- Was soll im Bereich Bau und Wohnen passieren?
- Wie verändert sich das Angebot für den Verkehr?
- Wie soll Kattenturm mehr Grün bekommen?
- Was ist im Bereich Soziales geplant?
- Wie sieht es mit der Finanzierung aus?
Das Gesicht von Kattenturm-Mitte wird sich gewaltig verändern – so viel steht bereits heute fest. Aus dem vielerorts trist wirkenden Armutsquartier soll sich ein lebendiger, lebenswerter Ort mit neuen Möglichkeiten für seine Bewohnerinnen und Bewohner entwickeln.
Das Werkzeug, das Bremen dafür einsetzt, heißt Integriertes Entwicklungskonzept, das Fachleute gemeinsam mit der Ortspolitik und lokalen Akteuren in den vergangenen Jahren erarbeitet haben. In dem 90 Seiten starken Ergebnispapier ist zum Beispiel festgelegt, an welchen Stellen neue Häuser entstehen, mehr Grün zwischen dem Beton Platz bekommt und neue soziale Projekte eine Heimat finden werden.
Das Konzept haben Senat und Bürgerschaft bereits kurz vor der zurückliegenden Wahl beschlossen. Kattenturm ist damit offizielles Fördergebiet des Bund-Länderprogramms "Sozialer Zusammenhalt". "Bis man die ersten Veränderungen deutlich sehen und spüren wird, dauert es allerdings noch zwei bis vier Jahre", sagt Stadtplaner Patrick Chojnowski. Er ist in der Baubehörde mitverantwortlich für die städtebauliche Entwicklung in Kattenturm.
Er zieht die Parallele zum Neustädter Ortsteil Huckelriede: Dort ist es der Stadt bereits gelungen, den Niedergang einiger Quartiere zu verhindern durch einen Mix an Projekten aus den Bereichen Bau, Verkehr, Umwelt und Soziales. Wie der Aufschwung auch in Kattenturm gelingen soll.
Was soll im Bereich Bau und Wohnen passieren?
Gleich an zwei Stellen in Kattenturm Mitte werden in den kommenden zwölf Jahren große Neubauten entstehen. Diese so in den Stadtteil zu integrieren, dass die Gebäude und deren Innenleben auch zu den Bedürfnissen der Menschen vor Ort passen, ist die Aufgabe der Stadtplaner: Zum einen wird die Gewoba im Zentrum neben den Straßenbahnschienen ein neues Haus auf dem Parkplatz östlich des Marktes errichten. Neben Sozialwohnungen in den Obergeschossen bietet das Erdgeschoss Platz für öffentliche und soziale Einrichtungen. Die Flächen sind unter anderem als neue Heimat für das Ortsamt Obervieland und das Quartiersmanagement Kattenturm angedacht.
Zweites Großprojekt wird ein Ersatzbau für den heute sehr heruntergekommen wirkenden Komplex an der Gorsemannstraße sein, in dem sich das Ortsamt und die Polizei befinden – und früher auch einmal die Post beheimatet war. Die Privatinvestoren, denen die Immobilie gehört, scheinen im Zuge der Neuplanung ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Stadt zu haben. Ein Glücksfall für Kattenturm.
Damit bis zum Abriss und Neubau der Leerstand nicht zu einem zusätzlichen Problem für die Umgebung werden kann, wird die Zwischenzeitzentrale sich darum kümmern, vorübergehend Leben in die teilweise verlassenen Räume zu holen.
Langfristiges Ziel der Planer ist es, besonders junge Menschen mit attraktiven Wohnungsangeboten nach Kattenturm-Mitte zu locken. Der Gewoba-Neubau soll daher beispielsweise auch Wohnungsgrößen bieten, die diese Zielgruppe ansprechen. Die Hoffnung: Studierende, Auszubildende und Familien in der Gründungsphase könnten das Zentrum beleben.
Eine weitere Idee richtet sich an die ältere Generation im Quartier: Angedacht ist ein Pilotprojekt, das umzugsinteressierten Senioren helfen soll, ihr zu groß gewordenes Eigenheim frei zu machen und in ihrem gewohnten Quartier eine möglichst barrierefreie Wohnung zu finden.
Wie verändert sich das Angebot für den Verkehr?
Besonders Menschen, die zu Fuß, mit dem Rad sowie mit Bus und Bahn unterwegs sind, sollen in Zukunft bessere Möglichkeiten bekommen, sich bequem und sicher durch den Ortsteil zu bewegen. Eine der größten Veränderungen ist die geplante Zusammenlegung der Bus- und Straßenbahnhaltestellen in Kattenturm-Mitte als zentralen Umsteigepunkt an den Straßenbahnschienen.

Kein unnötiges Laufen mehr: Bus und Straßenbahn sollen in Kattenturm-Mitte eine gemeinsame Haltestelle bekommen.
An dieser Stelle soll auch eine so genannte Mobilitätsstation entstehen, an denen Angebote wie Car- und Bike-Sharing, ein Scooterverleih, eine Fahrradabstell- und Ladestation und ein Café zu finden sind, in dem man sein Fahrrad reparieren kann. Zu den Fragen, wie das gelingen und aussehen kann, ist kürzlich eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden.
Fußgängerinnen und Fußgänger können sich beispielsweise auf barrierefreie Haltestellen und zusätzliche Querungshilfen über die Alfred-Faust- und die Theodor-Billroth-Straße freuen. Das soll helfen, sich sicherer zwischen dem Bürgerhaus Gemeinschaftszentrum Obervieland, dem Kattenturmer Zentrum und dem neu gestalteten Cato-Bontjes-van-Beek-Platz bewegen zu können.
Mit dem Rad soll es in Zukunft leichter sein, sich innerhalb Kattenturms zu bewegen und sein Fahrrad sicher abstellen zu können. Dazu sollen vorhandene Radwege zum Teil ausgebaut oder ergänzt werden. Außerdem ist geplant, die vorhandenen Radwege besser an das Radpremiumnetz der restlichen Stadt anzubinden.
Wie soll Kattenturm mehr Grün bekommen?
Mehr Grün statt Grau lautet das Motto, um das Wohnumfeld in Kattenturm an vielen Stellen deutlich aufzuwerten. Zum einen, um der Nachbarschaft eine lebenswertere Umgebung zu schaffen, in der die Menschen sich gerne aufhalten. Zum anderen, um den Ortsteil besser an die klimatischen Veränderungen anzupassen. Das bedeutet, wo immer es geht, den Rückbau von Pflaster und Beton, um mehr Versickerungsfläche sowie Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen. Auch neue Straßenbäume sowie Grün an Hauswänden und auf Dächern gehört zum Gesamtpaket der geplanten, ökologischen Aufwertung des Wohnumfelds.
Eine geeignete Stelle sehen die Planer beispielsweise an der heutigen Bushaltestelle Anna-Stiegler-Straße. Denn diese wird ja in einigen Jahren nicht mehr benötigt, wenn der zentrale Umsteigepunkt Realität geworden ist. Außerdem sollen die Nord- und Südzugänge zum Kattenturmer Zentrum zu grünen Boulevards ausgestaltet werden.
Im Wolfskuhlenpark am Rande des Ortsteils läuft zusätzlich bereits ein Projekt zur ökologischen Aufwertung und Gewässersanierung. Mit modernen Methoden erproben Fachleute an dieser Stelle, wie das regelmäßige Kippen des kleinen Sees verhindert werden kann.
Was ist im Bereich Soziales geplant?
Ein Lernhaus als Anlaufpunkt für die vielen Familien, die Unterstützung in ihrem Alltag benötigen, ist ein langjähriger Wunsch in Kattenturm. Neben der Grundschule Stichnathstraße soll es gebaut werden – so viel steht schon fest. Ein Teil des dafür benötigten Geldes kann aus den Stadtebaufördermitteln für Kattenturm kommen. Der Löwenanteil muss allerdings von der Bildungsbehörde aufgebracht werden. Angesichts der angespannten Haushaltslage bleibt also weiterhin unklar, wann das Lernhaus gebaut werden kann.
Kinder und Jugendliche sollen außerdem mehr Platz zum Spielen, Bewegen und gemeinsamen Treffen erhalten. Dafür soll es zunächst unter Beteiligung der jüngsten Menschen in Kattenturm eine Spielleitplanung für den gesamten Ortsteil geben. Darauf aufbauend geht es dann beispielsweise an eine Runderneuerung des Spielplatzes Stichnathstraße.
Ein weiterer Wunsch aus dem Stadtteil ist, dass Obervieland in Kattenturm eine eigene Stadtteilbibliothek bekommt. Das könnte wahr werden, falls für den Betrieb die Mittel von der Stadt aufgebracht werden können. Mitgedacht wird sie jedenfalls schon – in den Anforderungen, die der Ersatzbau für das alte Post- und Ortsamtsgebäude erfüllen soll.
Wie sieht es mit der Finanzierung aus?
Im Integrierten Entwicklungskonzept Kattenturm sind über 30 Einzelprojekte festgeschrieben, die unter Federführung der Baubehörde umgesetzt werden sollen. Darin stehen auch die veranschlagten Summen und die Geldgeber für die Projekte. Demnach sieht es mit der Umsetzung vieler Vorhaben in Kattenturm sehr gut aus. Knapp 18 Millionen Euro sind für den Ortsteil fest eingeplant aus dem Bund-Länder-Förderprogramm "Sozialer Zusammenhalt". Diese müssen quasi scheibchenweise bis zum Jahr 2035 von den Projektverantwortlichen abgerufen werden, je nachdem, welche Projekte im aktuellen Jahr im Fördergebiet umgesetzt werden.
Zusätzlich zu dieser als sicher geltenden Summe kommen noch gut 25,5 Millionen dazu, die ebenfalls nach Kattenturm fließen sollen. Das sind wiederum Mittel, die entweder private Grundstückseigentümer, Wohnungsunternehmen, städtische Gesellschaften oder Behörden heranschaffen müssen, um die vorhandenen Fördermitteln zu ergänzen. Sei es für das Lernhaus, die Stadtteilbibliothek, den zentralen Umsteigepunkt oder für Gebäude wie den Neubau der Gewoba.