Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Ärger im Kleingartengebiet Zuständigkeits-Gerangel: Müllkippe auf Bremer Parzelle

In einem Bremer Kleingartengebiet in Flughafennähe ärgern sich Anwohnerinnen über Müll auf einer ehemaligen Parzelle. Warum sich an dem Zustand erst einmal nichts ändern wird.
31.07.2023, 06:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Zuständigkeits-Gerangel: Müllkippe auf Bremer Parzelle
Von Karin Mörtel
Inhaltsverzeichnis

Auf diesem Sofa mag sich bestimmt keiner mehr einkuscheln: Völlig verdreckt steht es in zwei Teile zerfallen auf einer ehemaligen Parzelle im Kleingartengebiet An der Wolfskuhle. "Höchstens die Ratten bauen sich darin vielleicht noch ein gemütliches Nest", vermutet Barbara Grützner. Sie ist eine von mehreren Anwohnerinnen, die sich über den Haufen Unrat ärgern, der da in ihrer Nachbarschaft am Alter Kuhweideweg heranwächst.

Neben dem Sofa liegen kaputte Gartenstühle, ein Autokindersitz und weiterer Müll in zum Teil aufgeplatzten Tüten. "Ein Teil ist auch schon vom Wind weggeweht worden", hat Renate Neumann-Breeger beobachtet. Auch sie wohnt in der Nähe und ärgert sich über die Menschen, die im Kleingartengebiet heimlich ihren Müll abladen.

Neuerdings kippen Unbekannte auch noch ihren Erdaushub auf den herumliegenden Müll, berichtet Neumann-Breeger. Und die ehemalige Spielhütte auf dem verlassenen Grundstück ist vollgestopft mit prall gefüllten Gelben Säcken.

Wem gehört die verlassene Parzelle?

Der Grund, warum die Nachbarschaft so genau sehen kann, was auf der Parzelle los ist, liegt an der fehlenden Hecke. Denn die wurde von der Autobahngesellschaft Deges entfernt, um einen neuen Weg zu den umliegenden Kleingärten anzulegen. Der wiederum ist nötig gewesen, weil der alte Weg zu den Gärten mittlerweile Baustraße ist  für den Lückenschluss der A 281 bis zum Autobahnzubringer Arsten. Um den neuen Weg bauen zu können, hat der Bund die Parzelle vom Vorbesitzer der Eigentumsparzelle gekauft. Dass die Parzelle aktuell im Besitz des Bundes ist, haben die Nachbarinnen in mühsamer Detektivarbeit herausgefunden. Fündig sind sie auf dem Grunderwerbsplan geworden, der Teil der Planfeststellungsunterlagen zum laufenden Autobahnprojekt in Flughafennähe ist.

Was sagt die Autobahngesellschaft zu dem Müll-Problem?

Olaf Dürkop ist Projektleiter bei der Autobahngesellschaft Deges, die den Weiterbau der A 281 plant. Dürkop bestätigt, dass dem Bund die Parzelle gehört. "Und wir haben bei der Übernahme bereits sehr viel Müll entfernt, das hätten wir gar nicht machen müssen", sagt der Projektleiter. Danach sei ein Bauzaun als Abgrenzung des benötigten Baufeldes aufgestellt worden – er verläuft mitten durch die ehemalige Parzelle.

"Alles außerhalb der Bauzäune nehmen wir nicht in Anspruch", sagt Dürhop. Und es sei auch nicht Aufgabe einer Autobahngesellschaft, laufend den neu hinzugekommenen Müll fremder Leute zu entsorgen. Aus seiner Sicht sei daher die Stadt Bremen dafür zuständig, den Unrat jenseits des Bauzauns zu entfernen.

Wie beurteilt die Stadtreinigung die Situation?

Mit der Bremer Stadtreinigung (DBS) haben die Anwohnerinnen bereits häufiger Kontakt gehabt. In der Hoffnung, dass die Stadt den Müll entsorgt, haben sie E-Mails geschrieben und auch Antworten erhalten. Nur keine, die sie zufriedenstellt. Die Stadt sei nur auf öffentlichem Grund zuständig, heißt es von der DBS. Und das sei auf dem betroffenen Gelände nicht der Fall.

Denn am Alter Kuhweideweg handele es sich um privaten Grundbesitz der Bundesstraßenverwaltung. "Grundsätzlich dürfen wir aber ausschließlich Ablagerungen auf tatsächlich rechtlich öffentlichem Grund entfernen. Dabei werden auch keine Ausnahmen gemacht", schreibt eine Sprecherin der DBS. Nachzulesen sei das im Errichtungsortsgesetz und dem Bremischen Landesstraßengesetz.

In diesem Fall müsste somit die Bundesstraßenverwaltung kontaktiert werden, "da diese verpflichtet sind, sich um die Entsorgung des Mülls auf ihrem Gelände zu kümmern".

Kann der Kleingartenverein etwas unternehmen?

Dass Menschen ihren Sperrmüll, Erdaushub oder Gelbe Säcke illegal abladen, ist dem Vorstand des betroffenen Kleingartenvereins unbegreiflich. "All diese Dinge kann man kostenfrei entsorgen, es ist merkwürdig, wie manche Leute mit ihrem Müll umgehen", sagt Jens Groskurth.

Die Eigentumsparzellen am Alter Kuhweideweg gehören offiziell nicht zum Vereinsgelände An der Wolfskuhle. Und trotzdem hofft der Vorstand, dass der Müllhaufen nicht noch weiter anwächst und sich doch noch eine Lösung für die Entsorgung findet. "Wir hatten Glück und haben bisher noch keine massiven Probleme mit illegalem Müll gehabt", sagt Groskurth.

Wenn Vereinsmitglieder bislang auf öffentlichem Grund Unrat entdeckt hätten, "haben wir bisher gute Erfahrungen mit dem Mängelmelder der Stadtreinigung gemacht, das wird schnell abgeholt", sagt der Vereinsvorstand.

Was denken die Nachbarinnen?

So gelassen sind die Anwohnerinnen beim Anblick der wachsenden Müll-Ecke nicht: "Wir wollen doch nur, dass sich jemand darum kümmert, doch das klappt nicht, wenn sich keiner zuständig fühlt", sagt Barbara Grützner.

Renate Neumann-Breeger treibt eine weitere Sorge um. "Wo schon etwas liegt, werden auch immer weitere Sachen hinzugestellt", sagt sie. Aus ihrer Sicht ist daher nun klar, was passieren wird: "Das wird hier immer mehr Müll werden, wenn niemand etwas unternimmt."

Info

Liegen wilde Müllablagerungen auf öffentlichem Grund herum, können Bürgerinnen und Bürger über den Mängelmelder der Bremer Stadtreinigung darauf aufmerksam machen und eine Entsorgung veranlassen. Der Mängelmelder ist über das Internet unter www.bremen.mängelmelder.de erreichbar.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)