- Wie viel Geld bekommt die Farm von der Stadt?
- Wird das Geld ab 2024 weniger oder mehr werden?
- Welche Angebote musste die Farm bisher streichen?
- Wie stellt sich die Farm angesichts der unsicheren Zukunft auf?
Diese Uhrzeit, fünf Minuten nach zwölf, sie wurde schon oft bemüht, um deutlich zu machen, dass es nun fast schon zu spät ist, um das Ruder noch einmal herumzureißen. Auch das Team der Jugendfarm Habenhausen sieht sich an diesem Punkt auf der Uhr und wird nicht müde zu betonen, dass der Farm in nicht allzu ferner Zukunft die Schließung droht, wenn sich nicht bald etwas ändert.
Doch was muss sich ändern, damit es der Farm wieder besser geht und die umwelt- und tierpädagogische Arbeit dort mit den Kindern und Jugendlichen sorgenfrei weiterlaufen kann zwischen dem Misthaufen, dem Ponystall und dem Schweinegehege? Der STADTTEIL-KURIER hat bei Farmleiterin Jutta Weber nachgefragt.
Wie viel Geld bekommt die Farm von der Stadt?
Aus dem Stadtteilbudget für die offene Kinder- und Jugendarbeit in Obervieland bekommt die Farm 2024 etwa 135.400 Euro. Im Jahr 2022 waren es noch fast 193.000 Euro gewesen und damit 40 Prozent des Geldes, das dem Stadtteil insgesamt aus diesem Fördertopf der Sozialbehörde zur Verfügung steht. Seit 2023 wird auf drei Jahre verteilt schrittweise gekürzt. 2,7 Personalstellen können aktuell auf der Farm von dem Geld noch bezahlt werden, "aber keine Betriebskosten", betont Weber.
Die vorerst letzte Sparrunde steht 2024 an mit weiteren 2,5 Prozent, die wegfallen werden. Dann erhält die Farm noch ein Viertel vom gesamten Stadtteilbudget. Ziel der Kürzungen ist es, den in Kattenturm liegenden Einrichtungen wie dem Funpark oder dem Jugendzentrum mehr Geld zu verschaffen, weil dort besonders viele Jugendliche wohnen.
Das Ferienprogramm der Farm wird von der Sozialbehörde aus einem überregionalen Fördertopf bezahlt. Etwa 41.200 Euro sind das 2023 gewesen. Aus diesem vor drei Jahren neu eingerichteten Topf können Einrichtungen wie die Jugendfarmen Geld beantragen, die viele junge Besucherinnen und Besucher bei sich betreuen, die nicht nur aus dem eigenen Stadtteil kommen.
Weiteres Geld kommt in den kommenden drei Jahren von der Umweltbehörde für Umweltbildung auf der Farm. Davon wird eine 30-Stunden-Stelle bezahlt, damit bis zu dreimal die Woche Schulklassen Umweltprojekte auf dem Farmgelände erleben können.
Auch der Hort auf dem Gelände der Jugendfarm wird finanziell von der Stadt unterstützt: In diesem Fall kommt das Geld von der Bildungsbehörde. Die Hortplätze für Kinder mit Förderbedarf werden von der Sozialbehörde finanziert.
Wird das Geld ab 2024 weniger oder mehr werden?
"Wir haben Signale aus dem Amt für Soziale Dienste erhalten, dass in den kommenden Jahren aufgrund der Unterfinanzierung eine bis zwei Einrichtungen im Stadtteil gar kein Geld mehr aus dem Stadtteilbudget für die offene Kinder- und Jugendarbeit erhalten können", sagt Farmleiterin Jutta Weber. Und das Team gehe davon aus, dass es nicht unwahrscheinlich sei, dass in diesem Zuge der Farm der Geldhahn komplett zugedreht werden könnte.
Große Hoffnungen setzt die Farm in die laufenden Haushaltsverhandlungen der Bremischen Bürgerschaft. Weil dort bestimmt wird, ob das Geld für die Jugendarbeit in den Stadtteilen erhöht wird. Zum einen, um die drastisch gestiegenen Personal- und Betriebskosten aufzufangen. Zum anderen, um die Jugendarbeit in Bremen insgesamt besser mit Geld auszustatten. Denn dass der Bereich sehr deutlich unterfinanziert ist, stellen auch die Fachleute aus der Sozialbehörde regelmäßig öffentlich fest.
Im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung werden die Jugendfarmen sogar explizit genannt als Orte, die finanziell "im Zusammenspiel mit Jugend- und Bildungsressort", so heißt es dort wörtlich, abgesichert werden sollen. "Wir hoffen nun sehr, dass auf die Worte auch Taten folgen", sagt die Farmleiterin.
Welche Angebote musste die Farm bisher streichen?
Seit 2023 ist die Farm bereits montags für die Öffentlichkeit geschlossen. Seit Anfang des Jahres 2024 empfängt die Farm nun vormittags auch keine Schulklassen mehr zur Fütterung der Tiere. "Wir können kein außerschulischer Lernort mehr sein", bedauert Jutta Weber. Die Stelle der Person, die bisher die Schulkinder empfangen und auf der Farm begleitet hat, musste Weber aufgrund der aktuellen Kürzungen streichen.
"Unsere Hoffnung war, dass die Bildungsbehörde hier einen Teil der Finanzierung übernimmt, doch bisher sieht es leider nicht danach aus", sagt Weber. Die Schulleiterinnen der Obervielander Grundschulen hatten sich Ende Januar geschlossen mit einem Solidaritätsbrief dafür eingesetzt, das Geld dafür bereitzustellen. Aus ihrem stark begrenzten Eigenbudget der Schulen seien die beliebten Farmbesuche jedenfalls nicht finanzierbar, so die Schulleiterinnen. Die Kinder würden jedoch von dem Kontakt zu Tieren und Natur stark profitieren.
Wie stellt sich die Farm angesichts der unsicheren Zukunft auf?
"Im Team überwiegt trotz der schlechten Lage das Gefühl, dass wir es schaffen, die Farm am Laufen zu halten", sagt Farmleiterin Jutta Weber. Es sei jedoch klar und keine leere Drohung: "Wir müssen wirklich kämpfen, damit wir nicht schließen müssen."
Sollte die Förderung der offenen Jugendarbeit durch das Sozialressort in den kommenden Jahren wegbrechen und im Haushalt kein zusätzliches Geld eingeplant werden, sei ein komplettes Umdenken gefragt. Drittmittel aus anderen Fördertöpfen seien zwar eine Option, "aber die Zeit für die Antragstellung für Einzelprojekte nimmt überhand", sagt Weber. Zeit, die dann für die eigentliche Arbeit mit den Kindern fehle.
Und so kommt es, dass Spendengelder in den Fokus rücken. "Schon seit zwei Jahren wird das Thema Sponsoring und Tierpatenschaften immer wichtiger für uns", sagt Weber. Ohne die Spenden von Firmen, Stiftungen und Privatpersonen würde heute schon vieles nicht mehr möglich sein, die fehlende Stelle können sie aber laut der Farmleiterin nicht ausgleichen. Weber beschreibt die Stimmung auf der Farm mit Blick auf die Bremer Politik und Gesellschaft so: "Diesen besonderen Ort gibt es seit 40 Jahren, und wir hoffen einfach darauf, dass der Wille in der Stadt da ist, uns nicht untergehen zu lassen."