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Bremer Stadtteil-Jubiläum Wie die Neustadt ihren 400. Geburtstag feiert

Was haben eine steinerne Götterstatue, ein unscheinbares Gewässer und ein großer Park gemeinsam? Sie alle zusammen bezeugen die Geburtsstunde des Bremer Stadtteils Neustadt vor 400 Jahren.
22.06.2023, 07:00 Uhr
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Wie die Neustadt ihren 400. Geburtstag feiert
Von Karin Mörtel

Mit einem versonnenen Lächeln auf den Lippen blickt die Göttin der Gerechtigkeit in die Neustadtswallanlagen. Die steinerne Justitia-Statue ist die älteste heute noch sichtbare Zeugin von der 400-jährigen Geschichte, die die Bremer Neustadt schon auf dem Buckel hat. Abgesehen von dem stattlichen Park um sie herum natürlich, der sich von dem letzten Rest des früheren Wallgrabens am linken Weserufer, der sogenannten Piepe, in einem Halbkreis bis hin zur Eisenbahnbrücke zurück an die Weser erstreckt.

Doch der Befestigungswall, der einst darauf stand, und dessen Baubeginn auch der Grund für die Geburtstagsfeier des Stadtteils ist, ist schon seit mehr als 200 Jahren wieder abgetragen und aus dem Stadtbild verschwunden. Bis auf die kleine Justitia, die damals offenbar aus dem Bauschutt gerettet werden konnte und vor 50 Jahren von privater Hand an den Stadtteil zurückgegeben wurde.

Kurzer Einblick in die Geschichte

Bremen wollte sich während des 30-jährigen Krieges besser vor fremden Kriegsherren schützen und beschloss, seinen Befestigungswall zu modernisieren und vor allem erst einmal auch auf das linke Weserufer auszudehnen. Es dauerte von 1623 bis 1627, bis das Bauwerk nach den Plänen des niederländischen Festungsbaumeisters Johan van Valckenburgh fertig war.

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Auf einer Länge von 2,4 Kilometern entstand in dieser Zeit ein im Zickzack angelegtes Schanzwerk mit sieben Bastionen und vorgelagertem Wassergraben. Eine achte Bastion wurde nachträglich noch auf dem Stadtwerder errichtet.

Die Namen der heutigen Wohnquartiere Hohentor und Buntentor erinnern noch an die beiden Durchlässe durch den halben Stern aus Stein, wobei das Hohentor mit seiner Ausrichtung nach Oldenburg wesentlich prächtiger ausgestaltet war als das Buntentor.

Und dieses prunkvolle Hohentor war auch ursprünglich der Bestimmungsort der Justitia. Dort stand sie einst – damals noch mit Schwert und Waage in den Händen – direkt unter dem hohen Giebel des Tores, den steinernen Blick unbeirrt gen Westen gerichtet.

Heute steht sie, einen kräftigen Steinwurf davon entfernt, im Justitia-Park der Neustadtswallanlagen mit dem Rücken zum Hohentorsplatz.

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Die ersten Bremer Neustädter zogen also in die heutige Alte Neustadt, die sich geschützt im Inneren des Befestigungsringes entwickeln konnte. Im Laufe der Zeit kamen dann die weiteren Quartiere wie die Neustadt (auch Flüsseviertel genannt), das Hohentor und Buntentor, die Südervorstadt (auch Philosophen-Viertel genannt), Neuenland, die Gartenstadt Süd sowie Huckelriede hinzu.

Der Rückbau der Befestigungsanlagen zog sich hin, weil er nicht am Stück, sondern in Etappen vollzogen wurde. Nach ersten Arbeiten auf dem Stadtwerder 1796 wurden von 1802 bis 1804 die Wälle und Brustwehren abgetragen. Das Hohentor wurde schließlich 1823 abgerissen, das Buntentor dann 1861.

Veranstaltungen zum Jubiläum

Heute ist der Stadtteil voller Menschen, die die Geburtsstunde der Neustadt anlässlich des 400. Jubiläums gerne feiern wollen. Und zwar alle gemeinsam und nicht nur diejenigen, die in der Alten Neustadt leben. Diesen Eindruck hat zumindest Stadtteilmanagerin Astrid-Verena Dietze, die vor einigen Wochen engagierte Menschen aus dem Stadtteil zum Ideensammeln eingeladen hatte.

Das Ergebnis: Die eine große Geburtstagsparty werde es im Jubiläumsjahr nicht geben, sagt Dietze. Was der Veranstaltungskalender auf der Internetseite des Stadtteilmanagements zu bieten habe, seien dafür „viele kleinere Veranstaltungen, die alle unter das Thema ‚gemeinsam miteinander verbunden‘  zu fassen sind“, so Dietze.

Das könnten beispielsweise Straßenfeste ebenso sein wie Vorträge, ein historisches Kneipenquiz, Kulinarisches, Ausstellungen, Filmvorführungen, Ausflüge oder andere Aktionen. „Hauptsache, die Leute kommen zusammen und beschäftigen sich mit der Neustadt“, so Dietze.

Doch ein genauerer Blick auf den Kalender zeigt: So viele Veranstaltungen sind es noch gar nicht. Unglaublich viele Ideen zum Jubiläum habe es auf dem einberufenen Treffen gegeben, versichert Dietze. „Wirklich konkrete Aktionen und Veranstaltungen sind aber nur vergleichsweise wenige bisher bei uns angemeldet worden“ bedauert die Stadtteilmanagerin.

Sie hofft daher, dass es noch mehr werden. „Das Jahr ist ja noch lange nicht zu Ende“, sagt Dietze. Und sie ruft die Neustädterinnen und Neustädter auf, die im Laufe des Jahres noch eine Idee umsetzen möchten, sich direkt ans Stadtteilmanagement zu wenden. Damit sie Hilfe und Rat einholen und schließlich einen neuen Termin in den Kalender eintragen können.

„Wir wissen von ein paar Aktionen größerer Einrichtungen, die noch geplant sind, aber auch dazu gibt es noch keine festen Termine“, sagt Dietze. Daher lohne es sich, immer mal wieder in den Online-Kalender zu schauen, um die laufend neu hinzukommenden Veranstaltungen nicht zu verpassen.

Imagewandel am linken Weserufer

Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt: Wer in den früheren Jahren in der Neustadt lebte, hatte es nicht leicht. Zwar gab es seitens der Stadt Anreize für eine Besiedelung der Alten Neustadt. Doch die vollen Bürgerrechte ließen lange auf sich warten.

Ein weiteres Wahrzeichen des Stadtteils kann das bestätigen: Den „kleinen Roland“ nach Vorbild des großen Gegenstücks vor dem Bremer Rathaus stiftete 1737 die 1. Neustädter Bürgerkompanie ursprünglich als Schmuck des öffentlichen Brunnens im Pferdegang der Osterstraße. Um ein Zeichen zu setzen, gegen die Ungleichbehandlung und für das Selbstbewusstsein der Neustädter. Heute steht die Figur am Neuen Markt.

Auch heute noch gibt es Menschen in Bremen, die den Spruch „links der Weser wohnt man nicht“ gebrauchen. „Aber eigentlich gilt das heute gar nicht mehr, das hat sich mittlerweile eher komplett gedreht“, findet Dietze.

Heute sei die Neustadt ein beliebter Wohnort für Familien, junge Leute, aber auch ältere Menschen. „Und das Solidarische im Stadtteil ist auch etwas ganz Besonderes“, hebt Dietze hervor. „Viele suchen erst einmal das Wir, das ist für viele Menschen hier ganz wichtig.“

Info

Wer bis Jahresende noch eine Jubiläumsaktion zum 400. Geburtstag der Neustadt anbieten möchte, kann sich direkt an Astrid-Verena Dietze und ihr Team vom Stadtteilmanagement wenden. Das ist telefonisch unter der Rufnummer 416 69 79 und per Mail unter info@neustadtbremen.de erreichbar.

Die Jubiläums-Termine werden laufend aktualisiert und sind auf der Internetseite des Neustädter Stadtteilmanagements zu finden unter www.neustadtbremen.de/400-jahre-neustadt/

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