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Rekordversuch in Bremen Gewittergefahr: Slackline-Event über die Weser abgesagt

Bereits am Samstag war klar, dass es einen neuen Rekord gibt. Doch wegen der Gewittergefahr musste der zweite Tag eines Slackline-Events über der Weser abgesagt werden.
19.05.2024, 11:01 Uhr
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Gewittergefahr: Slackline-Event über die Weser abgesagt
Von Björn Struß

Wegen der Gewittergefahr muss ein Slackline-Event über der Weser abgesagt werden. Das teilten die Veranstalter am Sonntagmittag mit. Der Abbau habe demnach bereits begonnen, auch ein Rahmenprogramm finde am Sonntag nicht statt. Mit dem Event wurde jedoch bereits am Samstag ein neuer Rekord geschafft, hieß es weiter. "Es war eine wunderbare Zeit und ein tolles Event, für das wir sehr dankbar sind und noch einmal allen Unterstützern, auch der Stadt Bremen, danken möchten", so die Organisatoren weiter.

Der Verein Slacklining Bremen hatte vom Glockenturm der Kirche St. Stephani zwei Leinen zur Beck´s-Brauerrei gespannt – eine endete am Getreidespeicher, die zweite war am Verwaltungsgebäude von AB Inbev montiert. Mit einem Balanceakt von 330 Metern wollten die Slackliner am Samstag einen neuen Deutschlandrekord aufstellen. Und das schafften sie auch - gleich im ersten Versuch.

Doch schon am Freitag legen viele Passanten den Kopf in den Nacken, machen Bilder und blicken staunend in den strahlend blauen Himmel. Während am Boden die Aufbauarbeiten für das Rahmenprogramm laufen, läuft in 50 Metern Höhe das Training für den Rekord. Bisher ist es die Hauptstadt Berlin, in der Slackliner mit 300 Metern die längste urbane Highline überwunden haben.

In der Natur sind noch mehr Meter möglich. "In Kolumbien bin ich schon über eine Highline mit 420 Metern gelaufen", erzählt Akim Kushnerovich vom Slacklining-Verein. Sein Ziel ist es, am Sonnabend oder Sonntag die 330 Meter bis zum Verwaltungsgebäude zu überwinden, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.

In Kolumbien bin ich schon über eine Highline mit 420 Metern gelaufen.

Akim Kushnerovich

Für Kushnerovich begann die Leidenschaft vor etwa drei Jahren auf einer Slackline zwischen zwei Parkbäumen. "Die war drei oder vier Meter lang und hatte eine Höhe von 50 Zentimetern", erinnert sich der 33-Jährige. Der Glockenturm an der Weser ist 100-mal höher. Die Gruppe spricht sich mit Funkgeräten genau ab, wer gerade oben ist und wer als Nächstes dran ist.

Im Kirchturm führt eine Treppe nach oben. Tauben haben die Spitze offenbar zu ihrem Domizil gemacht, die Innenkonstruktion ist von weißen Kothaufen übersät. "Jetzt sollten wir einen Blick auf die Uhr werfen, wir nähern uns der Glocke", sagt Kushnerovich. In wenigen Minuten ist es zwölf Uhr. "Wenn sie läutet, sollten wir nicht in der Nähe sein", warnt der Slackliner. Dann bückt er sich und krabbelt unter die riesige Glocke, vorbei an einem Klöppel, so dick wie ein Arm. Das ist der einzige Weg.

Die letzten Stufen werden etwas schneller genommen, dann ist das Nest der Slackliner in der Turmspitze erreicht. Die Sportler haben einen Sinn für Gemütlichkeit, es war noch Platz für eine Hängematte. Dann schlägt die Glocke. Eine Seilrolle, die zwischen zwei Balken baumelt, bewegt sich leicht hin und her. "Wenn die Glocke in Schwingung versetzt wird, bewegt sich auch der Turm ganz leicht", sagt Kushnerovich.

Für sein Training muss er durch eine kleine Luke krabbeln, Sonnenbrille und Mütze schützen ihn vor der Sonne. Für die Sicherung gilt das Vier-Augen-Prinzip, ohne einen Kontrollblick geht es nicht los. Der Klettergurt ist durch ein Seil mit der Balancier-Leine verbunden. "Auf dieser Höhe ist es immer windig. Glück hat man, wenn der Wind konstant aus einer Richtung kommt", erläutert der Slackliner. Starke Böen aus unterschiedlichen Richtungen erhöhten hingegen den Schwierigkeitsgrad.

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Vorsichtig bewegt sich der 33-Jährige Schritt für Schritt über die Leine, die lang ausgestreckten Arme bewegen sich. Jede Schwingung muss er mit dem gesamten Körper ausgleichen. Nach einigen Metern fällt er, an der schwingenden Leine baumelt er auf und ab. Ein Rekordversuch wäre in diesem Moment beendet. Am Wochenende soll ein perfekter Balance-Lauf über 330 Meter gelingen.

Um die Leinen auf die andere Weserseite zu kriegen, hatte der Verein am Donnerstagabend eine Drohne genutzt. Diese brachte zunächst ein sehr dünnes und somit leichtes Seil auf die andere Seite. An diesem konnten dann nach und nach dickere Seile entlanggezogen werden. "Wir arbeiten in allen Bereichen mit einem doppelten Sicherungssystem", erläutert Manik Esche, Vorsitzender des Vereins. Wenn sich zum Beispiel aus welchen Gründen auch immer eine Verankerung löse, wäre die Highline mit einer zweiten Verankerung gesichert.

Esche hat mit seinem Verein zwei Jahre gebraucht, um die besondere Aktion auf die Beine zu stellen. AB Inbev machte ihm zunächst wenig Hoffnung, eine solche Montage am Verwaltungsgebäude und am Getreidespeicher zuzulassen. Doch dann wurde Unternehmer Rolf Specht auf die Idee aufmerksam. In der von ihm aufgebauten Specht-Gruppe verstärkte am 1. Juli 2023 Heinz Beekmann die Geschäftsführung, der wiederum bis 2018 als Geschäftsführer für AB Inbev gearbeitet hat. Dieser direkte Draht beschleunigte die Überzeugungsarbeit.

Nachdem die Slackliner rund um Esche im vergangenen Jahr bereits zwischen Dom und Liebfrauenkirche balancierten, ist mit einem möglichen Deutschlandrekord das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. "Warum nicht auch eine Leine vom Wesertower zum neuen Zech-Hochhaus spannen?", fragt Esche. Mit etwa 600 Metern würde die Länge einer solchen Highline neuen Weltrekord bedeuten.

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