Nach knapp 19 Monaten Bauzeit ist das sogenannte Grüne Haus der Gewoba am Hohentorsplatz fertiggestellt. Zum Jahresende sollen die ersten Wohnungen bezugsfertig sein. Seinen Namen erhält das Gebäude von seinem Äußeren: Die gesamte Außenfassade besteht aus Fliesen, die je nach Lichteinfall in verschiedenen Grüntönen schimmern kann. Ökologisch überzeugen soll das Gebäude mit einem Gründach sowie einem Blockheizkraftwerk und Solarzellen.
Auf acht Etagen finden sich 52 barrierefreie Ein- bis Dreizimmerwohnungen, 45 davon sind preisgebunden und zwei rollstuhlgerecht. Das Haus verfügt über einen Aufzug und jede Wohnung über eine Einbauküche. Im Erdgeschoss entsteht eine rund 200 Quadratmeter große Gewerbefläche.
Innenstadtnahe Lage für 6,50 Euro kalt
Preisgebunden heißt: Die Kaltmiete für eine Wohnung kostet 6,50 Euro pro Quadratmeter. Den Zuschlag für eine solche Sozialwohnung erhalten Interessenten, die einen sogenannten Wohnberechtigungsschein, landläufig auch als B-Schein bekannt, vorweisen können. Dieser wird auf Antrag an Personen ausgestellt, die über ein geringes Einkommen verfügen. Derzeit liegt die Grenze für einen Zweipersonenhaushalt bei maximal 18.000 Euro und bei Alleinlebenden beträgt sie 12.000 Euro im Jahr.
Darüber hinaus gibt es auch sogenannte preisfreie Wohnungen. Erste Zielgruppe für dieses Angebot sind laut Gewoba-Sprecherin Christine Dose junge Menschen – insbesondere Studierende der Hochschule Bremen, die in nächster Nähe liegt. Die Wohnungen sind zwischen 30 und 74 Quadratmeter groß.
Am Mittwochnachmittag fand eine erste Besichtigung statt, zu der die Gewoba eingeladen hat. „Dies ist ein gutes und wichtiges Gebäude“, hob Gabriele Nießen, Staatsrätin im Senatsressort Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungswesen, in ihrer Rede vor dem Grünen Haus hervor. Denn es sei nicht nur als neue Wohnstätte oder aus Sicht des Klimaschutzes lobenswert, sondern stehe auch genau da, „wo wir es wirklich brauchen: Inmitten von Bremen und nicht am Rande unserer Stadt“.
Das Wohnprojekt hat demnach also nicht nur äußerlich einen grünen Anstrich, sondern hebt sich auch durch bauliche Qualitäten von einem gewöhnlichen Sozialbau in Bremen ab. Denn das Gebäude ist energieeffizient gebaut, verfügt über Solarzellen auf dem Dach und drumherum gruppiert Grünanlagen für Vögel und Nisthabitate für Insekten. Das Konzept für die Begrünung wurde gemeinsam mit dem Forschungsprojekt Dalli von der Hochschule Osnabrück entwickelt.
Im Inneren arbeitet ein Gas-Blockheizkraftwerk. Dabei handelt es sich um eine modular aufgebaute Anlage, um Strom und Wärme zu erzeugen. Die Nähe des Minikraftwerkes inmitten des Wohnblocks bietet laut Gewoba viele Vorteile; angefangen von den kurzen Bereitstellungswegen für den Strom bis zur Verwendung der Abwärme fürs Heizen des Hauses.
Ein Parkplatz mit Ladepunkt für E-Autos
Am Haus werden vier Stellplätze für Pkw geschaffen. Einer wird direkt mit einem Ladepunkt für E-Fahrzeuge ausgestattet. Die anderen können bei Bedarf leicht nachgerüstet werden, verspricht die Gewoba. Allerdings liegt der Fokus nicht auf der individuellen Mobilität, sondern Alternativen wie Carsharing, ÖPNV und Radverkehr: „Wie bei fast allen unserer Neubauten arbeiten wir auch hier mit einem Mobilitätskonzept, um unseren Mietern günstige Mobilität zur Verfügung zu stellen und eigene Pkw zu ersparen“, so Emilia Naatz von der Gewoba.
„In diesem Fall heißt das, dass die Mieter eine Mitgliedschaft für Cambio erhalten und auf Lastenradsharing zurückgreifen können.“ In Abstimmung mit der Stadt wurde direkt gegenüber des Gebäudes ein sogenannter Mobilpunkt mit zwei Fahrzeugen geschaffen. Ein Drittes könne aber noch dazu kommen. „Wir hoffen aber natürlich, dass die Mieter viel vom Fahrrad Gebrauch machen“, verweist Naatz auf das angrenzende Fahrradmodellquartier Alte Neustadt.
Gewoba berichtet von hoher Nachfrage
Das neueste Wohnobjekt der Gewoba ist bereits zu guten Teilen neuen Mietern versprochen. Mehr als zwei Dutzend Mietverträge sind laut Dominic Jäger, stellvertretender Gewoba-Geschäftsbereichsleiter für die Bremer Neustadt, unterschrieben und bei etwa zehn weiteren Wohnungen stehe man derzeit kurz vor der Unterschrift.
Die ersten Schlüssel sollen ab Dezember übergeben werden. „Wir werden das Einziehen organisieren müssen“, so Jäger. Denn auch ohne Pandemie sei das parallele Ankommen aller allein schon aufgrund der begrenzten Parkmöglichkeiten für die Transporter ein Problem. Aber wenn alles glattgeht, wird die Nachbarschaft in der Neustadt den Neubau noch vor Weihnachten als belebtes Haus erleben – auch unterhalb des tierisch bewohnten Daches.