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Diskussion über Bremer Kiosk Deichschartkiosk dauerhaft erhalten

Der Neustädter Beirat kann die künftige Erlaubnis des Verkaufs von Bier und Wein im Werdersee-Kiosk aus wirtschaftlichen Gründen verstehen. Der Verein „Farm“ öffnet die „rote Bude“ derzeit als Zwischennutzer.
10.07.2019, 15:55 Uhr
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Deichschartkiosk dauerhaft erhalten
Von Ulrike Troue

Die „rote Bude“ am Werdersee treibt Wutröte auf Gerhard Bomhoffs Wangen. „Das ist ein Unding“, ereiferte sich der Vorsitzende des Vereins „Mein Werdersee“ während der ersten Sitzung des neuen Neustädter Beirats über die Ausschreibung der Baubehörde. Demnach gestattet sie einem neuen privaten Betreiber des Kulturkiosks am Deichschart fortan den Verkauf von Bier und Wein.

„Alle Probleme rund um den Werdersee rühren daher“, schimpfte Bomhoff. Dass das Bauressort als Eigentümer offenbar davon ausgehe, dass der Kulturkiosk nur durch den Verkauf von Alkohol wirtschaftlich betrieben werden könne, sei nicht zu fassen. Bomhoff und seine Mitstreiter engagieren sich ehrenamtlich für den Erhalt und die Sauberkeit des Erholungsgebietes.

Verständnis für möglichen Alkoholverkauf

„Uns ist wichtig, dass der Kiosk überhaupt betrieben wird“, entgegnete Johannes Osterkamp auf Bomhoffs Befürchtung, dass die Trinkerszene durch den Verkauf von Bier oder Wein wieder angelockt und es mehr Müll und „Wildpinkler“ gebe. Wer Alkohol konsumieren wolle, könne sich ein paar Schritte weiter in einen anderen Kiosk oder im Supermarkt damit eindecken, gab der Grünenpolitiker die Überlegungen aus nicht-öffentlicher Sitzung des vormaligen Neustädter Bildungs- und Sozialausschusses wieder und warb um Verständnis für die wirtschaftliche Betrachtungsweise. „Ich bin froh, dass der Kiosk wieder auf ist“, sekundierte Jens Oppermann (SPD). „Ich glaube, der Ort Deichschartkiosk hat sich verändert, wir müssen das ausprobieren“, warb er um Verständnis für einen erweiterten Nutzungsvertrag.

„Vielleicht gibt es eine andere Perspektive“, überlegte Wolfgang Schnecking (SPD) laut. Der hauptberufliche Arbeitsvermittler sprach diverse neue Fördermöglichkeiten an, die dem Beschäftigungsträger „Bras“ möglicherweise eine personalökonomische Querfinanzierung ermöglichen könnten. Das sollte sondiert werden, empfahl Schnecking, was im Beirat auf wohlwollende Zustimmung stieß.

Seit 2013 hat die „Bras“ den Kiosk am Werdersee als soziales Projekt für Langzeitarbeitslose betrieben. Unter dieser Regie hat sich die „rote Bude“ zu einem wichtigen Treffpunkt in Huckelriede entwickelt. Dort legen viele Radfahrer und Fußgänger eine Pause ein. Außerdem gab es unter „Bras“-Regie kostenlose Zusatzangebote wie den Mitmachzirkus, Konzerte oder Flohmärkte. Auf ein soziokulturelles Angebot legt das Bauressort laut Ausschreibung großen Wert. Nach Ende der Bewerbungsfrist gibt es nach Auskunft von Behördensprecher Jens Tittmann „mehr als 20 Interessenten“ für den Kioskbetrieb. Der Zuschlag soll Mitte August erteilt werden.

Zwischennutzung seit vier Wochen

Seit vier Wochen betreibt der Verein für arbeitspolitische Maßnahmen (Farm) als Zwischennutzer zunächst bis Dezember befristet den Kiosk. Nachdem dieser ein halbes Jahr verwaist gewesen war, hat er den roten Holzpavillon hinterm Deichschart gründlich gereinigt, die Graffiti-Bemalung beseitigt und öffnet die Verkaufsluke verbindlich von Mittwoch bis Sonntag jeweils von 12 bis 18 Uhr. „Farm“ bietet Kaffee, Limonaden, Wasser, Eis oder Snacks wie Toasts und Bockwurst an. „Wir sind im Moment gut zufrieden, ohne dass Alkohol verkauft wird“, sagt eine Arbeitskraft vom Kioskteam. Die Tendenz im Verein sei dahingehend, außerdem entspräche das wohl auch dem Wunsch der meisten Anwohner.

Der junge Verein hat sich viele Gedanken über einen wirtschaftlichen Betrieb und den Erhalt des Kiosks gemacht. Daher hat er sich an der Ausschreibung beteiligt. „Die Bewerbung ist von unserer Seite an ein soziokulturelles Konzept gebunden“, sagt Volker Kunze, der sich derzeit ehrenamtlich für „Farm“ engagiert. Ein fester Termin ist zum Beispiel der Gottesdienst am 18. August. Angedacht sind Trödelmärkte und speziell auf Kinder und Familien abzielende Angebote. „Der Kiosk soll eine Bereicherung für den Stadtteil werden“, erklärt Barbara Schneider.

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