Wie soll die Zukunft des Viertels zwischen Online-Handel und Neugestaltung der Innenstadt aussehen? Zu dieser Frage hatte der SPD-Ortsverein Peterswerder/Steintor ins Kulturzentrum Lagerhaus am Sonntagvormittag zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen. "Das Viertel soll attraktiver werden und die Leute anziehen", sagte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Arno Gottschalk, der zusammen mit Ekkehart Siering, Staatsrat beim Senator für Wirtschaft, und Marc Fucke, Vorsitzender des Ortsvereins, auf dem Podium saß. Die SPD wolle mit den Menschen vor Ort eine Strategie entwickeln, um die Mobilität von der Innenstadt ins Viertel zu steigern, so Gottschalk. Das Ostertor und Steintor sei der zweitgrößte Standort für den Einzelhandel in Bremen und müsse sich gegen den Online-Handel behaupten. Dafür brauche es eine bessere Anbindung an die City.
Wirtschaftsstaatsrat Siering ging auf aktuelle Vorhaben in der Bremer Innenstadt ein wie das City Gate, die Pläne an der Stadtwaage den Jacobs-Hof zu entwickeln oder den geplanten Kauf und Abriss des Parkhauses-Mitte von Unternehmer Kurt Zech. Ziel sei es unter anderem, den Autoverkehr komplett aus der Innenstadt herauszuhalten, so Siering. Um andere Aufenthaltsqualitäten zu schaffen, werde der Senat im September mit Kaufleuten und der Handelskammer eine Ideenmeisterschaft starten, um Ansätze für ein Konzept zu finden. Dabei ist ihm auch die Anbindung der City zum Viertel wichtig.
Kritik an Kiosken
Er habe eine "starke Zunahme an Kiosken" im Viertel und leider auch eine "dramatische Situation" bei dem Geschäft Habü (Vor dem Steintor 95) registriert. Das Spielzeug- und Schreibwaren-Kaufhaus ist seit Jahren geschlossen und verwahrlost. Auch wenn es bereits vor Jahren eine sehr schwierige Diskussion darum gegeben habe, lohne es sich erneut, auch über eine Fußgängerzone im Viertel zu sprechen, so Siering. "Ich appelliere zudem dringend, dass sich alle Einzelhändler mit Online auseinandersetzen", sagte Siering. Das Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum unterstütze und fördere kleine und mittlere Unternehmen dabei.
Norbert Caesar, der erste Vorsitzende der Interessengemeinschaft "Das Viertel", forderte einen engen Austausch zwischen Politik und den kleineren Unternehmen. "Die Anzahl der Einzelhändler im Viertel nimmt immer mehr ab", so Caesar. Dabei brauche es eine gute Durchmischung. Weitere Diskussionsbeiträge kamen beispielsweise von Daniel Fries, der sich in Verkehrsangelegenheiten einen "großen Wurf" wünschte und auf Beispiele in Groningen verwies. Anwohner Stefan Schafheitlin kritisierte, dass sich die Außengastronomie immer weiter ausbreite, Wege zugestellt seien und zahlreiche Regeln nicht eingehalten werden. Die Zunahme der Kioske und "einfacher Gastronomie" führt er auf die aufgehobene Konzessionssperre zurück. Eine Händlerin warnte aber auch vor einer Überreglementierung: Der Charme des Viertels müsse erhalten bleiben.
Ein Verkaufsverbot von Alkohol im Viertel ab 22 Uhr, kostenlosen Nahverkehr von der Domsheide aus, die Möglichkeit von Fahrradparkhäusern oder, dass die Kioskbesitzer den Müll vor ihren Läden beseitigen sollen, waren weitere Vorschläge von Anwohnern. Marc Fucke freut sich über die Debatte und versprach, zu weiteren Terminen einzuladen, um ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten.