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Kritik: fehlende Geschäfte und Sicherheit Falkenstraße wartet auf eine Aufwertung

Sicherheitslage, Einzelhandel und Sauberkeit vermissen Anwohnern der Falkenstraße. Der derzeitige Zustand der Falkenstraße treibt Anwohner und Ortspolitiker um.
21.01.2021, 05:00 Uhr
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Von Matthias Holthaus

Müll, Verwahrlosung, Leerstand: Es ist der derzeitige Zustand der Falkenstraße und ihrer Umgebung, den die Anwohner und auch Ortspolitiker umtreibt. Und auch um die Sicherheitslage in dem Gebiet scheint es nach Aussage von Anwohnern nicht zum Besten bestellt zu sein.

„Die meisten Beiratsmitglieder wohnen im Viertel, da wird wenig auf die Bahnhofsvorstadt geschaut“, sagt auch Dirk Paulmann (CDU), Mitglied des Beirates Mitte. Ein schwieriges Gebiet nennt er die Umgebung rund um die Falkenstraße, „doch ich habe Hoffnung, dass mit dem Neubau der Gewoba ein Aufschwung kommt.“ Er meint aber auch, dass bei der Umgestaltung des ehemaligen Bundeswehrhochhauses die Familien zu kurz kämen: „Da sollen Ein- bis Zweizimmerapartments hinkommen für Studenten und Alleinstehende.“

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Auch auf den benachbarten Findorfftunnel kommt Dirk Paulmann zu sprechen: Als „sehr unbefriedigend“ bezeichnet er die derzeitige Situation und hofft darauf, dass die Stadt irgendwann das Beleuchtungskonzept für den Tunnel umsetzt. Zudem hätten, bedingt durch die Situation des Drogenkonsumraums an der Friedrich-Rauers-Straße, Einbrüche und Überfälle zugenommen. „Der Beirat hofft aber, dass durch den Umbau des Bundeswehrhochhauses ein Impuls geschaffen und die Verbindung durch den Findorfftunnel durch das Lichtkonzept besser wird.“

Dass der Leerstand sinke und dass es dann schönere Geschäfte geben werde, diesen Umstand sehe er auch nach dem Umbau des Bundeswehrhochhauses nicht: „Das ist keine Lage, wo die Menschen bummeln gehen.“ Zwar hoffe er auf einen Impuls nach dem Umbau, doch seiner Ansicht nach werde es dort bei einem Wohnstandort mit Bedarfsdeckung bleiben. „Es steht und fällt aber auch mit der Sicherheitssituation und diese Situation kann auch nach dem Umbau noch kippen.“

Seit Jahren werde in der Falkenstraße nichts mehr gemacht, sagt Ingrid Kreiser-Saunders, die ebenfalls für die CDU im Beirat Mitte vertreten ist. Sie wohnt in der Bahnhofsvorstadt und ist dort auch aufgewachsen: „Bahnhofsvorstadt, die ist wie vergessen“, sagt sie und beklagt auch „in gewisser Weise eine Verwahrlosung.“ Verweilqualität sei auf jeden Fall etwas anderes, sagt sie mit Hinblick auf die Falkenstraße, was aber auch damit zusammenhängen könne, dass die Geschäfte keine Publikumsmagnete seien: „In den 70er-Jahren gab es zum Beispiel noch Gemüsehändler und andere Läden, doch der letzte, der ging, war der Bäcker.“Und auch Ärzte oder Apotheken würden fehlen, außerdem ein Spielplatz. Auch die Anwohnerstruktur habe sich geändert: „Als ich klein war, gab es noch viele Familien. Da hätte man im Bundeswehrhochhaus auch drauf achten können, dass nicht nur Wohnraum für Studenten und Singles entsteht.“ Wie ihr Parteikollege, so sieht auch Ingrid Kreiser-Saunders den Findorfftunnel als „Schreckgespenst“: „Das Lichtkonzept ist noch nicht umgesetzt worden. Durch den Druckraum nebenan macht das die Sicherheit auch nicht besser.“ Überhaupt, der Druckraum: Sie habe von Nachbarn gehört, dass die Überfälle zugenommen hätten.„Falkenstraße, da gehe ich auch nicht gerne lang, wenn es dunkel ist.“ Von der Polizei wünsche sie sich daher, dass die Beamten mehr Streife laufen als fahren. Viel Infrastruktur sei in dieser Gegend verloren gegangen, meint sie: „Das müsste wiederkommen, damit dieses Leben auf der Straße stattfinden kann.“

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Auch Olaf Orb, Innenstadtbeauftragter der Handelskammer, sieht in der Falkenstraße und Umgebung ein „innenstadtnahes Gebiet, das die Stadt nicht liegenlassen kann. Denn eigentlich ist das stadtgeografisch gesehen eine attraktive Lage.“ Es gebe Themen, die seit Jahren feststehen, etwa die Umgestaltung des Bundeswehrhochhauses: „Das wird ja bald laufen“, sagt er, „doch wichtig ist auch, dass der Findorfftunnel aufpoliert wird. Es gab große Beleuchtungskonzepte und der Tunnel ist so lang, da muss mehr passieren.“ Der entstehende Fernbusterminal könne hingegen positiv auf den Anfang der Falkenstraße ausstrahlen. In Bezug auf die Leerstände der Läden sagt Olaf Orb: „Sicherheit und Sauberkeit sind Standortfaktoren, die erschweren eine Nachbesetzung der Läden.“

Von einem attraktiven Umfeld scheint die Falkenstraße jedoch derzeit noch etwas entfernt zu sein, auch wegen der Sicherheitslage. Die sei jedoch rein subjektiv, meint Jens Körber, beim Senator für Inneres als Projektkoordinator „Sichere und saubere Stadt“ tätig. Veränderungen im Bereich Falkenstraße und Umgebung könne er nicht bestätigen. „Die Polizei ist angehalten, die Entwicklung im Bereich des Drogenkonsumraums und Umfeldes zu beobachten. Auch hier ist die Lage erfreulich ruhig.“ Die Stelle eines Kops sei noch nicht nachbesetzt worden, jedoch sei die Polizei im Rahmen ihrer täglichen Arbeit auch in der Falkenstraße mit zivilen und uniformierten Kräften tätig. „Es gibt dort keinen polizeilichen Brennpunkt“, stellt er klar.

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Die Pläne für das Quartier

Das Areal rund um die Falkenstraße steht schon seit längerer Zeit auf der Agenda: Bereits 2014 hat der damalige Senator für Umwelt, Bau und Verkehr mit dem städtebaulichen Konzept „Bremen Innenstadt 2025“ die Möglichkeiten einer Aufwertung auch des Falkenquartiers beschrieben. 2017 gab es dann einen Planentwurf für die Neugestaltung der Falkenstraße, doch passiert ist seither wenig. Im Dezember 2019 haben sich die Beiräte von Mitte und Findorff dann auf ein Lichtkonzept für den Findorfftunnel geeinigt: Neu, ökologisch mit LED-Leuchten und – natürlich – heller. Bisher ist dieses Konzept noch nicht umgesetzt worden. Anfang 2021 soll nach Informationen der Gewoba der Umbau des Bundeswehrhochhauses starten: „Bis zu 126 Wohnungen sollen hier entstehen, die meisten davon öffentlich geförderte Ein- bis Zwei-Zimmer-Apartments. Fürs Erdgeschoss sind Einzelhandelsflächen vorgesehen, zur Falkenstraße ein begrünter öffentlicher Platz“, heißt es auf der Website des Wohnungsbauunternehmens, und: „Geplant ist ein Stadtbaustein, der positiv in das umgebende Quartier an der Falkenstraße ausstrahlt und gleichzeitig seinen neuen Bewohnern trotz der verkehrsreichen Lage ein attraktives Umfeld bietet.“

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