Es war ein zähes Ringen zwischen den Behörden, der City-Initiative und den Anliegern des Walls, nun aber gibt es eine Einigung: Bremens Einkaufsboulevard wird baulich deutlich aufgewertet. Nicht irgendwann, sondern parallel zum Bau der Radpremiumroute. Im kommenden Jahr soll alles fertig sein. Das haben am Freitag Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) und die City-Initiative mitgeteilt.
In einem 14-Punkte-Plan, der vor allem den Abschnitt zwischen Herdentor und Bischofsnadel betrifft, sind die einzelnen Schritte aufgelistet. So soll zum Beispiel mehr Platz für die Fußgänger geschaffen werden, den Flaneuren muss man sagen, wenn von einem Boulevard gesprochen wird. Es sind in Zukunft sehr breite Bürgersteige – weitgehend befreit von den vielen Pollern und Fahrradbügeln, die heute noch im Wege stehen, und mit Glas auch dort überdacht, wo das noch nicht der Fall ist. Gleich an der Herdentorkreuzung geht es damit los, um dem Wall an der Stelle ein repräsentatives Entrée zu verschaffen.
Die Wall-Kaufleute hatten in den vergangenen Jahren schwer zu kämpfen. Zuerst der Großbrand bei "Harms am Wall", der durch eine Großtat der Bremer Feuerwehr so in den Griff bekommen werden konnte, dass daraus keine noch größere Katastrophe erwuchs. Auch die benachbarten Häuser waren in akuter Gefahr. Der Wall erlebte eine Vollsperrung. Später war es der Bau der Radpremiumroute, der den Anrainern einiges abverlangte. Sie pochten auf Ausgleich und bekommen ihn jetzt.

Erste Visualisierungen des Wallboulevards in Höhe des Herdentors.
Außengastronomie am Wall erhält mehr Raum
Geplant ist neben den breiteren und aufgeräumten Gehwegen und der Verlängerung des Glasdaches ein Rundlauf, wofür Museumstraße und Bischofsnadel aufgewertet werden. Die Außengastronomie erhält mehr Raum, es soll viel Grün geben und Abschnitte ohne Bordstein, in denen die Verkehrsräume fließend ineinander übergehen. Die Planer nennen das Querungsmöglichkeiten. Zu den 14 Punkten gehört außerdem ein Konzept für Liefer- und Ladezonen, eine Gastronomie am Theaterberg, die freilich seit vielen Jahren versprochen wird, und eine Marketingkampagne für die Lage am Wall.
„Mit der Fahrradpremiumroute und den jetzt abgestimmten Planungen zum Wallboulevard bekommen wir mitten in Bremen, direkt an den denkmalgeschützten Wallanlagen, eine städtebauliche Qualität, die sich sowohl verkehrstechnisch, als auch bezogen auf den Einzelhandel und die Gastronomie hinter Städten wie Kopenhagen oder Amsterdam nicht verstecken muss", hebt Bausenatorin Schaefer hervor. Der Wall sei ein historisches Juwel inmitten der Altstadt, zwingend deshalb, meint Schaefer, sich bei dem Projekt eng mit dem Landesdenkmalpfleger abzustimmen.

Stefan Storch vom Vorstand der City-Initiative.
Stefan Storch vom Vorstand der City-Initiative macht keinen Hehl aus seiner Ungeduld: „Es war ein langer Prozess, aber wir schauen den Aufwertungsmaßnahmen am Wall positiv entgegen." Es handele sich um einen ersten positiven Schritt auf dem Weg zu einem Kompromiss, der aufgrund der verkehrlichen Neuordnung nötig gewesen sei.
Storch, der am Wall mit einem Porzellangeschäft vertreten ist, hat die Radpremiumroute lange abgelehnt, fügt sich aber der Realität. Und schaut mit dem 14-Punkte-Programm nach vorn: "Jetzt kommt es noch darauf an, dass die Umsetzung qualitativ hochwertig und gestalterisch einwandfrei erfolgt, sodass die Zeit des Provisoriums gezählt ist.“