Dass es gar keine Verkehrsunfälle mehr gibt, sei utopisch, aber jeder könne dazu beitragen, dass ihre Zahl sinkt – davon ist Gerhard Thielbar überzeugt. Aus dem Grund leistet er Präventionsarbeit und setzt sich bei der Verkehrswacht für mehr Sicherheit ein. Die Verkehrswacht berät und schult alle Verkehrsteilnehmerinnen und -nehmer, egal, wie sie unterwegs sind und welches Alter sie haben.
Als Polizeibeamter hat Thielbar schon von Berufs wegen mit Straßenverkehr zu tun. Doch das breite präventive Angebotsspektrum und der Kontakt zu vielen unterschiedlichen Zielgruppen machen für ihn nach eigenen Angaben den besonderen Anreiz für sein ehrenamtliches Engagement aus. "Ich mache tatsächlich alles ganz gerne", sagt Thielbar.
Aktuell legt der Vorsitzende der Ortsverbände Bremen-Stadt und Bremen-Nord einen Schwerpunkt auf Mobilität im Alter. In den vergangenen Jahren seien viele Seniorinnen und Senioren aufs E-Bike oder Pedelec umgestiegen, weil sie weiter am täglichen Leben teilhaben wollten, sagt der Beckedorfer. Bei den aus seiner Sicht vielen Verkehrsunfällen mit E-Bike-Beteiligung liege die Ursache nicht selten darin, dass die Radfahrer selber etwas verkehrt gemacht hätten, sagt Thielbar, der Erfahrung mit elektrischer Unterstützung beim Radfahren hat. "Ein ganz neues Fortbewegungsmittel, das eine andere Geschwindigkeit und ein anderes Fahr- und Bremsverhalten erfordert – das muss man üben."
Deshalb hat sich der 59-Jährige beim Verkehrswacht-Bundesverband als Moderator für "Fit mit dem Fahrrad" ausbilden lassen und einige Radfahrkurse für Erwachsene und Migranten gegeben. Für Senioren würde er künftig zusätzlich gern ein Rollatoren-Sicherheitstraining organisieren.
Die Fahrradführerscheinprüfung seines Sohnes in der vierten Klasse sei 2014 der Auslöser für den Polizeibeamten gewesen, tiefer in die Verkehrsprävention einzusteigen. Nachdem er sich "ein wenig schlaugelesen habe", sei ihm die unglaubliche Vielfalt der Angebote der Verkehrswacht erst bewusst geworden, sagt Thielbar. Letztlich sei er über einen Ex-Kollegen in die Verkehrswacht Bremen-Stadt reingerutscht. Und als die Ortswacht Bremen-Nord vor fünf Jahren wegen fehlender Freiwilliger für die Vorstandsarbeit kurz vor der Auflösung stand, übernahm der Familienvater auch dort eine Führungsrolle.
Zu dem Einzugsbereich gehört sein Herzensprojekt: "Die Jugendverkehrsschule in Bremen-Nord ist mein Steckenpferd." In seinen Kindertagen habe es einen Verkehrsübungsplatz in Blumenthal gegeben, der sei dann irgendwann geschlossen worden. Weil es außer dem Verkehrstrainingsgelände in der Vahr zukünftig ein zweites in Bremen geben sollte, setzte sich Thielbar gleich von Beginn seines Freiwilligenengagements dafür ein, dass auf dem Campus der Constructor University in Grohn 2018 eine Jugendverkehrsschule eröffnet worden ist.
Dort baut Thielbar gern den Fahrradparcours für Schulkinder mit auf und gibt ihnen Tipps. Darüber hinaus führt der Beckedorfer Gespräche mit Lehrkräften und vereinbart Termine für die Verkehrsschule. Er hat sich auch für die spielerische Verkehrssicherheitsarbeit in Kitas schulen lassen und unterstützt Kinder, Fachpersonal und Eltern durch Aufklärung sowie praktische Anregungen. Bei einem Ausflug könnten zum Beispiel Verkehrsschilder gezählt und über ihre Bedeutung gesprochen werden, sagt er.
Weil dem 59-Jährigen mehr Sicherheit im Verkehr für alle Generationen wichtig ist, bildet sich Thielbar regelmäßig fort. Durch seine beiden Posten ist sein Ehrenamt derzeit eher von Verwaltung und Organisation geprägt. Die Praxis bringt ihm nach eigenen Angaben allerdings den größten Spaß. Deshalb sucht er weitere Unterstützer für Aktionen, Sicherheitstrainings und Info- und Mitmachstände, etwa beim Kindertag, auf Messen oder Stadtteilfesten.
"Vorkenntnisse braucht es nicht", sagt er. Lediglich Interesse an der Arbeit mit Menschen und für Verkehrsprävention. Im Grunde hätten Erwachsene das korrekte Verhalten ja gelernt, sagt Thielbar, nur würde vieles im Alltag beiseite geschoben, was wieder stärker ins Bewusstsein gerückt werden müsse. Alleskönner sind seinen Angaben zufolge ebenso willkommen wie helfende Hände, die sich auf einen Bereich spezialisieren wollen.