- Welcher Stadtteil ist Spitzenreiter bei Großanlagen?
- Was haben die Einheiten Kilowattpeak und Kilowattstunde zu bedeuten?
- Wo haben Privatleute besonders viele Anlagen installiert?
- Wo wurden auf Schulen und Kindergärten PV-Anlagen installiert?
- Warum taucht die Gewoba so selten als Investor auf?
- Wie entwickelt sich der Ausbau von Balkonkraftwerken insgesamt?
Die erste sonnigen Tage des Jahres haben deutlich gemacht: Der Frühling steht vor der Tür. Die Sonnenstrahlen sorgen bei Besitzern von Fotovoltaik-Anlagen und Balkonkraftwerken für zusätzliche Freude, denn jedes Photon, das auf die dunklen Paneele fällt, mindert die Stromkosten. Wer wissen will, wie es um den Ausbau der Solarkraft in seiner Nachbarschaft bestellt ist, kann einen Blick in das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur werfen.
Dort ist öffentlich einsehbar, wo, wann und wie viel Leistung von wem installiert worden ist. Aufschlüsseln lässt sich die Liste auch nach Postleitzahlen, die sich im Bremer Süden im Wesentlichen mit den Stadtteilgrenzen decken. In welchen Stadtteilen der Ausbau der Solarenergie besonders stark voranschreitet, zeigt unsere Auswertung für den Bereich links der Weser.
Welcher Stadtteil ist Spitzenreiter bei Großanlagen?
Die Ortsteile Strom und Seehausen sowie der Stadtteil Woltmershausen lassen sich nicht getrennt betrachten, weil sie dieselbe Postleitzahl haben. Das Güterverkehrszentrum mit seinen etwa 180 Betrieben und vielen großen Lagerhallen sorgt dafür, dass dieses Gebiet bei der Neuinstallation von leistungsstarken Fotovoltaik-Anlagen ganz vorne liegt.
Auf dem neuen Logistikzentrum C3 der BLG ist 2023 nach eigenen Angaben der Hersteller-Gesellschaft Recource Projects eine der größten PV-Aufdachanlagen auf einem Dach in Deutschland und Europa in Betrieb genommen worden. Mit einer Nennleistung von insgesamt 6500 Kilowattpeak könnte die Anlage theoretisch knapp 2000 Vier-Personen-Haushalte jedes Jahr versorgen.
Was haben die Einheiten Kilowattpeak und Kilowattstunde zu bedeuten?
Bei der Angabe der Leistung einer Solaranlage werden vor allem zwei Maßeinheiten genannt: Kilowattpeak (kWp) und Kilowattstunden (kWh). Vereinfacht gesagt gibt der kWp-Wert die maximale Leistung eines Moduls unter idealen Bedingungen an. In der Realität ist diese Leistung abhängig von Neigung, Verschattung und Sonnenstand. Die tatsächlich erzeugte Leistung liegt also meist etwas unter diesem Maximalwert.

Grafik: Ausbau der Solarenergie in Bremen Links der Weser.
Bekannter ist der Wert Kilowattstunden, der ein Maß für die Arbeit elektrischen Stroms ist. Als Faustregel gilt hierzulande: Pro Kilowatt-Peak erzeugt eine Solaranlage in Deutschland durchschnittlich etwa 1000 Kilowattstunden (kWh) Strom.
Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viel Strom die einzelnen PV-Anlagen erzeugen könnten, folgt ein kurzes Rechenbeispiel: Etwa 3300 kWh Strom pro Jahr verbraucht ein Vier-Personen-Haushalt in einer Wohnung pro Jahr (ohne Warmwasser) bei mittlerem Verbrauch. Erzeugt das Balkonkraftwerk der Familie 800 Kilowattstunden, könnte sie also knapp ein Viertel ihres Bedarfs damit selbst abdecken.
Wo haben Privatleute besonders viele Anlagen installiert?
In Obervieland sind besonders viele Privatleute in den vergangenen zwei Jahren aktiv geworden, um mit Balkonkraftwerken und anderen kleinen Solaranlagen ihre Stromkosten zu senken. Von den 445 PV-Anlagen im Jahr 2024 sind nur zwölf von Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung aufgestellt worden. Zusammengenommen 1810 Kilowatt Leistung können die Obervielander Anlagen aus dem Jahr 2024 unter günstigen Bedingungen erbringen.
Die Leistung der 274 Anlagen, die im Jahr 2023 in Obervieland bei der Bundesnetzagentur registriert wurden, liegt sogar noch über diesem Wert: 2214 Kilowattpeak kommen hier zusammen. Der Grund liegt erneut darin, dass sechs der Anlagen eine höhere Leistung mit mindestens 90 Kilowatt bis hin zu 380 Kilowatt aufweisen. Darunter ist auch die PV-Anlage von der Wäscherei Max Stich, die an der Fritz-Thiele-Straße in Habenhausen beheimatet ist.
Wo wurden auf Schulen und Kindergärten PV-Anlagen installiert?
Die öffentliche Verwaltung hat in den vergangenen zwei Jahren besonders in Huchting einige städtische Gebäude mit Solarkraft ausgerüstet: So hat beispielsweise die Roland-zu-Bremen-Oberschule zwei PV-Anlagen erhalten. In den Daten ist auch ein Kindergarten im Ortsteil Sodenmatt aufgelistet sowie eine weitere Anlage im Ortsteil, die auf dem Neubau des Bürger- und Sozialzentrums Huchting installiert worden ist. Auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft Brebau ist aktiv geworden und hat auf den Neubau der Grundschule Kirchhuchting eine PV-Anlage installiert.
Warum taucht die Gewoba so selten als Investor auf?
Die teilstädtische Wohnungsbaugesellschaft Gewoba besitzt in Huchting und der Neustadt besonders viele Wohngebäude im Bremer Süden. Da überrascht es etwas, dass in den Jahren 2023 und 2024 nur einzelne Projekte zur Stromgewinnung durch Solarenergie in den Datensätzen der Bundesnetzagentur auftauchen. Darunter eine Anlage in der Gartenstadt Werdersee und eine weitere auf einem Mietshaus in Kattenturm, das kürzlich saniert wurde.
Die Gewoba investiere aber durchaus in PV-Anlagen im Bremer Süden, teilt eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage mit. Zusätzlich zu dem aktuellen Projekt sei bereits ein weiterer Neubau in der Gartenstadt Werdersee mit Fotovoltaik ausgestattet worden, zwei weitere Hausdächern werden nach Fertigstellung der Gebäude noch folgen. Auf Gewoba-Dächern in der Gartenstadt Werdersee "sind nach Fertigstellung der Neubauten 94 Kilowattpeak installiert", schreibt die Sprecherin.
Deutlich mehr Leistung werden die Anlagen erzeugen, die von der Gewoba in laufenden und dem kommenden Jahr in der Gartenstadt Süd installiert werden. Im Zuge der umfassenden Modernisierungsarbeiten sind dort nach Unternehmensangaben für 2025 und 2026 etwa 1136 Kilowattpeak auf 35 Gebäudekomplexen geplant.
Leider seien besonders die Dächer von Altbauten in vielen Fällen nicht geeignet, um die Last von derartigen Anlagen zu tragen, heißt es von der Gewoba. Seit einschließlich 2023 würden aber PV-Anlagen im Zuge von Gebäudemodernisierungen miterrichtet, sofern es möglich und wirtschaftlich sinnvoll sei.
Wie entwickelt sich der Ausbau von Balkonkraftwerken insgesamt?
Wenn man die großen Anlagen herausrechnet, ergibt sich ein Trend im Bremer Süden, der bundesweit zu beobachten ist: Im Jahr 2024 haben Privatleute etwa doppelt so viele PV-Anlagen installiert wie noch im Vorjahr – und damit auch die Kilowattstunden Strom, die diese erzeugen können. Viele der Anlagen sind sogenannte Balkonkraftwerke. Das sind Solaranlagen, die einfach per Stecker an eine herkömmliche Haussteckdose angeschlossen werden und zumindest einen Teil des Strombedarfs decken können.