Das erste Mal wurden wir schon recht früh an diesem Abend in Schmidt’s Brasserie stutzig. Der Kellner brachte nur für meine Begleitung ein Messer und eine Gabel für die Vorspeise. Ich erhielt für meine bestellte Suppe keinen Löffel vorgelegt. Nun gut, dachten wir, vielleicht liegt der Löffel auf dem Unterteller und wird mit der Vorspeise serviert. Gibt es ja. Dann kamen allerdings die drei Rösti mit Lachsröschen (sieben Euro) für mein Gegenüber, aber nichts für mich. Wir warteten und warteten. Ich bat meine Begleitung, doch anzufangen. Das war eine gute Entscheidung. Denn ich bekam keine Vorspeise mehr. Der Kellner war allerdings nicht in Rufweite. Er verschwand den Abend über generell des öfteren für einige Zeit.
Meine Begleitung aß also die drei Rösti, die wirklich mini waren. In der Talerform erinnerten sie an die Ware, die man aus der Tiefkühltruhe kennt. Wir vermuteten stark, dass sie nicht selbst gemacht waren. Daneben ein kleines Salatbouquet und drei Scheibchen Lachs. Über den ganzen Teller spritzte der Koch eine Balsamicocreme, die mehr zum Salat passte, aber weniger zum Lachs.
Beim Abräumen der Vorspeise meiner Begleitung sagte ich, dass ich dann erst zum Hauptgang einsteigen würde und auf meine Suppe verzichte. Erst da bemerkte der Kellner den Fehler. Er entschuldigte sich und bot als Aufmerksamkeit des Hauses einen Cappuccino oder einen Absacker an.
Gerne hätte ich die Sellerie-Vanille-Suppe (sechs Euro) probiert, da sie eines der wenigen ausgefalleneren Gerichte auf der Karte war. Ansonsten Schnitzel in verschiedenen Variationen, Rumpsteak in verschiedenen Variationen und Schweinefilet in verschiedenen Variationen. Sicher steht das Wort Brasserie für ein weniger formell und einfacher ausgestattetes Restaurant.
Kein einziger Wein auf der Karte
Wer aber in Frankreich schon einige dieser Häuser besucht hat, ist oft überrascht, welch ausgefallene und vielfältige Top-Küche dem Gast präsentiert wird. Vor allem aber gibt es üppig bestückte Weinkarten im Heimatland der guten Tropfen. Das vermissten wir in Schmidt’s Brasserie, wo es keinen einzigen Wein auf der Karte gab und uns nur auf Nachfrage welche genannt wurden.
Wir entschieden uns für einen Rotwein (0,2 Liter für 6,50 Euro). Das schien am besten zum Steakteller meiner Begleitung und zum Rumpsteak von mir zu passen. Der Steakteller (22 Euro) bestand aus einem kleinen Rumpsteak und einem Schweinefilet. Beide Fleischstücke waren gut und auf den Punkt gegrillt. Dazu gab es goldgelbe Bratkartoffeln. Beim Gemüse (Blumenkohl, Brokkoli und Karotten) hatten wir allerdings den Verdacht, dass es sich um Tiefkühlware handelte. Die Möhrchen sahen doch sehr gleichförmig und viel zu exakt in Wellen geschnitten aus. Darüber kam ein ordentlicher Klecks Sauce Hollandaise, den es nun wahrlich nicht gebraucht hätte. Gutes, knackiges und fein gewürztes Gemüse hat das nicht nötig. Da steht der Eigengeschmack für sich.
Mein Rumpsteak mit Zwiebeln und Bratkartoffeln (27 Euro) ging in Ordnung und ähnelte einem Rostbraten wie man ihn aus Süddeutschland kennt. Allerdings hätten die Zwiebeln mehr angeröstet sein dürfen. Mir waren sie an einigen Stellen noch zu roh. Und ein kräftiger Bratenfond wäre auch nicht verkehrt gewesen, um das Gericht vom Gesamteindruck her nicht zu trocken wirken zu lassen.
Zum Schluss wollten wir einen Blick in die Dessertkarte werfen. Doch der Kellner konnte uns ad hoc am Tisch sagen, dass wir auf den Nachtisch verzichten müssen, da die Kühltruhe kaputtgegangen sei. In der Tat standen nur verschiedene Eisbecher (fünf Euro) zur Wahl. Warum aber zaubert der Koch eines Lokals, das sich aufgrund des Namens an französischen Vorbildern orientiert, nicht schnell eine Grießflammerie, eine Crème Brulée, eine Mousse au Chocolat oder – ganz simpel – einen Käseteller?
Ziemlich kleinlich
Dann nahmen wir also den Cappuccino aufs Haus, der mir nach der Vorspeise versprochen worden war. Und zwar ausschließlich nur mir, wie sich beim Zahlen herausstellte. Die Tasse meiner Begleitung tauchte mit drei Euro auf der Rechnung auf. Als ich nachhakte, warum doch ein Cappuccino auf dem Bon stehe, sagte der Kellner, nur das Getränk von mir ginge aufs Haus. Das empfanden wir als ziemlich kleinlich. Zumal ja nicht nur das mit der Vorspeise schief lief, sondern wir auch noch gerne einen Nachtisch bestellt hätten, aber beide leer ausgingen. Und: In Kleinigkeiten sollten Restaurants großzügig sein. Gerade kleine Aufmerksamkeiten bleiben lange und gut in Erinnerung.
Fazit: Eine Brasserie ist ein weniger formell und einfacher ausgestattetes Restaurant. In Frankreich erhält der Gast in solchen Lokalen überraschende, abwechslungsreiche und sehr gut gemachte Gerichte. Bei Schmidt’s Brasserie besteht dabei allerdings Nachholbedarf.
Weitere Informationen
Schmidt’s Brasserie, Langemarckstraße 117, 28199 Bremen, Telefon: 04 21 / 50 07 00,
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 17.30 bis 23 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet: www.schmidts-brasserie.de