Gut drei Wochen ist es her, dass der betreute Unterstand für die Drogen- und Wohnungslosenszene vom Lucie-Flechtmann-Platz an den Rand des Hohentorspark verlegt worden ist. Seither haben sich beim Ortsamt und beim Neustädter Beirat einige Anwohner des neuen Anlaufpunktes gemeldet und Sicherheitsbedenken geäußert.
Belastung für Nachbarschaft
Fäkalien in den Hauseingängen und im Park, aufdringliches Betteln, nächtliches Geschrei und eine verstärkte Polizeipräsenz – all das sei eine große Belastung für Menschen, die in der näheren Umgebung des neuen Containers lebten. So schilderten es während der zurückliegenden Beiratssitzung mehrere Männer und Frauen aus dem Ortsteil Hohentor.
"Wir Bürger sind extrem verunsichert", formulierte ein Anwohner das Gefühl, das seit dem Aufstellen des grünen Containers in der Nachbarschaft um sich greife. Auch der Umstand, dass nur ein einziges Dixiklo vorhanden sei für die Menschen, die den Unterstand nutzen, stieß auf Kritik. "Das ist menschenunwürdig und reicht nicht aus", urteilte eine Besucherin der Beiratssitzung.
Polizei: Erster Eindruck vom Umzug ist positiv
Andreas Peper vom Polizeikommissariat Süd schilderte die Situation aus polizeilicher Perspektive: "Wir haben den Umzug im Austausch mit den Streetworkern eng begleitet und aus unserer Sicht hat er gut geklappt." Der neue Standort sei von den Suchterkrankten gut angenommen worden und bislang sei das Miteinander vor Ort weitgehend friedlich geblieben. Klar sei aber auch, "dass die neue Situation für Anwohner mit Ängsten verbunden ist", so Peper. Die Kontaktpolizei und der Bereitschaftsdienst seien informiert und werden den Bereich um den neuen Container regelmäßig bestreifen, versicherte der Polizeibeamte.
Dass es zu Unordnungserscheinungen komme, sei ein Stück weit nicht zu vermeiden. Das Ziel sei aber, das Geschehen vor Ort in geordnete Bahnen zu lenken. Die Polizei werde die Entwicklung in jedem Fall weiterhin eng begleiten. Im Zweifelsfall lautet der Ratschlag der Polizei an die Bürger: "Wenn Sie Straftaten beobachten, rufen Sie den Notruf, andere Dinge wie Müll und Fäkalien sind Sache des Ordnungsdienstes", sagte Peper während der Beiratssitzung.
Beirat wirbt um Verständnis
Beiratssprecher Johannes Osterkamp versicherte, der Beirat nehme die Sorgen der Anwohnerschaft ernst "und wir steuern nach, wenn es notwendig ist." Beispielsweise sei schon eine Lösung für die Toilettenfrage in Arbeit. Bei der Suche nach einem alternativen Standort zum Lucie-Flechtmann-Platz sei schnell klar geworden, "dass es in unserem dicht besiedelten Stadtteil keinen Platz geben wird, an dem keine Menschen in der Umgebung betroffen sind", so Osterkamp. Daher habe man sich für einen Ort entschieden, wo der Abstand zur Anwohnerschaft möglichst groß sei.
"Der Standort am Hohentorspark soll keine Dauerlösung sein", betonte Osterkamp. Die Genehmigung gelte vorerst für ein Jahr. Danach werde das Stadtteilparlament evaluieren, wie es weitergehen soll, bis eine langfristige Lösung im Stadtteil mit Angeboten für Suchtkranke in einer Immobilie eingerichtet ist. Osterkamp: "Wir haben uns als Stadtteil bewusst gegen eine reine Verdrängung der Suchtkranken entschieden und wissen, dass es auch am neuen Standort zu Konflikten kommen wird." Der Beirat werde aber gemeinsam mit Polizei, Ordnungsamt und Streetworkern versuchen, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.