Der Wohnraum in Bremen ist knapp, vor allem der bezahlbare. Während sich die Situation für Studenten durch Neubauten verbessern soll, passiert für Auszubildende wenig. Seitdem die Pläne für ein Azubi-Wohnheim im Papageienhaus, das eigentlich Jakobushaus heißt, vom Tisch sind, hat sich nichts mehr getan. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der SPD hervor. „Das muss sich ändern, denn der Bedarf ist ganz offensichtlich da“, sagt Falk Wagner. Der baupolitische Sprecher der SPD hatte die Anfrage gestellt.
In Hamburg gibt es gleich mehrere Wohnheime für Auszubildende. So betreibt zum Beispiel die Stiftung Azubi-Werk an der Elbe seit 2016 eine Wohnanlage für 156 Auszubildende in Wandsbek. Anfang 2020 wurde ein zweites Wohnheim Harburg mit 191 Plätzen fertiggestellt. Weitere Wohnanlagen sind in Planung und Bau. In Bremen gibt es ein solches Angebot bisher nicht, auch wenn das angedacht war.
2017 hatte die Bürgerschaft beschlossen, dass mit Beschluss des Haushaltes 2020 der Bau eines Auszubildenden-Wohnheims beginnen kann. Ob das Jakobushaus zu einem Wohnheim umgebaut werden kann, wurde geprüft. Wenn sich dieses als wirtschaftlich und rechtlich nutzbar erweisen sollte, hätte 2018 bereits mit Arbeiten an dem Gebäude begonnen werden können – 4,8 Millionen Euro Umbaumittel waren in den Haushalt eingestellt. Für das Gebäude in der Bahnhofsvorstadt hatte sich allerdings bei einer Ausschreibung kein Investor gefunden. Stattdessen nutzt seit Anfang des Jahres der Verein Zucker das Papageienhaus in einer Zwischennutzung. Aus Brandschutzgründen können nicht alle Stockwerke genutzt werden.
Der Senat legte in seiner Antwort nun dar, dass er nach der gescheiterten Ausschreibung des Jakobushauses keine weiteren Aktivitäten in der Sache verfolgt hat. „Eine Prüfung weiterer möglicher städtischer Gebäude über das Jakobushaus hinaus wurde bisher nicht veranlasst“, heißt es in der Antwort. Stattdessen soll die ganze Lage erneut im Parlament diskutiert werden und bis Ende des Jahres nach geeigneten Immobilien und Finanzierungskonzepten gesucht werden. Das soll nun unter der Federführung der Wirtschaftssenatorin erfolgen. Im Koalitionsvertrag steht dazu: „Öffentlich geförderte Wohnplätze für Azubis können ein weiterer Baustein im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus sein.“
Stiftungsmodell in Hamburg
„Die Antwort fällt ausbaufähig aus, mit dem Sachstand bin ich unzufrieden“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Wagner. Dass es für Auszubildende kein vergleichbares Angebot zu Studierendenwohnheimen gibt, sei ein „Dilemma“, das auch für Semesterticket, Mensen, und Sozialangebote gelte. Es müsse eine Gleichwertigkeit zwischen akademischer und beruflicher Bildung geben, so Wagner, der das Thema bereits als Juso verfolgte und weiter Druck machen will: „Darüber haben wir nicht das letzte Mal gesprochen.“
Der Sozialdemokrat hält viel von dem Stiftungsmodell in Hamburg. Vom dortigen Azubi-Werk habe er erfahren, dass Interesse bestehe, auch Wohnheime in Bremen zu planen. Zudem gebe es in Bremen zwei Wohnungsbaugesellschaften und ein Studierendenwerk, die einbezogen werden könnten.
Und was sagen die Koalitionspartner zur Arbeit ihres rot-grün-roten Senats in Sachen Azubi-Wohnheim? „Wir brauchen bezahlbare, kleinere Wohnungen und Zimmer für Auszubildende“, sagt Robert Bücking, bau- und wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen. In diesem Fall habe es ganz offensichtlich ein Zuständigkeitsproblem zwischen den Ressorts Wissenschaft, Wirtschaft, Bau und Finanzen gegeben, so Bücking. Da habe man das Wohnheim wohl „in eine Lücke fallen lassen.“
Auch wenn der Versuch, einen privaten Investor für den Betrieb eines Azubi-Wohnheimes zu finden, nicht erfolgreich war, meint Ingo Tebje, Sprecher für Arbeit in der Linksfraktion: „Der Bedarf ist noch immer da, also brauchen wir Alternativen. Eine Möglichkeit wäre es, eine Stiftung zu fördern, die ein Wohnheim betreibt.“ Also das Hamburger Modell. „Wenn wir Wohnraum, gemeinsam für Studierende und Azubis bereitstellen, dann muss klar sein, dass die aktuellen Kapazitäten des Studierendenwerks deutlich erhöht werden müssen“, so Tebje. Derzeit sei bereits für Studierende nicht genügend Wohnraum vorhanden. „Es wäre nicht ehrlich, wenn wir nun für zwei Gruppen den bereits zu knappen Wohnraum zur Verfügung stellen würden.“
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