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Feiern in Bremen Freiluftparty am Werdersee: Anrainer und Kollektiv setzen auf Dialog

Freiluftpartys in Bremen: zwischen Ruhebedürfnis und Tanzlust. Veranstalter und Anrainer suchen den Dialog, um Konflikte zu vermeiden. Einer Meinung sind sie trotzdem nicht.
15.05.2025, 05:00 Uhr
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Freiluftparty am Werdersee: Anrainer und Kollektiv setzen auf Dialog
Von Karin Mörtel
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Die Meinungen zum Thema Freiluftpartys gehen in Bremen zum Teil weit auseinander. Auf der einen Seite steht das Ruhebedürfnis von Menschen, die sich nachts durch wummernde Bässe gestört fühlen. Auf der anderen Seite gibt es eine lebendige Elektroszene in Bremen, die große Freude am Tanzen unter freiem Himmel hat. Zwei Interessen, die scheinbar unvereinbar miteinander sind und durchaus schon im Stadtgebiet zu Streit geführt haben. Doch nun beweisen Partyveranstalter des Kollektivs Armonia und ein Anrainer des Werdersees, dass es trotzdem eine Verständigung geben kann.

Um welche Party geht es?

Das Armonia-Kollektiv will irgendwann im Sommer am Werdersee eine unkommerzielle Party vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen steigen lassen. Auf der Grillwiese ist das geplant. Dafür soll die kleine Baumgruppe dort aufwendig dekoriert werden und den DJs als Bühnenbild dienen. Musikalisch geht es dann elektronisch zu: Techno und Psytrance kündigt Mitveranstalter Nico Salzwedel an, der zwischen 50 und 150 Menschen am Werdersee erwartet.

Es ist eine Veranstaltung, die unter das Bremer Freiluftpartygesetz fällt. Solche Partys dürfen nicht öffentlich beworben werden, damit die Menge der Gäste überschaubar bleibt. Daher steht der Termin auch nicht in der Zeitung. Freiluftpartys müssen eigentlich erst 24 Stunden vorher beim Ordnungsamt angemeldet werden.

"Wir sind trotzdem heute Abend schon hier, um mit Ihnen ins Gespräch zu gehen", sagte Salzwedel während der jüngsten Sitzung des Neustädter Beirates. Eine Idee, die bei Ortsamtsleiter Uwe Martin gut ankommt: "Es gibt den Wunsch einer jungen Szene, am Werdersee eine Party zu feiern, und sie gehen proaktiv auf den Stadtteil zu, um Bedenken im Vorfeld zu klären", so Martin.

Welche Bedenken gibt es?

Die Gelegenheit, sogar große Bedenken zu äußern, hat sogleich Sebastian Werner ausführlich wahrgenommen, der das Hotel Zum Kuhhirten betreibt. "Und das Hotel liegt 300 Meter von der Grillwiese entfernt, wo die Party steigen soll", sagte Werner. Er habe regelrecht Angst vor dem Abend, "weil wir in letzter Zeit massive Probleme mit Freiluftpartys hatten", so Werner. Die hätten zwar nicht am Werdersee stattgefunden, aber beispielsweise am Hundestrand der Weser am rechten Weserufer, also deutlich weiter entfernt vom Hotel.

Persönlich habe er nichts gegen Freiluftpartys, "aber wenn meine Gäste sich um 4.45 Uhr beschweren, dass sie von den Bässen aus dem Bett geschmissen wurden, dann ist das ein großes Problem für meinen Betrieb", sagte der Hotelier. Im Jahr 2023 seien einmal sogar Gäste mitten in der Nacht abgereist, das dürfe sich nicht wiederholen.

Welche Maßnahmen ergreifen die Partymacher gegen Lärm?

Die Partyveranstalter vom Armonia-Kollektiv versicherten, dass aus ihrer Sicht die Freiluftparty auch ohne derartige Lärmbelästigung möglich sei. "Wir haben die kleinste Anlage in Bremen und stocken die ganz bewusst nicht auf", sagte Salzwedel. Außerdem würden die Boxen hin zur Erdbeerbrücke ausgerichtet "und wir fahren mit unserem eigenen Schallpegelmessgerät herum, um selbst zu überprüfen, dass wir nicht zu laut sind", so Salzwedel. Eine Maßnahme, die auch einige andere Partykollektive in Bremen regelmäßig anwenden.

Sollten Beschwerden eingehen, werde man entsprechend leiser drehen, versicherte Salzwedel. Aus seiner Sicht mache es daher Sinn, Telefonnummern mit dem Hotelbetreiber auszutauschen, "und ich verspreche, dass ich die ganze Nacht erreichbar bin." Ein Angebot, das Werner nach der Sitzung dankend angenommen hat.

Welche Auflagen gelten für Freiluftpartys?

Wer eine Freiluftparty mit elektronisch verstärkter Musik veranstalten will, muss dies spätestens 24 Stunden vorher beim Ordnungsamt anmelden. Sollten keine Toiletten vor Ort vorhanden sein, muss man Mobiltoiletten aufstellen. Es darf keine erhebliche Lärmbelästigung entstehen, es dürfen keine Getränke gewerblich verkauft oder darf kein Eintritt kassiert werden. Angefallener Müll muss bis zum nächsten Morgen wieder eingesammelt werden, die Veranstalter müssen mit Polizei und Rettungsdiensten kooperieren.

Warum verzichtet der Beirat auf weitere Auflagen am Werdersee?

Hotelier Werner regte an, dass der Beirat zusätzliche Auflagen für Partys am Werdersee festlegen sollte wie zur Länge der Feiern und der erlaubten Anzahl pro Jahr an einem Ort. "So ist es am Krimpelsee geschehen und aus meiner Sicht macht das durchaus Sinn", so der Hotelier.

Doch mit diesem Anliegen fand er kein offenes Ohr bei der Stadtteilpolitik – zumindest vorerst. Solange sich die Veranstalter der Freiluftpartys rücksichtsvoll verhielten, wolle man nicht voreilig mit zusätzlichen Beschränkungen eingreifen. Das ist der Grundtenor aus den Reihen des Beirates zu dem Thema, der sich parteiübergreifend durchweg positiv zu der geplanten Party äußerte.

Tatsächlich haben bislang am Werdersee in den vergangenen Jahren nur wenige Freiluftpartys stattgefunden. Seit der Freigabe durch den Beirat im Jahr 2018 haben laut Ordnungsamt sechs dieser Feiern dort stattgefunden. Vier davon im Jahr 2022, in den beiden zurückliegenden Jahren jeweils eine.

Wo dürfen Links der Weser Freiluftpartys stattfinden?

In den Stadtteilen Links der Weser stehen in der Neustadt die Neustadtswallanlagen laut Ordnungsamt nicht für Freiluftpartys zur Verfügung. Die Ortsteile Strom und Seehausen sind auf Wunsch der Beiräte seit Jahren komplett tabu für Freiluftpartys. In Huchting gilt das für den Böses Park und den Strand am Sodenmattsee auf Höhe der Stadtteilfarm Huchting.

In Woltmershausen gibt es nur zwei vom Beirat zugelassene Orte: zum einen die Grünfläche vor dem Lankenauer Höft, gegenüber vom Pier 2. Zum anderen geht es um die Landspitze des Dreiecks am Hohentorshafen. Dort gilt allerdings die zusätzliche Auflage, dass maximal vier Freiluftpartys pro Jahr stattfinden dürfen, die je nicht länger als bis zwei Uhr in der Nacht dauern dürfen. In Obervieland gibt es ebenfalls strengere Auflagen für den Krimpelsee. Dort darf nur bis Mitternacht gefeiert werden und es sind ebenfalls maximal vier Veranstaltungen pro Kalenderjahr erlaubt.

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