Mit Verve stellte sich die junge Newcomer-Formation Quintabulous in der April-Ausgabe der beliebten Reihe Vokal lokal vor. Und sie legte gleich mit einem gepfefferten musikalischen Gericht los. „Chili con carne“ ist der Titel des gut gewürzten, exotischen Schwedenhappens, den das skandinavische Jazz-Quintett The Real Group kreiert hat, das sich 1984 aus Studierenden der Königlichen Musikhochschule Stockholm zusammenfand.
Das Vokal-Jazz-Quintett Quintabulous servierte „Chili con carne“ in perfekt lautmalerischer Samba-und Barbershop-Diktion. Wie heißt es in dem Lied doch gleich: „Don’t forget the Mexican spices“, was sie dann auch nicht taten. Die Schweden gehören zu den Lieblingen von Quintaboulos, und so ließen sie an diesem sonnigen April-Sonntag gleich noch mehrere Songs von The Real Group hören. Wie den wunderbar melancholischen „Waltz for Debby“, eine Nummer, die der Sopranistin Sabrina Reidt eine Steilvorlage bot.
Sie umspann die Geschichte des „Lieblings-Mädchens“ Debby mit glasklaren Sopran-Kaskaden und verlieh damit poetischen Zeilen wie „In der Sonne tanzt sie zu ruhiger Musik, Lieder, die aus Gold gesponnen sind“ eine besondere Lebendigkeit. Nicht von ungefähr studiert sie an der Hochschule für Künste im Hauptfach Gesang. Ihre Kollegin Ronja Most ist dagegen zertifizierte Jazz-Sängerin und ließ immer wieder ihre imponierende Röhre hören. Hinreißend auch die Up-Tempo-Nummer „Pass me the Jazz“, garniert mit einem swingenden „du, du, du“, tricky Einschüben in „wawoo“-Manier nebst Fingerschnipsen. Yeah, sounds like Jazz hot baby!
Wunderbar innig geriet die soulige Interpretation des Liebesliedes „Let’s stay together“, aber auch des Sting-Titels „Fields of gold“, in dem eine lebenslange Liebesgeschichte erzählt wird, samt der alten und doch ewig jungen Frage: „Will you stay with me?“ „Wirst Du bei mir bleiben?“ In dem Beatles-Song „Black birds fly“ brachte Sabrina Reidt im Arrangement der Kings’s Singers erneut ihre kristallklare Höhe bis hoch in die Kopfstimme zum Leuchten und pfiff dazu obendrein noch. Gefolgt von einem weiteren Titel von The Real Group: „Bumble bee“, der bescheidenen Hummel.
Ein groovender Glücklichmacher
Als Rausschmeißer servierte Quintaboulos dann einen groovenden Glücklichmacher: „Happy“ von Pharell Williams und animierte das Publikum im Wall-Saal zum Mitklatschen. Dabei wusste Ronja Most mit ihren variablen Improvisationen, die sie die musikalische Skala rauf und runter groovte, zu begeistern. Die Matinée klang schließlich mit Billy Joels leicht melancholisch angehauchter, bewegender Ballade „And so it goes“ aus, wiederum im Arrangement der King’s Singers.
Die vier Herren von Pitchwork machten, in Frühlingsfarben gewandet, den Auftakt bei Vokal lokal. In nicht weniger perfektem Barbershop-Gesang intonierten sie den melancholisch-biografisch geprägten Titel der Comedian Harmonists: „Lebe wohl, gute Reise, und denk’ an mich zurück, denk’ an das Glück zurück! Gib mir Mut für die grauen Stunden.“ Anmoderiert wurden die Nummern von einem Mitglied des Quartetts in Versform mit Narrenkappe und in Bütten-Manier. Pitchwork bewies sogleich, dass sie in vielen Genres sattelfest sind, ob bei den Beatles oder bei Mendelssohn Bartholdy.
Und eben immer wieder die unvergleichlichen Comedian Harmonists, wie etwa in „Das ist die Liebe der Matrosen“. „Auf die Dauer lieber Schatz, ist mein Herz kein Ankerplatz. Es blühn in allen Häfen Rosen“, diese Zeilen wurden von Pitchwork mit leicht nasalem Unterton schwungvoll gesungen. Bei Comedian- Harmonists-Fans darf natürlich einer keinesfalls fehlen, nämlich der garstige „Kleine grüne Kaktus“, der sticht, sticht, sticht, wenn ein Bösewicht was Ungezogenes spricht, perfekt dargeboten in Falsett und Sprechgesang. Das genaue musikalische Gegenstück dazu: „Lost in the stars“, der von Kurt Weill komponierte Titelsong der gleichnamigen musikalischen Tragödie. „Sometimes it seems maybe God’s gone away“, wird dort mit der scheinbaren Abwesenheit von Gott gehadert. Die Interpretation von Pitchwork bestach mit einem perfekten, samtigen Zusammenklang der Stimmen in der Höhe. Ähnliches ließe sich über die swingende Diktion von „Wonderful you“ sagen. In ganz klassischer, deutscher Ernsthaftigkeit und mit zarten Modulationen versehen kam dagegen das Lied „Wer hat Dich, Du schöner Wald so erbaut, hoch oben“ mit dem Text von Joseph von Eichendorff und der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy daher.
Anrührend wurde es dann noch einmal mit dem Rausschmeißer, mit der Eigenkomposition in Moll auf ein Scheidungskind: „Jakob, Jakob, mein Baby-Tiger!“ Darin heißt es: „Dein Vater ist ein Loser, deine Mutter ein Trampeltier. Sie will ihn nicht mehr sehen.“ Kein Wunder, dass da die Emotionen hochkamen, was zu einem kurzzeitigen, sehr sympathischen Hänger führte.
Weitere Informationen
Die nächste Ausgabe von Vokal lokal geht am Sonntag, 5. Mai, wie immer um 11 Uhr im Wall-Saal der Zentralbibliothek über die Bühne. Dann treten das Ensemble d’accord unter der Leitung von Ruxandra Popescu und das Projekt X unter der Leitung von Kirsten Bodendiek auf. Der Eintritt ist frei.