Ende 2019 saß er als Gast in diesem Lokal, als seine Frau die entscheidende Frage stellte: Wie es wäre, wenn sie beide einfach den Laden übernehmen würden? Zuvor hatten ihnen die Besitzer des im Dobbenviertel situierten Restaurants Surabaya gerade mitgeteilt, dass sie sich zur Ruhe setzen und den Betrieb schließen wollten.
So spontan der Übernahmevorschlag auch kam, so lange schon hatte das Ehepaar den Traum vom gemeinsamen Gastrogeschäft im Visier. Während Robin Pangaribuan neben seinem Studium an der Hochschule Bremen in einigen Gaststätten Erfahrungen sammelte, stand seine Frau Risdayanti Manik schon in diversen Küchen am Herd.
„Wir wollen, dass Bremen ein indonesisches Restaurant hat“, erklärt mir der 33-Jährige einige Monate später in ihrem neu eröffneten Lokal. In den Worten schwingt eine ordentliche Portion Nationalstolz mit, aber auch Freude, die Geschichte des in Szenekreisen einst hoch gelobten, nun auf den Namen Surajaya Tabo umgetauften Restaurants fortzuschreiben. Der Namenszusatz Tabo bedeutet auf Indonesisch lecker – und will nun wohl verdient werden.
Probiert und empfohlen: Als erste Kostprobe werden uns Lumpia (3 Euro) serviert, welche gemeinhin als Frühlingsrollen bekannt sind. Woran man wirklich gute erkenne, möchte ich wissen. „Genau daran“, kommentiert der Indonesier das bei meinem Abbeißen zu hörende Knuspergeräusch. So müsse es klingen, verrät der Experte, der die mit Karotten, Sprossen, Kohl und gemischtem Hack gefüllte Rolle seit Kindestagen liebt. Ein toller Starter!
Als wenn der Begriff Saté sich in Deutschland nicht schon gefestigt hätte, probieren wir als Nächstes den hier nur als Fleischgericht mit Erdnuss-Sauce deklarierten Klassiker Südostasiens (10,50 Euro). Die angebratenen Hähnchenspieße werden typischerweise mit Reis, Salat und einer Erdnuss-Sauce serviert. Da er vor unserem Treffen schon Hunger hatte und einige Spießchen verdrückte, probiert Pangaribuan nur ein kleines Stück. „Das Fleisch ist zart“, sagt er. Ich füge hinzu, dass es gern stärker hätte mariniert sein können. Abseits von der grundsoliden Salat- und Reisbeilage ist der eigentliche Star dieses Gerichts jedoch die hausgemachte Sauce aus Erdnüssen, Palmzucker und Öl.
Eine Glosse müsste über den Gado Gado genannten veganen Gemüsesalat (7,90 Euro) geschrieben werden, wenn der Umstand nicht so bedauerlich und dieser Mann nicht so ehrlich-sympathisch wäre. „Ich mag Gemüse, aber ich esse lieber Fleisch“, schickt Pangaribuan noch vorweg. Dass er Gemüse allerdings so wenig zu mögen scheint, dass er die armen Bällchen im Frittierfett gleich dreimal sterben lässt, durchschaue ich erst beim Probieren des trockenen, verkohlten Puffers. Ein Jammer, der sich auch nicht durch den simplen, in Erdnuss-Sauce marinierten Salat aus Gurken, Möhren und gekochtem Ei wiedergutmachen lässt. Freilich, das kann vergeben und vergessen werden.
Umso mehr, weil der letzte Eindruck bekanntlich der bleibende ist – und in diesem Falle ein äußerst versöhnlicher, der auf den Namen Nasi Goreng Babi (7,90 Euro) hört. Die Nationalspeise Indonesiens aus gebratenem Reis mit Weißkohl, Ei, Gurke, Tomaten, Frühlingszwiebeln und Schweinebauch hat nämlich genau das, was ich als bekennender Reisfan an solchen Pfannengerichten liebe: knackig-frisches Gemüse, süßsaure Elemente, die in diesem Fall im in Sojasauce gekochtem Schweinebauch vereint sind – und schließlich der herzhafte Bratreis, in dem sich alle Aromen noch einmal vereinen.
Mir fehlt nichts, aber meinem Gegenüber schon. „Zu wenig Chili“, findet der Indonesier, der selbst gerne sehr scharf isst. Plötzlich fällt ihm ein, völlig vergessen zu haben, uns sein selbst gemachtes Sambal Oelek anzubieten. Die typisch indonesische Würzsauce aus Ingwer, Chilis, Knoblauch und Zwiebeln ist das letzte Puzzlestück, um das Geschmacksbild dieses Gerichts zu vollenden. „Saulecker“, resümiert auch unser Fotograf, der die ebenfalls im Glas erhältliche Sauce perfekt auf den Punkt bringt. Tabo!
Der Gruß aus der Küche: Da Francesco nennt Pangaribuan seinen Lieblingstipp, wo er die zuvorkommenden Besitzer schätzt und am liebsten die Frutti di Mare isst.
Temi Tesfay hat Hunger auf Bremen. Auf seinen wöchentlichen Streifzügen durch die heimische Gastroszene hat er schon viele Küchen, Köche und kulinarische Schätze der Stadt kennengelernt. Unter dem Titel „Ein Bisschen Bremen“ schreibt er außerdem einen Foodblog.
Weitere Informationen
Surajaya Tabo, Am Dobben 117, 28203 Bremen, Telefon: 04 21 / 51 42 79 44, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonnabend von 12 bis 15 Uhr und von 17.30 bis 22 Uhr, Sonntag von 17.30 bis 22 Uhr, Montag geschlossen, nicht barrierefrei. www.tabo-toba.com