Sie sind eigentlich ein Provisorium, doch bereits seit einigen Jahren eine feste Größe in Oberneuland: Die leuchtend gelben Wohncontainer des Übergangswohnheims (ÜWH) am Oberneulander Vinnenweg. „Seit 2016 gibt es die Containeranlage mit befristeter Baugenehmigung“, sagte Ortsamtsleiter Matthias Kook während der jüngsten Sitzung des Beirates Oberneuland in der Oberschule Rockwinkel. „Und es soll dort weitergehen, eine Baugenehmigung gibt es aber noch nicht“, so Kook.
Eigentlich ist die Baugenehmigung bereits ausgelaufen und die neue lässt noch auf sich warten. „Bislang wird es aber weiter geduldet“, berichtete Tobias Lehr, Leiter des für Zuwanderungsangelegenheiten zuständige Referates. 120 Plätze hat das Übergangswohnheim, davon seien derzeit 91 Plätze belegt. Der Altersdurchschnitt sei dabei ungewöhnlich niedrig, so der Referatsleiter, und doch: „Das Übergangswohnheim läuft sehr gut, wir haben dort keine Beschwerden“.
Verlängerung um zehn Jahre
Beschwerliche Reisen und traumatische Erlebnisse haben jedoch die Bewohner hinter sich, und hier spiegelt sich auch die aktuelle weltpolitische Entwicklung wider: „Wir haben durch den Krieg in der Ukraine wieder mit einem starken Flüchtlingsstrom zu kämpfen, ebenso aus Syrien“, sagte Tobias Lehr, „und deshalb haben wir ein großes Interesse daran, das Übergangswohnheim weiterzuführen“. Denn auch das konnte er berichten: „Das Übergangswohnheim wird sehr gerne bewohnt und gut angenommen“. Daher werde eine Verlängerung der Baugenehmigung um weitere zehn Jahre angestrebt. Der Zufluss an Geflüchteten werde jedenfalls nicht geringer, sagte Tobias Lehr: „Und deshalb ist es nicht in unserem Kopf, die Einrichtung zu schließen. Wir sind mit dem Standort sehr glücklich, nichts spricht gegen eine Verlängerung“.
Betreiberin des Übergangswohnheimes ist die Awo Bremen und deren Fachbereichsleiter Uwe Eisenhut berichtete: „Das ÜWH am Vinnenweg ist eine der ruhigsten Einrichtungen, das mag aber auch am Stadtteil Oberneuland liegen“. Von den derzeit 91 Bewohnern seien 42 Kinder, elf von ihnen seien im Kindergartenalter und von diesen elf Kindern seien wiederum sieben in Kitas im Stadtteil untergebracht. 22 Schulkinder gibt es, davon besuchten 16 Schülerinnen und Schüler öffentliche Schulen. Und auch sonst können die Kinder und Jugendlichen in das gesellschaftliche Leben eingebunden werden – mit dem Haus der Familie in Horn-Lehe sowie dem Jugendzentrum Sasu in Oberneuland bestehe laut Eisenhut eine Zusammenarbeit.
Kampa-Häuser sind beliebt
Und auch die sogenannten Kampa-Häuser, die ebenfalls am Vinnenweg stehen, werden von der Awo Bremen betreut. Mit 61 Bewohnern sind diese Wohnmöglichkeiten momentan komplett belegt, wobei Tobias Lehr auch sagte, dass diese Häuser nicht dazu gedacht seien, dort dauerhaft zu wohnen. „Es gibt jedoch Probleme, Wohnungen in der richtigen Größe für die großen Familien zu finden“, ergänzte Uwe Eisenhut. Außerdem seien die Kampa-Häuser die beliebtesten Unterkünfte, sagte Tobias Lehr, was die Motivation, eigenen Wohnraum zu finden, mitunter nicht gerade erhöht: „Die Menschen wollen da eigentlich nicht ausziehen“. Uwe Eisenhut musste aber auch ein wenig Wasser in den Wein schütten: „Wir würden uns freuen, wenn die Ehrenamtstätigkeit wieder das Niveau erreicht, das vor Corona im Jahr 2019 bestand.“
Uwe Bornkeßel von der FDP musste dem zustimmen: „Die Ehrenamtlichen haben sich leider anders orientiert“, wobei das Engagement im Zuge des Krieges in der Ukraine in Oberneuland seiner Ansicht nach vorbildhaft gewesen sei. Und auch Tobias Lehr konnte die nachteilige Entwicklung auf dem Ehrenamtssektor beobachten: „In Coronazeiten ist das zurückgegangen. Und da gibt es immer noch Vorbehalte, das wieder aufzunehmen“. Beiratssprecherin Tamina Kreyenhop berichtete ebenfalls von einer geradezu extremen Abnahme des ehrenamtlichen Engagements: „Die Vereine und Parteien suchen ebenfalls Nachwuchs“.
Wunsch nach einem Wochenmarkt
Auf der Suche ist auch Jürgen Maaß vom hiesigen Edeka-Markt. Er möchte einen Wochenmarkt auf seinem Gelände etablieren: „Dabei entscheide aber ich, wer dort steht“, sagte er, ein Tapeziertisch käme etwa nicht infrage. Qualität soll also vorherrschen und seinem eigenen Geschäft keine Konkurrenz machen. Ein Mix an Waren soll es werden, „zum Beispiel suchen wir einen Biofleischer“, und insgesamt würden acht Wagen gesucht werden. Ein paar habe er auch schon gefunden, ein Pferdefleischer zum Beispiel würde sofort kommen. „Aber das kann ich in Oberneuland nicht bringen“, meinte er, und insgesamt sei es doch recht schwierig, ernst zu nehmende Betreiber zu finden – allgemeiner Tenor sei: „Wir haben kein Personal“. Und doch geht die Suche weiter und Jürgen Maaß stellt sich zum Beispiel Antipasti vor, Honig und Öle und auch Haushaltswaren. „Ich nehme nur Strom- und Reinigungsgebühren und der Markt soll mittwochs von 8 bis 14 Uhr laufen.“