„Ich bin überwältigt von den vielen tollen Projekten, die es in Bremen zum Thema Klimaschutz gibt“, sagt die Bundestagsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther, ehemaliges Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, „ich kann von meinen Besuchen in Einrichtungen wertvolle Anregungen mit auf die Bundesebene nehmen. Denn vieles, was in Bremen läuft, würde auch in anderen Bundesländern gut passen.“ Kirsten Kappert-Gonther ist für zwei Wochen auf einer Sommertour, bei der sie zahlreiche Projekte in Bremen aufsucht, die sich mit den Themen Gesundheit, Kultur oder Klimaschutz befassen. Eine ihrer Stationen war das Integrative Klimaquartier Buntentor der Werkstatt Bremen, die als Eigenbetrieb der Stadt Bremen Wohn- und Arbeitsangebote für Menschen mit Behinderungen bietet.
Im Klimaquartier läuft das Projekt „Kurze Wege für den Klimaschutz“, gefördert vom Bundesumweltministerium, in dem Alltagswissen über Klima- und Ressourcenschutz ausgetauscht und in die Praxis umgesetzt wird: Veranstaltungen, Tauschbörsen, Ausstellungen, Lesungen und Workshops lassen die Teilnehmer erleben, was man alles selbst gestalten und verändern kann. Denn Klimaschutz fängt schon bei vermeintlichen Kleinigkeiten an: Wenn zum Beispiel Seife statt Duschgel oder Shampoo verwendet wird, die Mikroplastik enthalten, wenn das Licht ausgeschaltet wird, wenn man es nicht braucht oder wenn beim Einkauf auf Plastiktüten verzichtet wird.
Eine der zahlreichen Säulen des Projekts bilden die Klimagärten, die gemeinschaftlich im großen Innenhof der Werkstatt im Buntentor bewirtschaftet werden. Aus mehreren Hochbeeten sprießen jetzt im Hochsommer Tomaten, Kürbis oder Kohlrabi in enormer Üppigkeit - Gemüse, das auch in die Küche der Werkstatt Bremen Verwendung findet. In einem separaten Hochbeet, das auch transportabel ist, wachsen Kräuter wie Thymian, Lavendel, Minze oder Rosmarin, die mit ihren Blüten zugleich Insekten Nahrung bieten.
„Indem die Teilnehmer sehen, wie lange es dauert, bis aus Tomatensamen die Pflanzen sprießen und die roten Früchte entstehen, lernen sie, Lebensmittel ganz anders wertzuschätzen“, sagt Projektleiterin Romina Lambrecht. Und Mirka Mucha, Mitarbeiter im Klimagarten, meint: „Die eigene Ernte schmeckt nun mal viel besser als das, was man im Supermarkt kauft.“ Mirka Mucha gehört auch zu den Umweltscouts, die eine zweite Säule im Projekt bilden. Um Umweltscout zu werden, konnten sich die Teilnehmer in einem einwöchigen Workshop mit Vorträgen und Ausflügen zu Experten für Klimaschutz im Alltag qualifizieren. Sie sind nun im Ortsteil unterwegs, um gezielt zu beraten, was jeder Einzelne, Betriebe und Einrichtungen für den Klimaschutz tun können.
Seitdem Mirko Mucha Umweltscout ist, hat er einiges in seinem Alltag umgekrempelt: „Ich vermeide beim Einkauf von Lebensmitteln Plastik, so weit es geht – Milch und Joghurt lasse ich zum Beispiel in Flaschen abfüllen“, sagt er, und ist erschrocken darüber, wie viel in Supermärkten immer noch in Plastik verpackt ist. „Und ich lüfte meine Wohnung zwei bis drei Mal am Tag statt die Fenster dauernd in Kippstellung zu belassen“, sagt er. Energiesparen ist seit seiner Ausbildung zum Umweltscout Teil seines Alltags geworden: „Ich schalte die Standby-Funktion beim Fernseher aus, ich stelle den Thermostaten im Kühlschrank auf nicht zu tiefe Temperaturen, und jedes Mal, wenn ich außer Haus gehe, kontrolliere ich, ob auch alles ausgeschaltet ist“, sagt er.
Umweltscout Adrian Trautmann hat bei seinen Beratungen zum Klimaschutz gelernt, wie wichtig es ist, bei der Wissensweitergabe den richtigen Ton zu treffen. „Andernfalls fühlen sich manche Leute schnell auf den Schlips getreten“, sagt er.
“Das Thema Bildung steht bei uns im Vordergrund“, betont Sabine Köhler, die in der Werkstatt Bremen die zentrale Rehabilitation koordiniert, „und dazu gehören Nachhaltigkeit und Klimaschutz – beides beschäftigt Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen.“ Weitere Bestandteile des Projekts, wie Upcycling- und Reparaturworkshops für Kleidung und Dinge des Alltags, machen Lust aufs Tauschen und Wiederverwenden. „Corona hat allerdings dem Klimakochen und Workshops einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil die Veranstaltungen in geschlossenen Räumen stattgefunden hätten“, sagt Romina Lambrecht. „Doch wir haben das Glück, dass unser Projekt bis Mai 2021 verlängert wurde“, freut sich die Projektleiterin.
Kirsten Kappert-Gonther beeindruckte auf ihrer Sommertour besonders, wie im integrativen Klimaquartier Inklusion und Alltagswissen um den Klimaschutz Hand in Hand gehen. „Wenn das Projekt im nächsten Jahr ausläuft, besteht die Hoffnung, es über bremische Mittel zu verstetigen“, sagt die Bundestagsabgeordnete.
Weitere Informationen
Weitere Termine und Infos zum Integrativen Klimaquartier finden sich im Internet auf www.werkstatt-bremen.de/klimaquartier.