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Unsicherheitsgefühl Anwohner fordern mehr Sicherheitsmaßnahmen für die Neustadt

Anwohner der Neustadt sind der Ansicht, die Kriminalität in ihrem Viertel habe zugenommen. Sie beklagen eine Vernachlässigung und fordern mehr Polizeipräsenz sowie Sicherheitsmaßnahmen.
24.02.2025, 05:00 Uhr
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Von Matthias Holthaus

„Der Markt, in dem ich einkaufe, wird überfallen, die Kneipe, in der ich Fußball schaue, wird überfallen, in der Langemarckstraße wurde geschossen und jetzt wurde auch noch eine Shisha-Bar überfallen“, zählt Christian Steiner auf. Der im Neustädter Flüsseviertel lebende Steiner ist beunruhigt. So beunruhigt, dass er unlängst im Neustädter Beirat einen Antrag stellte.

Der Beirat solle sich demnach unter anderem für „kurzfristig wirkende Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheitslage“ einsetzen, und diese Maßnahmen sollen mit einer Ausweitung der Polizeipräsenz in der Neustadt einhergehen. Mittels Fußstreifen, einer mobilen und langfristig dauerhaften und durchgehend besetzten Polizeiwache im Bereich Neustadtspark und Langemarckstraße sowie einer Sicherstellung der Erreichbarkeit von Kontaktpolizisten sollen diese Ziele erreicht werden.

Die Bremer Polizei sieht sich derweil auf dem richtigen Weg und setzt auf Kontrollen und verstärkte Präsenz. Dem Beirat indes, so Ortsamtsleiter Uwe Martin auf Nachfrage, „liegt das Thema am Herzen und wir werden es weiter bearbeiten.“ Er werde die Veröffentlichung der Kriminalstatistik abwarten und diese dann zum Anlass nehmen, zu entscheiden, ob der Beirat das Thema in einer Sitzung zur Sprache bringen werde.

Zusammenschluss im Internet

Ursprünglich hat Christian Steiner sein Anliegen auf der Internetplattform nebenan.de gepostet, „und innerhalb kurzer Zeit hatte ich 130 Unterstützer.“ Seit ungefähr einem Jahr wohne er nun in der Neustadt, auch seine Eltern leben hier. „Doch sie sagen, dass es hier bergab geht.“ Diebstähle seien seiner Meinung nach mehr geworden, durch einen Trickbetrug sei seiner Mutter das Handy gestohlen worden, berichtet er. „Ich dachte, das sei ein wenig übertrieben, doch dann kam die Meldung, dass jemandem in den Fuß geschossen wurde. Da dachte ich, ob vielleicht doch etwas dran sein könnte.“ Der Überfall auf eine Kneipe sei nun der Anlass für seinen Antrag.

Am 20. Januar geschah der Überfall auf die Gaststätte Zum Erleneck. „Um 16.15 Uhr“, präzisiert der Wirt Mark Brinkmann, „eigentlich völlig unlogisch, weil ich nur Wechselgeld in der Kasse hatte.“ Er meint, es werde nicht wahrgenommen, dass die Neustadt immer krimineller werde, die Beschaffungskriminalität werde seiner Ansicht nach immer größer, auch in seinem Warenkeller sei eingebrochen worden.

Eine weitere Anwohnerin, deren Name der Redaktion bekannt ist und die Miriam Z. genannt werden möchte, sagt: „Sehr häufig habe ich gesehen, dass sich Leute in Hauseingängen und zwischen Autos ihre Drogen kochen.“ Sie selbst sei im November im Drogeriemarkt bestohlen worden. Ihr Handy habe sie in der Jackentasche gehabt, „das hat mir jemand an der Kasse aus der Tasche gezogen“. Seit nunmehr 14 Jahren wohne sie im Flüsseviertel – „das war jetzt nicht so, dass ich mich unsicher fühlte“. Doch gerade im Hinblick auf den Container im Hohentorspark sagt sie: „Seitdem ist der Park für mich keine Option mehr. Und ich würde auch wegen der Spritzen nicht mehr mit Kindern auf den Spielplatz gehen.“

Polizei unternimmt Streifengänge

Die Polizei registriere im Umfeld des Containers „szenetypische Delikte und allgemeine Ordnungsstörungen“, die daraus resultierenden vermehrten Beschwerden würden ernst genommen genommen, heißt es dazu seitens der Pressestelle der Polizei. Mehr Streifengänge und regelmäßige Kontrollen sollen hier helfen, außerdem beteilige sich die Polizei an Runden Tischen und stehe mit der Bürgerinitiative Hohentorspark im Kontakt. Mit Anwohnern und Gewerbetreibenden stünden die Kontaktdienste der Polizei im Austausch. Derzeit werde erneut geprüft, ob für Bereiche der Neustadt, unter anderem für den Hohentorspark, die Voraussetzungen für die Festlegung eines besonderen Kontrollortes vorliegen. Dazu werde die Entwicklung der Kriminalitätslage im Bereich des Containers geprüft.

Dabei werde das ganze Quartier inzwischen laut den Unterstützern auf der Nebenan.de-Plattform als unsicher empfunden, sagt Christian Steiner. Am Hillmannplatz sei die Kriminalität mit einer mobilen Wache bekämpft worden, sagt er weiter, und nun sei die Wache wieder weg. „Aber die Leute sind ja nicht weg, sondern nur woanders. Als Neustädter fühle ich mich vernachlässigt.“ Die Polizei reagiert darauf nach eigener Aussage im Bereich der Neustadt zum Beispiel mit regelmäßigen Sicherheitsrundgängen mit dem Ordnungsdienst und der Bremer Stadtreinigung. Bei Kontrollen würden zudem regelmäßig Betäubungsmittel oder gestohlene Gegenstände wie etwa Fahrräder oder Laptops sichergestellt werden und diverse Haftbefehle vollstreckt.

Eigentlich gebe es im Flüsseviertel eine hohe Lebensqualität, meint Miriam Z., eine gute Anbindung an den ÖPNV gebe es, Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. „Aber das wird beeinträchtigt, wenn man sich auf dem Heimweg unsicher fühlt.“

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