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Wunsch nach Abitur vor Ort Neustadt: Kaisen-Campus strebt eigene gymnasiale Oberstufe an

Die Wilhelm-Kaisen-Oberschule in Bremen-Neustadt strebt eine eigene gymnasiale Oberstufe an. Eltern und der Neustädter Beirat sehen darin eine Chance, die Bildungsgerechtigkeit in der Stadt zu verbessern.
26.05.2025, 05:00 Uhr
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Neustadt: Kaisen-Campus strebt eigene gymnasiale Oberstufe an
Von Karin Mörtel
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Die Forderung nach einer gymnasialen Oberstufe am Wilhelm-Kaisen-Campus in Huckelriede wird immer lauter. Nach einer Petition der Eltern hat nun auch der Neustädter Beirat den Senat nochmals aufgefordert, den Weg für den letzten fehlenden Baustein der Bildungslandschaft am Standort Huckelriede zu ebnen. Welche Chancen sich die Schulgemeinschaft ausrechnet.

Warum besteht der Wunsch nach einer eigenen Oberstufe?

Bisher müssen Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Kaisen-Oberschule (WKO), die Abitur machen wollen, nach der zehnten Klasse die Schule wechseln. Entweder geht es dann an die Oberstufe am Leibnizplatz in der Neustadt oder in einen anderen Stadtteil. Während der zurückliegenden Monate haben während politischer Sitzungen in der Neustadt Oberschüler und Elternvertreterinnen immer wieder deutlich gemacht, dass sie das ändern wollen.

Das Campusgelände wächst seit etlichen Jahren: Mittlerweile gibt es am Standort Valckenburghstraße einen Kindergarten, eine Grundschule, die Oberschule, die Algemeine Berufsbildende Schule und die Jugendarbeit der Cirkusschule Jokes. "Da ist die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe der logische Schritt, damit die Kinder ihre komplette Bildungslaufbahn an einem Ort durchlaufen können", sagt Schulleitungsmitglied Manuel Haug. Die Schule beschäftige sich seit zehn Jahren mit dem Thema, die meisten Lehrkräfte seien bereits heute in der Lage die Sekundarstufe II zu unterrichten.

Welche positiven Effekte erhofft sich die Schulgemeinschaft?

Weiterlernen in der vertrauten Umgebung baut Hürden auf dem Weg zu einem höheren Bildungsabschluss ab. Und das in einem Ortsteil, in dem viele arme Familien leben. So argumentieren die Elternvertreterinnen. Aber auch für viele bildungsnahe Eltern von Viertklässlern sei die Möglichkeit, vor Ort Abitur machen zu können, entscheidend für die Anmeldung ihrer Kinder an der Wilhelm-Kaisen-Oberschule.

Aus Elternsicht gehe es auch darum, "mehr Oberstufenplätze für Bremen zu schaffen und damit den steigenden Schülerzahlen Rechnung zu tragen", so Elternvertreterin Franca Wölms. Gleichzeitig könne die strukturelle Benachteiligung in Huckelriede reduziert und die Bildungsgerechtigkeit in der Stadt verbessert werden.

Wölms rechnet vor: Die WKO führt ab 2026 jährlich rund 130 Kinder zum Schulabschluss. "Bei einer Quote von 40 Prozent potenzieller Abiturienten sind das jährlich mehr als 50 Schülerinnen und Schüler, die sich eine gymnasiale Oberstufe suchen müssen."

Welche Räume stehen zur Verfügung?

Platz sei vorhanden an der WKO, versichert Manuel Haug aus der Schulleitung: Im Januar 2026 werde die Containeranlage der Helene-Kaisen-Grundschule frei, weil deren Neubau dann auf dem Schulhof fertig ist. "Und der Architekt hat damals bei der Planung für die aktuelle Erweiterung unserer Schule auch eine Flächenreserve für eine neue Oberstufe mit eingeplant", so Haug.

Die Nutzung der Grundschul-Container für eine gymnasiale Oberstufe sei "trotz verhältnismäßig kleiner Räume wahrscheinlich grundsätzlich machbar", schreibt eine Sprecherin der Bildungsbehörde dazu. Allerdings sei die Baugenehmigung für den Mobilbau nur befristet erteilt worden, daher könne es "nur eine Übergangslösung sein." Ob auf Grundlage der aktuellen Schulplanung aus Behördensicht die Chance auf eine zweite Oberstufe in der Neustadt besteht, dazu kann die Behörde momentan keine Auskunft erteilen.

Welche Rolle spielt der Einzug der Willkommensschule?

Bis vor wenigen Monaten gab es noch die Idee der Schule, dass die bereits zum Herbst frei werdenden Mobilbauten der Oberschule für eine Oberstufe genutzt werden könnten. Denn dann ziehen die Oberschüler einiger Klassenstufen in einen weiteren Neubau um. Doch dort wird nun das neue Zuhause einer Willkommensschule für 240 zugewanderte Kinder und Jugendliche der Klassenstufen fünf bis zehn sein.

Dort erhalten sie die Möglichkeit, sich durch intensiven Deutsch-, aber auch Fachunterricht auf eine Integration in eine der Bremer Oberschulen vorzubereiten. Aus Sicht der Elternvertreterinnen ein weiteres Argument für eine neue Oberstufe: "Damit verstärkt sich der Bedarf an weiterführenden Bildungsangeboten im Sinne der Chancengleichheit", so Wölms.

Was fordert die Stadtteilpolitik?

Der Bildungsausschuss des Neustädter Beirates unterstützt bereits seit fünf Jahren die Forderung der WKO nach einer eigenen Oberstufe. Am Donnerstag hat der Ausschuss mit einem aktuellen Beschluss die Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) erneut dazu aufgefordert, eine gymnasiale Oberstufe am Kaisen-Campus einzurichten.

Udo Schmitz (SPD), Sprecher des Bildungsausschusses des Neustädter Beirates, warnte davor, den Einzug der Willkommensschule gegen die Einrichtung einer Oberstufe auszuspielen. "Es stößt mir auf, dass die Willkommensschule in einer Antwort der Bildungsbehörde auf die Petition der Eltern als Begründung herangezogen wurde, warum es nicht geht."

Nun gelte es, den politischen Druck zu erhöhen und möglicherweise einen Runden Tisch zum Thema einzurichten. Ausschussmitglieder und weitere anwesende Stadtteilpolitiker waren sich einig, dass sich der Bedarf an einer Oberstufe für Huckelriede eher noch erhöhen wird: Durch die Neubaugebiete im Ortsteil wie die Seehöfe, das Kornquartier und die Gartenstadt Werdersee, würden in den kommenden Jahren viele weitere junge Familien nach Huckelriede ziehen.

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