoppingnacht Ende September wird es künstlerische Lichtinstallationen geben, die den Domshof besonders in Szene setzen. Auch weitere Sitzmöglichkeiten sind geplant.“ Der Domshof solle künftig ohnehin stärker in den städtischen Veranstaltungskalender einbezogen werden. Mit Beginn des Frühjahrs könne es auch mehr Außengastronomie auf dem Platz geben: „Interesse von Betreibern ist da“, so Cordßen. Eine weitere Idee sei ein Podest für Kleinkünstler. In der Wirtschaftsdeputation, die nächste Woche tagt, soll ein Bericht zum Stand vorgestellt werden.