Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Wachwechsel Beruflich im Süden beheimatet

Uwe Martin bringt an der Spitze des Ortsamtes Neustadt/Woltmershausen eine lange Karriere abseits von Behörden und Politik mit. Beruflich war er lange im Süden unterwegs, wo ihn auch viele kennen.
22.09.2022, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Gerald Weßel

Es ist das Ende einer Ära im Bremer Süden. Annemarie Czichon verließ in diesem Sommer nach zehn Jahren das Ortsamt Neustadt/Woltmershausen. Ihr Nachfolger ist Uwe Martin, ein bekanntes Gesicht für viele Links der Weser: Obschon er bisher nie kommunalpolitisch oder in der Verwaltung tätig gewesen ist – bis ihn die zwei Beiräte wählten – ist die linke Weserseite viele Jahre seine berufliche Heimat gewesen. „Meine erste WG war in der Friedrich-Ebert-Straße", ergänzt der heute 58-jährige zweifache Familienvater erwachsener Söhne, der gemeinsam mit seiner Frau im Peterswerder lebt.

Zum Zeitpunkt seiner Bewerbung für das Amt war Martin seit sieben Jahren Geschäftsführer bei Quartier – einem Träger für Projekte der kulturellen Bildung. Konkrete Verbindungen ins Kommunale gehörten hier zum Alltag. „Mir war es wichtig, mir eine neue Herausforderung zu suchen. Mit dem alltäglichen Geschäft kannte ich mich ja aus und das wollte ich nicht noch zehn Jahre machen." Mit dem Gedanken, ob ihm die Rolle als Ortsamtsleiter gefallen könnte, spielte er schon länger, doch für ihn war immer klar: Wenn, dann in der Neustadt, denn: „In meiner Vita sind einige sehr prägende berufliche Erfahrungen mit der Neustadt verbunden.“ So war die Bewerbung für ihn abgemachte Sache und er tat den Schritt in eine für ihn neue Welt – trotz erheblicher Berufserfahrung in unterschiedlichen leitenden Funktionen. „Ich hatte bis dahin noch nie ein vollständiges Auswahlverfahren durchlaufen." Alle anderen Stellen habe er in der Vergangenheit nach deutlich kürzeren Wegen angetreten.

Der heute 58-Jährige wurde einst in Göttingen geboren, doch seine Passion brachte ihn 1989 nach Bremen: zum Studium der Bildenden Künste an der Bremer Kunsthochschule. Auf einige Jahre als freier Künstler folgte die Mitarbeit im Vorstand des Künstlerhauses am Deich und im Anschluss daran die Geschäftsführung des Bremer Berufsverbandes Bildender Künstler. Später studierte er noch Kulturmanagement, denn Interesse am größeren Ganzen hatte er schon immer: „Bereits während meiner Hochschulzeit arbeitete ich in der Studiengangskommission mit." Bereits vor der Geschäftsführung bei Quartier war er auf verschiedenen Stationen in der privaten Wirtschaft tätig – zuletzt zum Beispiel auch als kaufmännische Leitung der Schwankhalle.

Kommunikation gestalten

„Ich gestalte Kommunikationsprozesse", beschreibt der neue Chef im Ortsamt seine Rolle. „Ich bin kein Stadtteilbürgermeister." Weder habe er herausgehobene Befugnisse, noch sei er von fachlicher Seite Straßen- und Verkehrsplaner oder Verwaltungsfachmann, geschweige denn Fachjurist. Doch: Gremienarbeit, Konferenzen, Vermittlung, Kontaktmanagement oder kurz: Wissen, wer was wozu wann beitragen muss oder kann, begleitet ihn durch seine späteren Berufsjahre. Und all das mit dem Ziel, in komplexen Strukturen Ziele zu erreichen – nun die der Stadtteilbeiräte sowie die der Bürger aus der Neustadt und aus Woltmershausen. „Ich arbeite mit meinem Team dafür, Bürgern und Bürgerinnen Gehör und dem Willen der Beiräte Geltung beim Senat und in Behörden zu verschaffen."

In seinem Team an der Neustadtscontrescarpe arbeiten derzeit zwei kommunale Sachbearbeiter, Fionn Heinemann als Stellvertreter mit Schwerpunkt Neustadt und Anna Schreiner, zuständig für Woltmershausen sowie zwei Stadtteilassistentinnen. Nach der Übernahme der Leitung sei es ihm wichtig gewesen, mit allen gemeinsam eine zukünftige Arbeitsweise zu entwickeln. Dies zog auch räumliche Veränderungen mit sich. Im ehemaligen Büro von Annemarie Czichon ist ein Doppelarbeitsplatz entstanden, wodurch der Sitzungsraum zu Vorderst an der Straßenfront frei wurde. Dessen Tür steht – so denn es das Wetter zulässt – nun offen und gewährt einen direkten Blick auf den Schreibtisch vom neuen Ortsamtsleiter, der sich im Durchgangsbüro eingerichtet hat. „Aktuell ist die Personalsituation erst mal ausreichend", zeigt sich Martin zufrieden.

Bei manch einem Aspekt seiner neuen Arbeit muss der, sich selbst als Macher bezeichnende, Ortsamtschef umdenken: „Früher als Geschäftsführer war es meine Aufgabe, Geld einzuwerben und Partner für Kooperationen anzusprechen, doch letztendlich war es dann meine Entscheidung, was in den Projekten geschieht." Dies sei nun grundlegend anders. „Aber, ich wollte den Wechsel und fühle mich bereit, in dieser neuen Struktur mit den Beiräten als Entscheider für die Stadtteile die anstehenden Herausforderungen mitzugestalten."

Für den Stadtteil einstehen

Und in seiner aktuellen Rolle schätze er eines an allen Beiratsmitgliedern gleichermaßen: „Die Haltung, für die Interessen des Stadtteils einzustehen, ist das Herz der Kommunalpolitik." Und diese Leidenschaft sehe er ausnahmslos bei allen. Es seien eben nicht die großen Parteilinien, die den Beiratsalltag bestimmen.

Als erster großer Meilenstein seiner ersten Amtszeit steht im kommenden Frühjahr der zeitgleich zur Bürgerschaftswahl stattfindende Wahlgang aller Beiräte an. Für die alten oder neuen Stadtteilpolitiker hat er auch abseits aller sich aus der vorherigen Periode fortsetzenden Themen schon eine Aufgabe: „Langfristig würde ich gerne die Jugendbeteiligung voranbringen", aber das ist dann sicher erst ein Thema für den nächsten Beirat. Uwe Martin blickt der Zukunft in neuer Position freudig entgegen. Doch droht auch hier alsbald Langeweile? „Nein", meint er lachend. „Ich sorge die kommenden Jahre dafür, dass mir Langeweile nicht begegnet", winkt der 58-Jährige ab. „Ich habe vor, hier in der Neustadt einiges zu bewegen."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)