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Tischgespräch Taverne Metaxa bietet mehr als den griechischen Klassiker Gyros

Griechisch geht immer. Nicht immer muss es allerdings Gyros oder Bifteki sein. Darum ist man froh, dass es in Kostas Kordas’ Taverne Metaxa weit mehr als die beliebten Klassiker zu entdecken gibt.
23.07.2020, 05:00 Uhr
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Taverne Metaxa bietet mehr als den griechischen Klassiker Gyros
Von Temi Tesfay

Kostas Kordas ist in der Erinnerung versunken. Er wiegt den Kopf in der Hand, blickt zu den leicht im Wind wehenden Weinreben auf und schwärmt von den „goldenen Siebzigern der griechischen Küche“, in die seine Eltern zwar spät, dafür aber gleich doppelt einstiegen: erst 1978 mit der Eröffnung ihres im Hulsbergviertel gelegenen Metaxa, ein Jahr später mit ihrem zweiten Baby in Findorff, das von seiner Schwester betriebene Metaxa 2.

„Alle waren begeistert, weil sie günstig essen und ihre Reste mitnehmen konnten“, erinnert der 56-Jährige die Anfangszeit des Familiengeschäfts, das er Mitte der 1990er-Jahre übernahm. Der Boom der griechischen Gastronomie sei aber nicht allein der Glücksformel des einfachen Gastes aus „günstig, deftig und viel“ zu verdanken, sondern auch einem scheinbar kleinen, aber doch so wirkungsmächtigen Gestus, der Jahre später zum traditionellen Symbol für Gastfreundschaft avancieren sollte: der Ouzo aufs Haus.

Standardgeste

„Einen gibt es bei uns immer“, erklärt Kordas die Standardgeste, welche für griechische Lokale heutzutage zu einem ungeschriebenen Gesetz geworden zu sein scheint, das nicht ohne Tücke ist. Ich habe tatsächlich Freunde, für die Wohl und Wehe eines ganzen Abends von 20 Zentilitern dieses am liebsten mehrfach gratis verteilten Anisschnapses abhängt. Nun, was dem einen die griechische Schankkultur bedeutet, messe ich ihrer nicht minder ruhmreichen Tafelkultur zu. Doch am Aperitifkurzen lässt mich Kordas nicht vorbei, dessen Leitkultur schließlich allerhaben ist: „Das soll ja alles Spaß machen hier, oder?“ Jamas!

Probiert und empfohlen: Zu Beginn wird eine üppige, typisch mit Peperoni, Auberginen, Zucchini, Käsecremes, Zaziki, Gigantes, Paprika sowie Weinblättern bespickte Antipasti-Platte (13 Euro) aufgetischt. Die Kleinigkeiten sind gefällig, keine davon lässt mein Herz jedoch höherschlagen. „Normal“ ist deshalb auch die treffende Beschreibung, die Kordas für die „Auslese“ genannten Häppchen findet. Der heiße Sommertag, unser Platz auf der herrlichen Terrasse und der Weißwein verleihen eine mediterrane Kulisse, die Appetit auf Meeresfrüchte weckt. So fällt die nächste Wahl auf Sardinen mit Knoblauchsoße (6,50 Euro) und Baby-Calamari (6,50 Euro), die jeweils appetitlich auf einem kleinen Salatbouquet gereicht werden. Die Sardinen sind scharf angebraten, die Calamari von einer leichten Panade ummantelt. „Wenn die Ware gut ist, kannst du nichts falsch machen“, erklärt der Gastronom die Einfachheit des Gerichts. So einfach, so gut. Vor allem die Calamari, die zart, goldbraun und in der Kombination mit dem karamellisiertem Fenchel sehr delikat sind.

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Für das große Finale hat Kordas sich seine Leibspeise aufgehoben: Odeon (18,90 Euro). Ehrlich gesagt hatte ich hier etwas Angst, da ich bei der Beschreibung an die allzu bekannten, unheilvoll in Käse und Sahne erstickten, ehrenlos überbackenen Fleischaufläufe erinnert wurde. Doch als der Kellner uns das Gericht auftischt, die große Überraschung. Auf der Mitte des ovalen Tellers findet sich ein kleiner Berg mit den Kritharaki, drapiert von einem ofengebackenem Schafskäsestück, an dessen Seiten zwei schön vom Grill marmorierte Lammstücke einen Rahmen bilden. „Das ist für mich ein Stück Heimat“, bekennt Kordas beim Anblick der Speise.

Dass Nostalgie mir eine starke Kraft zu sein scheint, die so manche Tristesse zur Raffinesse verklären kann, bekenne ich wiederum nicht. Schwer verständlich, was an den in blasser Tomatensoße geschwenkten Kritharaki so lecker sein kann. Ganz und gar unverständlich allerdings, wie es nicht nur hier, sondern auch andernorts immer wieder zu dieser drögen Reisbeilage kommen kann, welche den Höhepunkt unserer griechischen Beilagentragödie bildet. Dass unser ganzes Gericht schließlich doch ein glückliches Ende findet, ist einem großen Helden zu verdanken: dem butterzarten Filet, dessen eintägige Marinade sich nun mit einem äußerst feinen Oregano-Aroma bedankt. „Genauso richtig“, urteilt der Fachmann. Aber so was von.

Der Gruß aus der Küche: „Wenn wir Essen gehen, dann meistens vegan. Dann auf jeden Fall Vengo. Dort probiere ich gern die Vorspeisen oder das Asia Crepe“.

Zur Person

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Temi Tesfay

hat Hunger auf Bremen. Auf seinen wöchent­lichen Streifzügen durch die heimische Gastroszene hat er schon viele Küchen, Köche und ­kulinarische Schätze der Stadt kennengelernt. Unter dem Titel „Ein Bisschen Bremen“ schreibt er außerdem einen Foodblog.

Weitere Informationen

Restaurant Metaxa, Am Schwarzen Meer 29, 28205 Bremen, Telefon: 04 21 / 499 26 22, ­Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von
18 Uhr bis 22 Uhr, nicht barrierefrei.
www.restaurant-metaxa-bremen.de

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