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Nach Bürgerbeschwerden Bremer Neustadt: Polizei prüft Sonderkontrollzone am Hohentorspark

Bürgerbeschwerden in der Bremer Neustadt führen zu Polizeiinformationen über Kriminalität. Die gefühlte Sicherheit und die Fallzahlen weichen voneinander ab. Kommt eine Sonderkontrollzone am Hohentorspark?
24.03.2025, 05:00 Uhr
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Bremer Neustadt: Polizei prüft Sonderkontrollzone am Hohentorspark
Von Karin Mörtel
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Mit einem ganzen Strauß an Zahlen aus der polizeilichen Kriminalstatistik und weiteren Neuigkeiten ist kürzlich Alexander Sartoris, Leiter des Polizeikommissariats Süd vor Neustädter Bürger und den Sozialausschuss des Beirates getreten. Hintergrund ist unter anderem ein Bürgerantrag zur Sicherheitslage in der Neustadt gewesen. In diesem kam das Gefühl zum Ausdruck, die Kriminalität im Stadtteil sei zuletzt stark angestiegen und die Polizei unternehme zu wenig dagegen. Dabei wird deutlich: Die gefühlte Sicherheit und die registrierten Fallzahlen klaffen manchmal recht weit auseinander.

Kommt eine Sonderkontrollzone am Hohentorspark?

In der Neustadt sind seit dem Umzug des Treffpunktes für die Drogen- und Wohnungslosenszene vom Lucie-Flechtmann-Platz an den Hohentorspark immer wieder Beschwerden über ein ungenügendes Sicherheitsgefühl zu hören gewesen. Als eine mögliche Maßnahme der Polizei, um Kriminalitätsschwerpunkte besser bekämpfen zu können, gilt die Einrichtung einer Sonderkontrollzone. An diesen nach strengen Kriterien von Polizei und Innenbehörde festgelegten Orten können Personen auch ohne eine im Einzelfall bestehende Gefahr kontrolliert werden.

Im August vergangenen Jahres hat die Polizei noch von einem "unauffälligen Sicherheitsniveau" im Bereich rings um den Hohentorspark gesprochen. Ein gutes halbes Jahr später sieht die Bewertung der Lage nun ganz anders aus: "Wir haben für April beim Innenressort einen besonderen Kontrollort in der Neustadt beantragt", verkündete Sartoris vor dem Sozialausschuss. Bevor die Innenbehörde darüber beschlossen habe, könne er aber nicht versprechen, dass die Sonderkontrollzone auch tatsächlich eingerichtet werde. Auch die genaue Ausdehnung des Gebietes könne er nicht benennen. Es gehe jedenfalls um einen größeren Bereich im Umfeld des Containers.

Wie sehen die Kriminalitätszahlen für die Neustadt aus?

Die polizeiliche Kriminalstatistik weist die von der Polizei im jeweiligen Jahr abschließend bearbeiteten Straftaten aus. Was für 2024 zu einer Besonderheit führt: Die Zahl der bearbeiteten Fälle im Land Bremen ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Sogar deutlich – von 97.043 auf 105.384, was einem Plus von 8,6 Prozent entspricht. Für die Neustadt ist der Trend ähnlich. Dort sind die Fälle von 6.535 im Jahr 2023 auf 7.593 im Jahr 2024 gestiegen.

Dies geht aber in erster Linie darauf zurück, dass die Polizei 2024 ihren Bearbeitungsrückstand von Altfällen deutlich reduzieren konnte – von über 21.000 Vorgängen auf mittlerweile 14.500 Fälle. Etwa 36 Prozent der in der Statistik für 2024 erfassten Straftaten wurden daher bereits im Jahr 2023 oder früher verübt, erläuterte Sartoris den Effekt für die Gesamtstadt im Jahr 2024. Die Aussagekraft der Zahlen sei dadurch beeinträchtigt.

Wie ist die Entwicklung bei Diebstählen?

Etwa 60 Prozent und damit der Löwenanteil der 2024 registrierten Fälle der Neustadt sind Diebstahlsdelikte. Darunter wiederum haben laut Polizeikommissariat Süd die Ladendiebstähle den größten Anteil mit etwa 1000 Fällen. Die registrierten Fahraddiebstähle sind von 653 auf 755 in der Neustadt gestiegen. Fälle von Taschendiebstahl sind 2023 175 Mal in der Neustadt bearbeitet worden, 2024 waren es mit 280 Fällen deutlich mehr.

Auch an und aus Autos wurde mehr geklaut: Um 21 registrierte Fälle steigt die Fallzahl 2024 auf insgesamt 483. Der hohe Anteil der Diebstahlsdelikte rühre zum Teil sicherlich auch aus der Abarbeitung der Altfälle, erklärte Alexander Sartoris. Denn unter den aufgearbeiteten Altfällen seien besonders viele dieser Delikte zu finden.

Wie sieht es in anderen Deliktfeldern aus?

Bei den Raubtaten auf offener Straße ist ein Anstieg von 41 registrierten Fällen im Jahr 2023 auf 50 Fälle im Jahr 2024 zu verzeichnen. "Insgesamt sind die Raubtaten aber um 29 Prozent zurückgegangen", so Sartoris. Ebenfalls weniger Fallzahlen sind bei Körperverletzungen aufgelaufen: Waren es 2023 noch 612 sind es 2024 499 bearbeitete Fälle gewesen. Einen leichten Rückgang um sechs Prozent gibt es in der Neustadt auch bei den Straftaten zum Nachteil älterer Menschen wie über den Enkeltrick, Schockanrufe oder ähnliche Methoden.

Dem stadtweiten Trend folgen diese Zahlen: Ein deutlicher Rückgang ist bei den Wohnungseinbrüchen zu sehen: Sie nahmen um etwa 40 Prozent ab von 138 (2023) auf 83 (2024). Die rückläufige Anzahl der registrierten Rauschgiftdelikte um ebenfalls etwa 40 Prozent hat bremenweit einen besonderen Grund. Hier spielt das neue Konsumcannabisgesetz eine große Rolle, das seit April 2024 in Kraft ist.

Wie bewertet die Polizei die Sicherheitslage im Stadtteil?

Aus Sicht des Kommissariatsleiters könne die Polizei zufrieden sein mit der Kriminalitätsbekämpfung in der Neustadt. Die Aktivitäten im Stadtteil "sind unser Schwerpunkt der Polizeiarbeit im Bremer Süden", so Sartoris. Die Drogenproblematik könne die Polizei ohnehin nicht alleine lösen. "Da gehören auch andere dazu wie Gesundheit und Soziales, und wir sind im engen Austausch miteinander", sagte der Kommissariatsleiter.

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