Mit der Straßenbahn den Bürgerpark kreuzen, bis nach Harpstedt oder Oyten fahren sowie an mehreren Stellen die Weser überqueren. Das alles könnte in Zukunft möglich sein, heißt es vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und dem überparteilichen Verein „Einfach einsteigen“. Die Organisationen wollen mit einem weitreichenden Ausbaukonzept für das Straßenbahnnetz eine Diskussion anregen. Den Anspruch, dass ihre Ideen exakt in dieser Form realisiert werden, erheben sie aber nicht.
An diesem Donnerstag soll den Verkehrspolitikern und Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) das mehrseitige Papier vor der Landtagssitzung ab 10 Uhr überreicht werden. Das Konzept sieht vor, das vorhandene Netz mit seiner aktuellen Länge von 85 Kilometern auf insgesamt 226 Kilometer Länge auszubauen. Unter anderem sollen Bremen-Nord, Oberneuland oder das Güterverkehrszentrum mit einer Straßenbahnlinie an die Innenstadt angebunden werden. In Woltmershausen könnte die alte Linie 7 wieder eingerichtet werden, eine Ringlinie soll um die City führen.
„Wir müssen raus aus dem Klein-Klein und in größeren Zeithorizonten denken, um die dringend benötigte Verkehrswende umzusetzen“, sagt der BUND-Vorsitzende Dieter Mazur. Alle Elemente des Umweltverbundes (Fußgänger, Fahrräder, ÖPNV, Carsharing und Mitfahrzentralen) müssten ineinandergreifen. Der Schlüssel dazu sei der öffentliche Nahverkehr, der Straßenbahn komme die zentrale Rolle zu. „Ein größeres Straßenbahnnetz würde Pendlerinnen und Pendlern die Möglichkeit bieten, das Auto stehen zu lassen“, so Mazur. Andere Städte würden Bremen um das funktionierende Netz, das seit 2010 auch mit Ökostrom betrieben werde, beneiden. Durch die Herausforderungen des Klimawandels müsse dieser Vorteil aber „dringend ausgebaut werden“, fordert der Vorsitzende.
„In der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans sind keine neuen Linien enthalten“, sagt Mark Wege, Sprecher von „Einfach einsteigen“. Es gebe zwar weitere Linienvorschläge, doch würden diese zurzeit nicht weiter verfolgt. In Bremen fehlen seiner Ansicht nach die Querverbindungen, die Tangenten. Zudem laufe derzeit alles über die Knotenpunkte in der Innenstadt. Der Verein „Einfach einsteigen“ schlägt seit einigen Jahren vor, den Nahverkehr über eine Umlage zu finanzieren; sie soll von Einwohnern, Pendlern und Firmen gezahlt werden. Zudem sollen jährlich 80 Millionen Euro in den Nahverkehrsausbau fließen. „Unser Vorschlag ist sehr ambitioniert, fußt aber auf einem nachhaltigen Finanzierungsmodell. Wenn der Senat wirklich eine Verkehrswende will, muss er sich endlich trauen, in solchen Dimensionen zu denken“, so Wege.
In dem Ausbaukonzept ist außerdem vorgesehen, dass einige Linien über die Stadtgrenzen hinaus führen. Menschen, die mit dem Auto unterwegs sind, sollen mit einem gut ausgebauten Nahverkehr eine Alternative bekommen. Eine Linie soll demnach über Mittelshuchting und Delmenhorst nach Harpstedt führen; eine andere als Fortführung der Linie 8 über Weyhe nach Thedinghausen. Dabei soll die Strecke BTE (Bremen-Thedinghauser Eisenbahn GmbH) mitgenutzt werden.
In dem Streckenentwurf der beiden Organisationen sind drei Karten übereinandergelegt: In das bestehende Netz sind die im Verkehrsentwicklungsplan 2025 (VEP) enthaltenen Strecken, die dazu diskutierten, aber nicht aufgenommenen Abschnitte und einige neue Ideen integriert worden. Dass einige Vorschläge viel Zündstoff bieten, ist Mazur und Wege klar. Für die Querverbindung durch den Bürgerpark schlagen sie beispielsweise als Alternativen einen Tunnel oder Bahnen vor, die ohne Oberleitungen fahren könnten. Ein weiterer Vorschlag der Organisationen: Die Straßenbahnen sollen die Gleise der Deutschen Bahn nutzen können.
Gratis-Bahn wird Linie 11
Zwischen Innenstadt und Bürgerweide soll demnächst eine Straßenbahn an den Sonnabenden kostenlos fahren (wir berichteten). Das hat der Senat am Dienstag in das Aktionsprogramm Innenstadt aufgenommen. Beschlossen ist dies damit aber noch nicht, auch die genaue Route wird noch diskutiert. Die Bahn – die Linie 11 – soll mit zwei Zügen im Zehn-Minuten-Takt fahren, startend zwischen 11 und 18 Uhr. „Ich verspreche mir von der neuen Straßenbahn mehr Besucher und eine längere Aufenthaltsdauer in der City", sagt Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne). Durch die Reduzierung des Autoverkehrs werde die Aufenthaltsqualität gesteigert und der Umweltverbund gestärkt.
Weitere Informationen
Das Konzept ist unter www.bund-Bremen.net und www.einsteigen.jetzt einzusehen.