Der Innenstadt steht ein grundlegender Wandel bevor. Festmachen kann man das nicht nur an den großen Bauprojekten, die geplant sind oder bereits umgesetzt werden. Es gibt weitere Indizien, zwei davon schälen sich nach Informationen des WESER-KURIER gerade heraus: In der Obernstraße, wo bislang die Modehändler in der Mehrheit waren, wird wahrscheinlich das erste Mal ein Rewe-Markt eröffnen. Und in die Sögestraße, der einzigen echten 1-A-Lage in Bremen, zieht demnächst ein Drogeriemarkt.
Beides sind Beispiele, wie sich der Nutzungsmix in der City verändert. Niederschlagen wird sich das auch in den Plänen des Bremer Unternehmers Kurt Zech, der das Parkhaus Mitte abreißen will, um auf der Fläche und drumherum die sogenannte City-Galerie zu errichten. Anders als früher bei solchen Vorhaben, die stets mit Einkaufsparks verbunden waren, wird es dabei nicht mehr um die klassische Mischung aus Läden gehen. Gleiches gilt für den Lloydhof, der gerade zum „Lebendigen Haus“ umgebaut wird.
Rewe hat sein Interesse an dem Standort in der Obernstraße bestätigt: „Wir sind in Verhandlungen“, heißt es auf Anfrage. Nutzen will der Lebensmittelriese das Gebäude mit der Hausnummer 44 bis 54, in dem heute auf der einen Seite die Thalia-Buchhandlung untergebracht ist. Die andere Seite steht leer. Vorher hatten dort die Modeketten Mango und Benetton Filialen betrieben.
Über Einzelheiten wollte Rewe noch nicht berichten. Gut möglich, dass das Unternehmen an dieser Stelle, wo viel Lauf herrscht, einen „Rewe To Go“ einrichtet. Das wäre nicht der herkömmliche Supermarkt, sondern ein Laden mit Produkten für den schnellen Verzehr. Fertige Salate zum Beispiel, Suppen, Wraps oder Müslivarianten. „Rewe To Go“ versammelt in der Regel etwa 70 solcher Angebote für den Snack zwischendurch.
Eine Lage, die exponierter nicht sein kann
Bei dem künftigen Drogeriemarkt in der Sögestraße handelt es sich um eine Filiale des Unternehmens DM. „Wir haben mit dem Ausbau begonnen, der weitere Zeitplan ist aber noch offen“, erklärt eine DM-Sprecherin. Bezogen wird ein Haus, das auf der Ecke zur Lloydpassage steht. Eine Lage, die exponierter nicht sein kann.
Bis Ende 2018 war das Gebäude unter anderem Sitz von Roland-Kleidung, eines Damen- und Herren-Ausstatters für gehobene Ansprüche. Das Geschäft, seit 1950 am Markt, warf zuletzt keine Gewinne mehr ab. Der Eigentümer der Immobilie entschied sich, das Gebäude, in dem es auch diverse Wohnungen und weitere Gewerbebetriebe gab, zu entkernen und völlig neu zu gliedern. Roland-Kleidung hatte sich auf verschiedene Ebenen verteilt und war auch deshalb gegenüber den Mitbewerbern im Nachteil. Das wird in Zukunft anders sein.
Filialen des Drogeriemarkts DM gibt es in Bremen bislang in der Waterfront in Gröpelingen, im Einkaufspark an der Duckwitzstraße in der Neustadt und in der Hutfilterstraße in der Innenstadt. Wenn nun ein vierter Betrieb hinzukommt, ist DM in dieser Hinsicht immer noch weit von seinem Hauptkonkurrenten entfernt: Rossmann hat in Bremen 27 Filialen.
Die City-Initiative, ein Zusammenschluss von Kaufleuten in der Innenstadt mit 180 Mitgliedern, ist wegen der neuen Geschäfte, die sich jetzt ankündigen, hin- und hergerissen. „Jeder Besatz ist besser als Leerstand“, erklärt Stefan Brockmann, stellvertretender Vorsitzender der Organisation, „trotzdem würden wir uns hochqualitative Angebote wünschen.“ Brockmanns Vorstandskollege sieht das genauso und nennt ein Beispiel: „Natürlich hätten wir lieber einen Apple-Store“, sagt Jens Ristedt. Grundsätzlich strebe die City-Initiative eine austarierte Mischung an. Ein Überbesatz wie aktuell mit den Telefonläden sei nicht erwünscht.