Ende dieser Woche werden auf dem ehemaligen Sparkassengelände am Bremer Brill auf einen Schlag riesige Flächen frei. Dann laufen die Mietverträge aus – zum einen für das Impfzentrum in der denkmalgeschützten Kassenhalle, zum anderen für die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) im Bürotrakt an der Bürgermeister-Smidt-Straße. Ein Abgang, der Fragen aufwirft: Was passiert mit der 1,1 Hektar großen Fläche zwischen Innenstadt und Stephaniviertel? Leerstand, Stillstand oder unverhoffter Aufbruch? Erstmals hat es dazu jetzt Auskunft gegeben. Demnach bahnt sich Bewegung an.
Zuständig für die Vermarktung der elf Immobilien auf dem Gelände ist die Bremer Wallhaus GmbH mit ihrer Geschäftsführerin Annika Reineberg. "Wir planen ein lebendiges, vielfältiges Quartier", sagt Reineberg im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Eine Arbeit, die nach ihrer Darstellung erst jetzt so richtig vorankommen kann: "Fast zwei Jahre wurde vom Eigentümer und der Stadt die Option verfolgt, aus dem Areal einen City-Campus zu machen. Das hat alles andere blockiert."
Bis zu 8000 Studierende der Bremer Universität sollten am Brill Seminare besuchen und an Vorlesungen teilnehmen. Allerdings hätte das immense Investitionen benötigt. Das Projekt wurde lange ausgelotet und am Ende von der Stadt wegen der Kosten als unrealistisch erachtet. Jetzt bekommt die Uni stattdessen einen Standort am Domshof und zieht mit dem Jura-Fachbereich in das Landesbank-Gebäude, das Ende des Jahres von der Nord/LB geräumt wird.
Straßenzug ums Sparkassengelände am Brill soll neues Gesicht verliehen bekommen
Mit dem Abschied von der Campus-Idee und viel früher von den Plänen, auf dem ehemaligen Sparkassengelände nach Entwürfen des New Yorker Architekten Daniel Libeskind vier bis zu 100 Meter hohe Wohntürme errichten zu lassen, wird es nun um eine Entwicklung im Bestand gehen, kündigt Reineberg an. Kein Abriss, sondern eine neue Nutzung der Gebäude.
In einem ersten großen Abschnitt soll das mit einem Teil der Flächen an der Bürgermeister-Smidt-Straße und der Jakobistraße geschehen. „Wir gehen von einem Rückbau der aktuellen Grundrisse auf den einzelnen Etagen aus“, erklärt die Immobilienmanagerin. Je nach Mieterwunsch könne es danach zu einer Neugestaltung jeder einzelnen Etage kommen. Reineberg verspricht sich davon nach eigenen Worten moderne, attraktive und hochwertige Arbeitswelten – ideal, sagt sie, für den Sitz eines großen Unternehmens.
Architekten haben Ideenskizzen erarbeitet, wie der Gebäudestrang an der Bürgermeister-Smidt-Straße künftig aussehen könnte. „Das muss im weiteren Verlauf natürlich mit der Baubehörde abgestimmt werden“, betont Reineberg. Es gebe die Chance, dem Straßenzug ein neues Gesicht zu verleihen, das auch das Stadtbild positiv prägen könne.
Der Komplex an der östlichen Ecke des Areals, in dem bis Ende März auf 7500 Quadratmetern die WFB untergebracht war, soll den Startpunkt der geplanten Entwicklung bilden. „Daraus wird sich schnell auch der Rest ergeben“, glaubt Reineberg. Der Rest – das sind weitere Büroflächen an der Jakobistraße und ein Parkhaus, das zurzeit nicht genutzt wird und für das es bereits ein Konzept gibt. Der Rest – das ist vor allem die denkmalgeschützte Kassenhalle in ihrer ganzen Pracht, die knapp anderthalb Jahre als Impfzentrum genutzt wurde. Die Gesundheitsbehörde hat nach eigenen Angaben rund 180.000 Euro Warmmiete gezahlt. Für die Kassenhalle stellt sich die Wallhaus-Geschäftsführerin eine öffentliche Nutzung vor. Im modernen Anbau könnte im Erdgeschoss wieder ein Café betrieben werden, wie das vor dem Auszug der Sparkasse der Fall war.

Blick in das historische Sparkassen-Gebäude am Brill. Der Bau beinhaltet Elemente aus Barock, Renaissance und Jugendstil.
Und dann sind da noch fünf weitere Gebäude am Brill, sie liegen zwischen Grützmacherstraße und Hankenstraße und gehören ebenfalls zum ehemaligen Sparkassengelände. „Die wollen wir uns bereits im Sommer vornehmen“, sagt Reineberg. Nicht im großen Stil, weil das noch warten könne, wohl aber so, dass die Häuser mehr hermachen als bisher. Die Immobilienfrau zeigt sich optimistisch, was das Gesamtprojekt angeht: „In drei Jahren sind wir mit allem fertig.“
Die Fläche am Brill war frei geworden, nachdem die Sparkasse Bremen im Dezember 2016 angekündigt hatte, mit ihrem Hauptsitz in den Technologiepark an der Universität zu ziehen. Neuer Eigentümer des Areals wurde das israelische Familienunternehmen Schapira, mit dem die Sparkasse seit langen Jahren enge Geschäftsbeziehungen unterhält. Die Schapiras haben es in Abstimmung mit der Stadt in der Hand, was aus dem Scharnier zwischen City und Stephaniviertel wird.
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