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SOS-Kinderdorf in Bremen Eine Auszeit im geschützten Raum

Im Bremer SOS-Kinderdorf-Zentrum gibt es für Eltern von beeinträchtigten Kindern ein kostenloses und bisher einmaliges Angebot: Dienstags öffnen zwei Gruppen und bieten einen geschützten Rahmen zum Austausch.
07.06.2023, 05:00 Uhr
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Eine Auszeit im geschützten Raum
Von Ulrike Troue

Nicht nur die Pflege und Betreuung von beeinträchtigten Kindern kosten Eltern viel Kraft. Es ist auch der Umgang mit den Kindern in der Öffentlichkeit, der für Eltern mitunter mit Angst oder Scham behaftet sein kann. Deshalb ist das wöchentliche Treffen für Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen im SOS-Kinderdorf-Zentrum ein wichtiger Anker. Dort können sie sich in zwei nach Alter gesplitteten Gruppen in einem geschützten Rahmen untereinander austauschen.

Seit gut einem Jahr besucht Vera Zitouni mit ihrem zweieinhalbjährigen Sohn die Gruppe für die Jüngsten. „Ich finde das Angebot super und mache es in erster Linie für mich“, gesteht die 39-Jährige. Die Neustädterin hat über die Lebenshilfe von der neuen Gruppe erfahren. Sie profitiert nach eigenen Worten sehr vom entspannten Austausch mit anderen Eltern gehandicapter Kinder, weil jeder so akzeptiert wird, wie er ist.

Vera Zitouni empfindet es als Wohltat, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen und ständig erklären zu müssen, warum ihr Kind sich anders verhalte als gleichaltrige Kinder. Denn: „Was das Kind hat, ist nicht das Hauptthema.“ Dass ihr Sohn in der Gruppe Kontakt zu anderen Kindern hat und erlebt, dass nicht alle Kinder gleich sind, ist ihr wichtig: „Er ist auf jeden Fall interessiert an den anderen und fühlt sich wohl.“

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Auch für Marijana Hoppe ist das wöchentliche Treffen im SOS-Kinderdorf-Zentrum ein gesetzter Termin. Bei ihrem kleinen Sohn wurde Epilepsie diagnostiziert. „Hier erlebe ich nun viel Gemeinschaft und Unterstützung“, schildert die junge Mutter. „Mir hilft es sehr, wenn ich mich mit anderen austauschen kann, die vieles vielleicht schon durchgemacht haben und mir Tipps geben können.“

Aber nicht nur ihr Sohn genießt die Treffen, auch der Mutter tut die Auszeit gut. „Ich bin entspannter, das spürt mein Sohn und ist es auch“, gesteht Marijana Hoppe. Hier könne sie sich mal zurücknehmen, „weil Fachpersonal da ist“, lobt sie. 

Eva Jeschina leitet als gelernte Krankenschwester die beiden offenen Gruppen für Kinder bis sechs Jahren, beantwortet Fragen der Eltern, beaufsichtigt die Kleinen oder beschäftigt sich mit ihnen. „Ich habe eine Affinität zu Menschen mit Behinderungen und keine Berührungsängste“, sagt sie.

16 Jahre lang hat sie unheilbar kranke Kinder in der Stiftung Friedehorst gepflegt. Dabei war ihr aufgefallen, dass es für Eltern von beeinträchtigten Kindern so gut wie keine Unterstützung gibt, schon gar nicht für Eltern von mehreren Kindern. Nun setzt sich Eva Jeschina persönlich für mehr Teilhabe ein. Gern könnten gesunde Geschwisterkinder mitgebracht werden.  

Derzeit kommen drei, vier Elternteile mit ihren Kindern regelmäßig zu den Treffen. „Jede Familie ist willkommen“, sagt Jeschina. Sie teilt die Gruppen ein, weil die Defizite immer woanders liegen und ihr das menschliche Miteinander am Herzen liegt. „Alles intuitiv“, sagt sie. „Es geht nur darum, dass sich alle wohlfühlen. Ich freue mich über Entwicklungsschritte untereinander, wenn die Kinder sich wiedererkennen, miteinander kommunizieren oder sich gegenseitig motivieren.“

Info

Die Gruppen für Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung treffen sich immer dienstags im SOS-Kinderdorf-Zentrum, Friedrich-Ebert-Straße 101. Eltern mit Kindern bis zu drei Jahren von 14 bis 15.30 Uhr, Eltern mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren von 16 bis 17.30 Uhr. Für das kostenlose Angebot ist eine Anmeldung unter Telefon 597 12 31 oder per E-Mail an KiDoZ@sos-kinderdorf.de erforderlich.

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