Die griechische Küche Bremens ist ein Spaltstein. Für die einen ist sie ein Tempel für lukullische Festmahle mit Fleischbergen, Frittiertem, Knoblauchbrot und Ouzo. Für die anderen ist sie bis auf wenige Ausnahmen nicht existent. Zumindest, wenn „echte“ griechische Küche der Anspruch und wahllos nach Orten betitelte Gerichtskombinationen ein Tabubruch ist.
Apostolos Thomas aus dem Restaurant Plaka an der Ecke Faulenstraße/Hankenstraße ist selbst Grieche und kann solche Ansprüche nur zu gut verstehen. „Am Anfang hatten wir traditionelles griechisches Essen, aber es gab nicht so viel Interesse“, erinnert sich der selbst ernannte „Junge für alles“. „Ein Beispiel. Vor vielen Jahren hatten wir Mythos-Bier. Niemand hat das getrunken. Jetzt haben wir das zum Lockdown angeboten und die Leute reißen uns das aus den Händen.“ Thomas, dessen Vater Athanassos das Lokal seit mehr als 20 Jahren mit der Familie betreibt, freut sich über diese neue Offenheit. Sie verbindet sich mit seinem Wunsch, später mal das Plaka zu übernehmen, sich von den Vorstellungen der Vätergeneration zu lösen und das Restaurant Stück für Stück auf eine neue Ära vorzubereiten. Eine Ära, in der weniger Fleisch, mehr vegan und vor allem gern in Häppchen gegessen wird. Wie geschaffen für die griechische Meze-Kultur.
Eines jener typischen, Meze genannten Häppchen ist unser gegrillter Oktopus (12,50 Euro). Die Fairness zwingt mich, die beiden Tentakel gerecht untereinander aufzuteilen. Aber am liebsten hätte ich sie beide gehabt. Das Fleisch ist wunderbar zart, und die leichte Olivenöl-Balsamico-Marinade setzt eine frische Note, die von mediterranen Kräutern verfeinert wird. „Erinnert mich ein bisschen an Urlaub“, kommt auch mein Gastgeber ins Schwärmen. Ein toller Vorgeschmack auf die Zukunft des Plaka – und auf das, was gleich kommt: Moussaka (12 Euro) von Tante und Köchin Konstantina.
Probiert und empfohlen: Thomas verrät, dass ihr stets frisch zubereiteter Gemüse-Hackfleisch-Auflauf sich zwar am Original mit Kartoffeln, Auberginen und Hackfleisch orientiere. Sie verwende aber auch fein geschnittene Zucchini. „Und ganz wichtig, Vanille. Das ist ihre Unterschrift.“ Zunächst vom dominanten, aber angenehmen Nelken-Duft überlagert, schlagen die Vanillearomen mit Verzögerung dann auch durch und verbinden sich mit der cremigen Béchamelsoße, dem Gemüse und Fleisch zu einem herzhaften Gericht für die Seele. „Es schmeckt mir sehr gut“, ist auch der große Hackfleischfan zufrieden, „vielleicht hätte man aber etwas weniger Fleisch und Pfeffer nehmen können“.
Zum Abschluss tischt der 27-Jährige uns den beliebten Athen-Teller (12 Euro) auf. Eine Worthülse, die eine nach Gusto des Hauses zusammengestellte Fleischvariation betitelt. In diesem Fall ist es ein amtliches Dreierlei aus Gyros, Souflaki und Bifteki mit Reis, Zaziki und Krautsalat. „Hier bin ich stolz“, empfiehlt mir Thomas, zunächst das Zaziki zu probieren. „Die Balance von Knoblauch, Gurke und Joghurt stimmt. Da bleibe ich nicht bodenständig“, lobt der Fachmann. Und hat allen Grund dazu. Der Dip ist so, wie ich ihn liebe. Der Beilagenreis andererseits ist so, wie ich ihn nicht mag. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass Reis in griechischen Lokalen ein gewisses Qualitätsmaß nicht übersteigen darf. Anders ist mir nicht zu erklären, weshalb er fast immer nach nichts schmeckt.
Wenden wir uns lieber den schönen Themen zu, wie dem Fleisch. „Ich esse oft Gyros, auch in Griechenland, aber habe ganz selten was Besseres gegessen“, erzählt Thomas und nennt eine Hauptkritik. „Das Fleisch muss schon Fett haben, aber nur brauchst du auch nicht. Wir schneiden viel davon weg, darum ist unser Gyros auch kleiner und stückiger.“ Und gefälliger, wie ich finde. Das gilt ebenso für das Schweine-Souflaki, das nun zwar schon länger vom Herd, aber immer noch weich und saftig ist. Ein deftiger Abschluss für das griechische Gelage.
Temi Tesfay hat Hunger auf Bremen. Auf seinen wöchentlichen Streifzügen durch die heimische Gastroszene hat er schon viele Küchen, Köche und kulinarische Schätze der Stadt kennengelernt. Unter dem Titel „Ein Bisschen Bremen“ schreibt er außerdem einen Foodblog.
Weitere Informationen
Restaurant Plaka, Faulenstraße 3, 28195 Bremen. Nicht barrierefrei. Telefon: 04 21 / 17 14 27. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11.30 bis 14.30 Uhr sowie von 17.30 bis 22 Uhr, Montag geschlossen. Abholung und Lieferung möglich.