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Wittheit zu Bremen Weshalb der Heimatpreis ein Stück bremischer Identität ist

Der Arbeitskreis Bremer Archive wurde von der Wittheit zu Bremen im Staatsarchiv mit dem Heimatpreis ausgezeichnet. Den Preis für die Schülerarbeit erhielten zwei Gymnasiasten der Bremer St. Johannis-Schule.
07.05.2023, 06:00 Uhr
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Weshalb der Heimatpreis ein Stück bremischer Identität ist
Von Sigrid Schuer

"Die Archive sind das kollektive Gedächtnis Bremens. Und das gilt auch für die oft ehrenamtlich geführten Vereins- und Stadtteilarchive. Gemeinsam mit ihnen leisten wir historische Bildungsarbeit", betonte Sigrid Dauks vom Arbeitskreis Bremer Archive jüngst bei der Verleihung des Heimatpreises 2023 der Wittheit zu Bremen im Staatsarchiv. Insofern sind die 2000 Euro, mit denen der Hauptpreis dotiert ist, beim Arbeitskreis  für die anstehenden Projekte, wie die Modernisierung der Website und weitere Netzwerk-Arbeit, hochwillkommen, wie die Leiterin des Archivs der Universität betonte. Im Arbeitskreis Bremer Archive seien rund 35 Archive gelistet, sagte sie. Er wurde 2001 aus Anlass des ersten Tages der Archive ins Leben gerufen.

Auch Initiator Günter Rohdenburg, ehemaliger Leiter des Staatsarchives, war bei der Preisverleihung anwesend und freute sich für den Arbeitskreis mit. Die Archive plagten oft Nachwuchssorgen, räumte Dauks ein. Professor Konrad Elmshäuser, Leiter des Staatsarchives, bedauerte, dass erschwerend hinzukomme, dass in Bremen kaum noch Unternehmensarchive existierten. In zwei Jahren wird in Bremen wieder der norddeutsche Archivtag veranstaltet, zudem veranstaltet der Arbeitskreis immer wieder die Ausstellung "Archivsplitter", nicht nur im Rathaus, sondern auch in den Bürgerhäusern. Außerdem werden Volkshochschulkurse zur "Spurensuche in Bremer Archiven" angeboten. Professor Hans Kloft, Vizepräsident der Wittheit zu Bremen, betonte, dass Heimat und Identität miteinander verbunden seien. "Bei den von uns ausgezeichneten Arbeiten geht es auch immer um die kritische Aufarbeitung und Aneignung der Vergangenheit", so Kloft. Der emotionale Begriff der Heimat sei auch Ausdruck bremischer Regionalität und Identität.

Schülerarbeit über Feldpost im Ersten Weltkrieg

Ein großes Maß an akribischer Archivarbeit, gerade auch im Staatsarchiv und im Archiv der Universitätsbibliothek haben die Bremer Gymnasiasten Julian Thompson aus der Östlichen Vorstadt und Georg Tschachazpanjan aus Oslebshausen mit ihrem Buch "Bremer Feldpostbriefe von 1916 bis 1918 – Briefwechsel des Musikers Paul Lefmann und seiner Familie" geleistet. Für diese Schülerarbeit wurden sie von der Wittheit zu Bremen ausgezeichnet. Der Nachwuchspreis des Heimatpreises ist mit 300 Euro dotiert.

Zwischen den Abiturprüfungen an der St. Johannis-Schule Bremen hielten die Nachwuchshistoriker im Staatsarchiv vor gestandenen Historikern einen fundierten Vortrag über das wissenschaftliche Vorgehen in ihrer Arbeit. Auch die St. Johannis-Schule verfügt über ein Archiv, das das Buch aus der Geschichtswerkstatt veröffentlicht hat. Laudator Jörn Brinkhus vom Staatsarchiv Bremen betonte: "Die Wittheit zeichnet eine Arbeit aus, welche die Ehrung ohne Wenn und Aber verdient hat. Entstanden ist ein glaubwürdiges Stück Bremer Heimatforschung". Aus seiner Erfahrung mit der Jurierung von Schülerarbeiten im Rahmen des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten könne er nur sagen: 74 gut geschriebene Druckseiten wären auch im Rahmen dieses Bundeswettbewerbs preiswürdig, sagte Brinkhus. Er hob die traurige Aktualität hervor, in der die Projektarbeit entstanden sei. Denn in die Endphase des Schreibens fiel der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. So lassen sich aus dem Buch brandaktuelle Parallelen des Kriegswahnsinns herauslesen.

Projektarbeit zu Feldpostbriefen

Die beiden Autoren bedankten sich bei der Wittheit und ihrem Geschichtslehrer Oliver Rosteck, der sie mit dem interdisziplinären Thema im Geschichtsleistungskursus betraute. Der Historiker und Musikwissenschaftler hatte das Gesamtkonvolut im Archiv für bremische Musikgeschichte an der Uni Bremen entdeckt. Die Briefe mussten erst akribisch transkribiert und dann mit den Briefen anderer Zeitgenossen verglichen werden. In den Briefen sei immer wieder die Sehnsucht nach dem Frieden und der Heimat thematisiert worden, so die Gymnasiasten. "Es ist krass, wie sehr sie gelitten haben", sagte Thompson.

Titel der Projektarbeit: "Geben Feldpostbriefe ein reales Bild des Ersten Weltkriegs wieder? Untersuchung des Beispiels von Paul Lefmann und seiner Familie". Der Bremer Pianist und Komponist war im Ersten Weltkriegs als Armierungssoldat nicht im unmittelbaren Fronteinsatz. Ergebnis der Untersuchung: Die Feldpostbriefe einer einzelnen Person zeichnen kein reales, objektives und allumfassendes Bild des Ersten Weltkrieges. Im Gutachten der Wittheit wird auch der kritische Umgang der Gymnasiasten mit dem Begriff der "Heimatfront" gewürdigt. 

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