Dort, wo der Skylift "Look 360 Grad Panorama" abhebt und immer mehr Besucher vom Hauptbahnhof zur Bürgerweide auf den Freimarkt strömen, kommt man kaum unbemerkt an ihnen vorbei. Und auch an den anderen vier Eingängen muss man damit rechnen, Mitarbeiter der Firma Hoppe Security zu treffen. Im Auftrag der Marktleitung stehen schon nachmittags vier bis fünf Sicherheitskräfte in schwarzer Arbeitskleidung am Haupteinlass. "Die bekommen später noch Verstärkung, weil ja auch mehr Besucher kommen", erklärt ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Seine Kollegen fragen Besucher freundlich aber bestimmt, ob sie spitze Gegenstände oder Glasflaschen dabei haben. Stichprobenartig blicken sie auch in Taschen und Rucksäcke. Sie sollen für die Durchsetzung des kurzfristig per Ortsgesetz verhängten Messerverbots sorgen.
Allein nach dem ersten Wochenende sei dem Sicherheitsdienst nach Angaben der Bremer Polizei "eine erstaunlich hohe Zahl an Messern" aufgefallen. Demnach seien mehr als 100 Messer entdeckt und den Freimarktbesuchern abgenommen worden.
Vom Ablauf her seien die Kontrollen zwar normales Veranstaltungsgeschäft – alles Routine, sagt ein Hoppe-Mitarbeiter. Doch schon in den ersten Tagen hätten die Kollegen eine "krasse" Menge an Gegenständen herausgefischt. Vieles davon hätten sie vor Ort entsorgen müssen. Bei teureren Objekten werde eine Ausnahme gemacht: "Wenn es im legalen Bereich liegt, kann es später wieder abgeholt werden." Gerade händigt ein Kollege einem jungen Mann eine Parfumflasche wieder aus, nachdem er sich per Fotobeweis auf dem Mobiltelefon als Besitzer ausgewiesen hat.
Die hohe Anzahl der Messerfunde ist vor allem auf die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen zurückzuführen. "Bei den sichergestellten Messern handelte es sich beispielsweise um Taschenmesser und Klappmesser", sagt Polizeisprecher Nils Matthiesen. Die Polizei weist dennoch eindringlich auf das Messerverbot auf dem Freimarkt hin, denn wer erwischt werde, müsse mit Konsequenzen rechnen. "Die auf dem Festgelände sichergestellten Messer werden von der Polizei einbehalten und Ordnungswidrigkeitenanzeigen gefertigt." Eine Zwischenbilanz, die Matthiesen insgesamt positiv einordnet: "Das Sicherheitskonzept hat sich bisher bewährt, wie die Anzahl der einkassierten Messer zeigt."
Die Anzahl der Ordnungswidrigkeiten liegt bisher laut Polizei im unteren dreistelligen Bereich und die Straftaten allgemein im zweistelligen Bereich – was sich laut Matthiesen nicht wesentlich von den vergangenen Jahren unterscheidet. Auch der Kleine Freimarkt sei bisher im Hinblick auf die Sicherheitslage "unauffällig verlaufen".
Während des Freimarkts gilt auch rund um den Hauptbahnhof ein Messerverbot, das allerdings von der Bundespolizei kontrolliert wird. Kontrollen im Bahnhofsumfeld betrafen laut Sprecherin Juliane Hartwig eine Personenzahl im mittleren dreistelligen Bereich. Dabei hätten Einsatzkräfte der Bundespolizei nur im einstelligen Bereich unerlaubte Gegenstände gefunden, darunter auch größtenteils Taschen- und Klappmesser. Neben den üblichen Straftaten wie Beleidigung, Bedrohung und Körperverletzung, habe es am Wochenende in zwei Fällen Handgreiflichkeiten gegen Polizeibeamte gegeben.
Auch der Bremer Landesbezirk der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sagt, dass das Sicherheitskonzept Wirkung zeige. Für den GdP-Landesvorsitzenden Nils Winter besteht dennoch keine Zeit zum Ausruhen. "Bremen hat derzeit ein Messerproblem, wir müssen dieses Problem jetzt umgehend gemeinsam lösen“, schreibt Winter in einer Mitteilung. Die GdP fordert außerdem mehr Befugnisse, denn die Gefahr durch Messer angegriffen zu werden, sei so hoch wie nie zuvor. „Der Senat ist aufgefordert, uns Polizistinnen und Polizisten schnellstmöglich besser gegen Messertäter zu schützen. Wir erwarten daher schnell eine Schutzausrüstung und das erforderliche Geld hierfür", sagt Winter.